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Die Wahrheit der Heiligen Schrift: Wahrheit in Wort und Person für uns

Die Wahrheit Gottes war immer umstritten. Wie aber zur Wahrheit zurückfinden, wenn der Mensch in einer Welt der Lüge lebt. Gott hat einen Weg geöffnet, indem er sein Wort offenbart hat. Er sprach in diese Welt hinein. Das Wort wurde aufgeschrieben. Dieses Wort hat Gott durch das lebendige Wort Jesus Christus beglaubigt und gezeigt, dass er ganz verlässlich ist. So ist auch sein Wort. Die richtige Antwort darauf kann nur sein, dass wir mit diesem Wort leben und es in uns leben lassen. Nur so haben wir die Möglichkeit, in der Welt der Lüge auf die Verlässlichkeit Gottes gestützt zu leben.

Beginnt man über dieses Thema nachzudenken, so merkt man, dass es ein fast Endloses ist. Da es als Bibelarbeit bezeichnet wurde, habe ich mir die Freiheit genommen, es exemplarisch zu behandeln. Zur Hauptsache will ich mich auf die Schriften des Apostels Johannes beschränken. Dabei möchte ich in einem grundsätzlichen Teil auf den Wahrheitsbegriff bei Johannes eingehen und in einem zweiten Teil von den Zeugen für die Wahrheit des Wortes Gottes und zum Schluss über einige Konsequenzen, die sich aus einem Überzeugtsein von der Wahrheit der Heiligen Schrift ergeben, sprechen.

1. Was ist Wahrheit?

Zuerst also etwas Grundsätzliches zum Begriff Wahrheit. Wir beginnen mit einigen Fragen. Als Jesus vor Pilatus stand, sprach er zu ihm von der Wahrheit, was die inzwischen berühmte Frage beim Richter auslöste: „Was ist Wahrheit?“ Wie immer sie auch gemeint war, dass sie eine unechte Frage war, zeigt die Tatsache, dass er nicht auf eine Antwort wartete. Auf recht unpilatische Weise, d.h. jetzt, auf ehrliche Weise, wollen wir dieselbe Frage stellen, um unserem Thema etwas näher zu kommen.

Was ist Wahrheit? Wie wird der Begriff im Besonderen bei Johannes verwendet? Bei uns bedeutet Wahrheit normalerweise ein Aussagesatz, der der Wirklichkeit entspricht. Ein Gericht zum Beispiel, das in einem Prozess die Wahrheit sucht, ist bemüht, die wirkliche Geschichte herauszufinden. Zu diesem Zweck prüft es die Aussagen aller Zeugen. In diesem Sinn kann das Wort auch in der Schrift verwendet werden.

Dass der Apostel aber auch auf für uns recht ungewöhnliche Weise mit diesem Begriff umgehen kann, ist den meisten von uns wohl schon aufgefallen, wenn er behauptet, dass eine Person Wahrheit sei. So lässt er Jesus Christus sagen: „Ich bin die Wahrheit“. Und in 1Joh 5,6 macht er die Aussage: „Der Geist ist Wahrheit“. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass er im selben Brief ein Gebot, also einen Imperativ, als wahr bezeichnen kann. Übrigens, wenn wir bedenken, dass Jesus die Wahrheit selbst sein soll, gewinnt die Reaktion des Pilatus an Bedeutung. Nach seiner Frage steht er ja auf, und indem er hinausgeht, kehrt er der Wahrheit in Person den Rücken und verlässt sie.

Johannes‘ Auffassung von Wahrheit ist also doch ungewöhnlich. Gibt es einen Schlüssel zu seinem Denken an dieser Stelle?

Man hat ihn im ersten Kapitel seines Evangeliums zu finden gemeint. Zweimal spricht er dort von Gnade und Wahrheit. Man hat wohl zu Recht darauf hingewiesen, dass wir hier das alttestamentliche Begriffspaar chesed und emeth hätten. Chesed ist die stetige Liebe, die sich wiederholt als Erbarmen zeigt. Das Wort wird gern mit Barmherzigkeit übersetzt, kann aber durchaus mit Gnade wiedergegeben werden, was Johannes unter der Leitung des Heiligen Geistes getan haben mag. Emeth ist ein vielseitiges Wort, verwandt mit Glauben, Vertrauen, auch mit Amen, einer Vokabel, die direkt vom Hebräischen übernommen ist und „wahrlich“ bedeutet. Emeth wird oft mit Wahrheit übersetzt, spricht aber eigentlich von Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit. Chesed und emeth sind Eigenschaften eines Gottes, der seinen geschichtlichen Bund mit seinem Volk Israel hält und es immer wieder zurück in die Gemeinschaft mit ihm ruft.

