LiteraturBuchbesprechungen, Themen der Bibel

Wiederhergestellter Gottesdienst

In dem vorliegenden Buch widmet sich Benjamin Kilchör, Professor für Altes Testament an der STH Basel, den letzten Kapiteln des Buches Hesekiel. Dabei steht vor allem die Frage im Vordergrund, wie die Unterschiede in den kultischen Bestimmungen zwischen Hesekiel und dem Pentateuch zu verstehen sind und welche Rückschlüsse sie auf die Entstehung und Datierung der jeweiligen Bibeltexte zulassen. Kilchör kann mit guten Argumenten zeigen, dass (entgegen teils gegenläufiger Thesen der liberalen Theologie) der Pentateuch nicht nach, sondern vor dem Buch Hesekiel entstanden sein muss und das Buch Hesekiel im Exil seinen Ursprung hat. Gerade mit der letzten Verortung stellt sich Kilchör mit guten Gründen gegen einen wesentlichen Teil der neueren Hesekielforschung, die das Buch nachexilisch datieren möchte. Diese Thesen weist Kilchör anhand detaillierter Einzeluntersuchungen zu den Aufgaben der Priester in Hesekiel 40-48 und dem Pentateuch (u.a. Lev 1-9; Num 3; 7; 32-35) nach.

Kilchör, Benjamin: Wiederhergestellter Gottesdienst. Eine Deutung der zweiten Tempelvision Ezechiels (Ez 40-48) am Beispiel der Aufgaben der Priester und Leviten. Herder: Freiburg 2020. 328 S. Gebunden: 65,00 €. ISBN: 978-3-451-37795-2

Die Arbeit hat damit eine sehr eng gesteckte inhaltliche Ausrichtung, die sich auf eine spezielle Thematik der Entstehung von Texten zu priesterlichen Vorschriften im Alten Testament fokussiert. Die Frage, wie genau die Tempelvision in Hes 40-48 insgesamt zu verstehen ist, welcher Art der darin beschriebene Tempel ist und in welcher Weise sie auf eine Verwirklichung zielen, steht damit nicht im Vordergrund. Nach Kilchör weist der Text „auf eine eschatologische Deutung der zweiten Tempelvision hin, die den Ezechieltempel weder als von irdischem Geschehen unberührtes himmlisches Heiligtum auffasst, noch Anweisung sein will für den Bau eines weiteren Tempels“ (238). Er versteht sie damit „nicht als Gegenentwurf zum nachexilischen Tempel“, sondern als stark bildhafte Vision über allgemeines „eschatologisches Geschehen“ (238). Obwohl man sich als Leser eine konkretere Verortung der Vision gewünscht hätte, bleibt die starke Zurückhaltung wohl der starken inhaltlichen und methodischen Beschränkung der Forschungsarbeit geschuldet. Nichts­destotrotz ist die Arbeit Kilchörs eine wichtige Detailuntersuchung, die die traditionelle Beziehung zwischen Pentateuch und Hesekiel sowie eine exilische Einordnung des Prophetenbuches auf dem Niveau aktueller wissenschaftlicher Forschung bekräftigt.