Obwohl uns in erster Linie der Begriff Wahrheit interessiert, kann diese Wahrheit nicht ohne die Gnade gedacht werden.

Als ich hierüber nachdachte, wurde mir mein Gott wirklich groß. Das hat mich wirklich bewegt. Wir haben einen Gott, der in sich vollkommen, absolut konsequent ist. Er bleibt sich selbst absolut treu. Was er verspricht, und sei es was immer auch, das hält er. Er bleibt seinem Wesen treu. Er ist absolut verlässlich.

Diese zwei, chesed und emeth, oder Gnade und Wahrheit bei Johannes, sind aber auch die Eigenschaften des Gottes, der nicht nur zurück auf seinen Bund sieht, den er gemacht hatte, sondern der in die Zukunft sieht, der sein Heil im Messias verheißen hat. Und wie noch nie zuvor werden diese Eigenschaften Gottes dann in diesem Messias, dem Sohn Gottes, geoffenbart. Wir lesen davon in Joh 1,14-18:

„Und das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns“ („zeltete“ vielleicht im Blick auf die wandernde Stiftshütte). „Und wir sahen seine Herrlichkeit, Herrlichkeit wie eines Eingeborenen beim Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugte von ihm und rief aus: Dieser ist es, von dem ich sagte, der, der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher denn ich. Und aus seiner Fülle empfingen wir alle Gnade um Gnade, weil das Gesetz durch Mose gegeben wurde, die Gnade und die Wahrheit durch Jesus Christus wurden. Niemand hat Gott je gesehen“ (eigentlich auch nicht Mose, aber jetzt wird er sichtbar). „Der eingeborene Sohn, der an der Brust des Vaters war, derselbe gab Erklärung“ (so dass er zu Philippus sagen kann: „Siehst du mich, dann siehst du Gott, den Vater“).

In allen seinen Begegnungen geht es um Auseinandersetzung oder um Freundlichkeit, immer sieht man bei Jesus absolute Gnade und Wahrheit. Er gibt Erklärungen. Er zeigt, wer Gott ist in seinem Wesen.

Es ist möglich, dass Johannes das griechische Wort für Wahrheit in ähnlichem Sinne verwendet wie Paulus das griechische Wort für Glauben, wo er es im Sinne von „treu“ gebraucht. So pflegt Paulus an Timotheus zu schreiben: „Treu ist das Wort.“ Der Übersetzer verändert gern, aber ich meine, das Wort „treu“ ist immer noch das beste. Es ist ungewohnt für uns, weil es sich nicht um eine Person handelt. Treu ist das Wort: Es wird uns nie im Stich lassen, weil wir es darin mit Gott selbst zu tun haben.

Obwohl uns in erster Linie der Begriff Wahrheit interessiert, kann diese Wahrheit nicht ohne die Gnade gedacht werden, auf jeden Fall nicht an dieser Stelle unseres Themas. Nehmen wir z.B. Joh 8, Verse 32-36: In Vers 32 sagt Jesus: „Und ihr werdet die Wahrheit kennen“. Unter der Voraussetzung, dass man sich mit Jesus und seinem Wort beschäftigt, hat man diese Verheißung. Man kann die Wahrheit finden, muss nicht im Nebel bleiben, muss nicht vor dem Tor des Pluralismus stehen bleiben. Es gibt eindeutige Aussagen in der Schrift. „Ihr werdet die Wahrheit kennen, und“ jetzt kommt das Bezeichnende — „die Wahrheit wird euch befreien“, Erlösung bringen, Heil, Rettung von Gebundenheit. Diese Gebundenheit kommt in Vers 34 zum Ausdruck: „Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde.“ D.h. heute sündigen wir, weil wir Sünder sind. Die ersten Menschen sündigten und wurden dadurch zu Sündern. Vers 36: „Wenn also der Sohn euch befreit, werdet ihr wirklich frei sein.“ Die Wahrheit befreit. Jetzt ist es der Sohn, der frei macht, er, die Wahrheit. Wir haben es hier mit einer gnädigen, heilsbringenden Wahrheit zu tun.

Nehmen wir auch Kapitel 5,39-40: „Ihr sucht in den Schriften, weil ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben.“ Die Meinung war richtig. „Und diejenigen sind es, die von mir zeugen, und ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr Leben habt.“ Dieses Wort, diese Wahrheit, bringt Leben.

Wahrheit bei Johannes ist die Eigenschaft der glaubwürdigen Verlässlichkeit.

Unsere erste Antwort auf die Frage „Was ist Wahrheit?“ lautet also: Wahrheit bei Johannes ist die Eigenschaft der glaubwürdigen Verlässlichkeit. Man verlässt sich auf jemanden oder auf etwas, weil er oder es glaubwürdig ist. Es handelt sich um Verlässlichkeit, die uns besonders in der Christusbotschaft in enger Verbundenheit mit barmherziger Gnade begegnet und so uns zum Heil dient. Das ist der Zweck. D. h., gepaart mit Gnade ist Wahrheit die Rettung durch Christus, die Rettung, die Leben bringt.

Diese Wahrheit ist aber noch mehr. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass sowohl der Heilige Geist als auch Jesus Christus bei Johannes als Wahrheit bezeichnet werden. In Johannes 1 kommen Gnade und Wahrheit zu uns in der Person Jesu Christi. Und im Alten Testament sind dies Eigenschaften Gottes. Es ist also Gott selbst, der gnädig und wahrhaftig ist. Wir kommen damit zu unserer zweiten Antwort: Wahrheit ist eine Person.

Dieses findet seine Bestätigung im 1. Johannesbrief. Dort erwähnt der Apostel dasselbe Begriffspaar, das er im Evangelium äußerte, hier aber mit anderen Vokabeln. Hier spricht er von Liebe und Licht. Zweimal sagt er, was Gott ist. Gott ist die Liebe, die sich als Gnade und Barmherzigkeit zeigt, und er ist Licht, das uns als Heiligkeit und Wahrhaftigkeit begegnet. Nun schreibt der Apostel in Kapitel 1, Vers 5: „Die Botschaft, die wir von ihm gehört und euch weitergegeben haben, ist diese, Gott ist Licht.“ Wahrheit ist also auch eine Botschaft. Da haben wir die dritte Antwort. Und die Botschaft ist Wahrheit. Jesus sagt zu seinem Vater: „Dein Wort ist Wahrheit.“

Diese Wahrheitsbotschaft wird von Gott gegeben. Er gibt sie weiter, aber nachdem sie weitergegeben worden ist, bleibt sie sein Wort, nicht das Wort des Nächsten. Sehen wir z.B. Johannes 17,14 an: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben.“ Und als es gegeben war, war es immer noch das Wort seines Vaters. Vers 18: „So wie du mich in die Welt sandtest, sandte ich sie auch in die Welt.“ Jesus geht in die Welt mit dem Wort seines Vaters. So schickt er seine Jünger mit demselben Wort, dem Wort des Vaters. In Vers 20 heißt es: „Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden“ – durch ihre Verkündigung, aber diese Verkündigung ist das Wort von Jesus, welches das Wort seines Vaters war.

So wird neu­tes­tamentliche Verkündigung genau wie alt­testamentliche Verkündigung Gesetz, Autorität, Weisung, Thora.

Mit Hilfe des Gottesgeistes wird das Wort weitergegeben, so dass es Gottes Wort bleibt. Johannes 14,24: „Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein.“ Es ist schon bei ihnen angekommen, aber es ist nicht das Wort von Jesus, sondern das Wort, das ihm gegeben war. „Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich schickte“. Vers 26: „Der Fürsprecher, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und wird euch an alles erinnern, das ich euch sagte.“ Der Schüler oder Student an einer christlichen Ausbildungsstätte liest diesen Vers sehr gern oder ruft ihn kurz vor dem Examen in Erinnerung. In erster Linie dürfte er sich aber beziehen auf die exakte Weitergabe des Wortes von Jesus und des Vaters, wenn die Jünger das Wort später in den Raum setzen. Darauf bezieht sich wohl auch das Doppelbegriffspaar „binden und lösen“. D. h.: Jesus autorisiert seine Jünger, neutestamentliche Propheten zu sein. Es wird nicht etwas gebunden, sondern Personen werden verpflichtet. Zu binden heißt, zu verpflichten. Zu lösen heißt, zu entbinden von Verantwortung. Wir haben hier also eine Aussage über den Inhalt des Wortes Gottes und über die Grenzen des Wortes Gottes. D.h.: Den Jüngern von Jesus wird mit Hilfe des Geistes das Wort Jesu und Gottes weitergegeben, und mit diesem Apostelwort werden Menschen verpflichtet werden. So wird neutestamentliche Verkündigung genau wie alttestamentliche Verkündigung Gesetz, Autorität, Weisung, Thora. Und, wo die Grenzen dieses Wortes sind, da sind Menschen entbunden. Da hört’s auf. Was die Apostel sagen, ist das Wort Gottes. Das tun sie mit Hilfe des Heiligen Geistes.

Man vergleiche hier die Aussagen Davids über seine Worte, die in der Schrift festgehalten werden. Er sagt: „Der Geist Gottes sprach durch mich.“

Oder denken wir an Paulus, wenn er zu Timotheus schreibt (2Tim 3,16): Nicht eingegeben, nicht inspiriert ist die Schrift. Nicht werden Worte, die bereits vorhanden sind, mit Geist versehen. Es geht um den Ursprung des biblischen Textes. Es lohnt sich, hier genauer zu übersetzen, auch wenn es in unserem Ohr ungewöhnlich klingt: „Alle Schrift ist Gott-gehaucht.“ Ihre Worte kamen über die „Stimmbänder“ Gottes. Und obwohl Menschen sie gesprochen und geschrieben haben, sind sie Gottes Wort, weil sie von ihm kamen – auch wenn sie über Menschenmund oder Menschenhand an uns gelangen.

Oder denken wir an das Wort von Petrus in seinem 2. Brief (1,21): Heilige Männer Gottes wurden getragen vom Geist Gottes. Es war der Geist Gottes, der Auskunft gab, Aufschlüsselung, Deutung der Dinge, der Wirklichkeit wie Gott sie sieht, von seiner Perspektive.

Es braucht also die Hilfe des Geistes. Mit seiner Hilfe sagen die Boten Gottes genau das, was Gott gesagt hatte. Somit ist die Gleichsetzung von Wort und Wahrheit, bzw. Schrift und Verlässlichkeit – denn wir verstehen mit Johannes Wahrheit als Verlässlichkeit – gegeben. Diese Tatsache der Gleichsetzung von Schrift und Verlässlichkeit oder Wahrheit weitet den Blick bei folgenden Stellen.

1Joh 1,6+8: „Wenn wir sagen, wir haben Gemeinschaft mit ihm, und wir führen unseren Weg in der Dunkelheit, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.“ Was ist Wahrheit? Wahrheit ist das Wort der geoffenbarten Schrift. Diese Wahrheit, eine spezifische, sie wird gelebt, wie Luther sagt, das sind „Lebworte“. Vers 8: „Wenn wir sagen, wir haben nicht Sünde, so leiten wir uns selbst irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“, die Wahrheit, die Gott gesprochen hat, die Verlässlichkeit, das Treue.

Wir können das Zeugnis von Jesus und das Zeugnis von Gott im Tun von Jesus nicht ausein­ander­dividieren. Es gehört untrennbar zusammen.

Ist nun die Wahrheit eine Person und zugleich eine Botschaft, so ist auch die Botschaft eine Person. Joh 17,26: „Und ich gab ihnen Kenntnis von deinem Namen und werde Kenntnis geben.“ Verkündigung heißt für Jesus, Gott zu erklären, seinen Namen zu offenbaren. „Bisher habt ihr nicht gebeten in meinem Namen“. Er selbst war da. Aber wenn er weggeht, dann hat man nur den Namen. Aber der Name erinnert an die Person. Gott sehen wir nicht, aber wir haben seinen Namen. Aber damit wir den unsichtbaren Gott verstehen, braucht es die Klärung, die Verdeutlichung, die Auslegung, die Offenbarung dieses Namens. Die Bibel ist eigentlich im Grunde die Offenbarung des Namens Gottes bzw. der Namen Gottes. „Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan“.

Oder man vergleiche auch Apg 4,12 wo Petrus sagt: „Es ist in keinem anderen Namen das Heil.“ Es wird ein Name verkündet. Paulus sagt in Kolosser 1: „Jesus Christus, den verkünden wir weit und breit.“ Wir verkünden eine Person. So spricht er auch in Phil 1. Er weiß um andere, die falsche Motive haben, aber sie sprechen wenigstens von Christus in ihrer Verkündigung, und darüber freut er sich. Das ist keine ökumenische Freude. Das ist eine Freude über das Wesentliche in der Verkündigung. Er könnte aber heulen, wenn er an die Beweggründe denkt. Gottes Wort zu verkündigen heißt, Gott selbst zu verkünden und seinen geoffenbarten Sohn, Jesus Christus.

Ich fasse zusammen. Was ist Wahrheit? Wahrheit ist bei Johannes eine Eigenschaft Gottes und Christi, die besonders mit Gnade gepaart ist und so zur Heilswahrheit wird. Sie ist sodann die Person Gottes und Christus selbst. Sie ist zum Dritten die Botschaft, in der Jesus Christus, der zu Gott führt, im Mittelpunkt steht, also die biblische Botschaft.

2. Zeugen der Wahrheit

Kommen wir in einem zweiten Teil zu den Zeugen für die Wahrheit. Es gibt zwei Arten von Zeugen für die Zuverlässigkeit der Bibel, solche, die sich außerhalb, und solche, die sich innerhalb der Schrift befinden. Bei einer Bibelarbeit beschränken wir uns auf die zweite Art. Das bringt das Problem des Selbstzeugnisses mit sich. Aber ich denke, jeder, wer immer auch, sollte die Möglichkeit haben, für sich selbst einmal zu sprechen, auch die Bibel. Allerdings, wenn man als einziger Zeuge zu seinen Gunsten auftritt, ist das keine gute Nachricht. In Joh 5,31 sagt Jesus: „Wenn ich von mir selbst zeuge (vorausgesetzt ist wahrscheinlich das ‚nur‘ oder ‚alleine‘, d.h. ,Wenn ich alleine von mir selbst Zeugnis ablegen sollte`), ist mein Zeugnis nicht wahr“. Es würde nicht als zuverlässig gelten im Gericht. Es wäre nur ein Zeuge, wo mindestens zwei oder drei notwendig wären. Im Fall von Jesus ist es immer wahr, das wissen wir, aber in den Ohren der Hörer wäre es nicht zur Genüge belegt.

Die innerbiblischen Zeugnisse für die Vertrauens­würdigkeit der Schrift können in zwei Gruppen geteilt werden: das Zeugnis unseres Herrn und die anderen Zeugen.

Die innerbiblischen Zeugnisse für die Vertrauenswürdigkeit der Schrift können in zwei Gruppen geteilt werden: das Zeugnis unseres Herrn und die anderen Zeugen. Das Zeugnis Jesu wiederum umfasst zwei Gebiete: Zeugnisse für seine Glaubwürdigkeit und seine eigentlichen Aussagen zur Wahrheit der Schrift. Die Schrift bemüht sich, uns zu zeigen, dass Jesus Christus wirklich die Wahrheit gesprochen hat, und dann lässt sie uns ihn auch hören.

Ziehen wir zunächst die Zeugen für seine Glaubwürdigkeit heran. Sie sind für uns vielleicht etwas sonderbar, aber nichtsdestoweniger sehr wichtig. Erster Zeuge ist sein Leben. Joh 8,46: „Wer von euch weist mir eine Sünde nach? Wenn ich aber die Wahrheit sage …“ (d..h. durch diese Unmöglichkeit, mir eine Sünde nachzuweisen, bin ich doch imstande, Wahrheit zu sagen. Ich bin qualifiziert). „Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt Ihr mir nicht?“ Ein Publizist namens Alfred Oder schrieb im Schwarzwälder Boten: „Es ist stets ein wenig verwirrend, wenn der falsche Mann die richtigen Sachen sagt.„ Das können wir nachempfinden. Aber im Fall von Jesus Christus ist das nicht so. Da sagt der richtige Mann die richtigen Sachen.“ Er ist qualifiziert. Sein Leben steht dahinter. Taten und Worte sind eine Harmonie.

Der zweite Zeuge ist der Täufer Johannes, von dem in Joh 5,33 durch Jesus gesagt wird: „Ihr habt Boten zu Johannes gesandt, und er ist Zeuge für die Wahrheit gewesen.“ Welche Wahrheit? Die Verlässlichkeit Gottes mit Gnade und Barmherzigkeit gepaart, in der Person von Jesus Christus geoffenbart. Von dieser Wahrheit hat Johannes Zeugnis abgelegt. Und ich möchte empfehlen, das Zeugnis von Johannes in Kap 1 und 3 noch näher zu studieren. Ich meine, wir haben dort mehr Text aus dem Munde von Johannes, als wir gewohnt sind anzunehmen.

Dritter Zeuge: Die Werke Jesu. In Joh 5,36 sagt unser Herr:

„Ich habe größeres Zeugnis denn das des Johannes, denn die Werke, die der Vater mir gab, dass ich sie ausführe, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat.“

In den Werken legt der Vater Zeugnis ab für den Sohn. Wir können das Zeugnis von Jesus und das Zeugnis von Gott im Tun von Jesus nicht auseinanderdividieren. Hier ist eine einmalige Situation, wo wir zwei Personen haben, die nicht zwei Personen sind in unserem üblichen Verständnis. Es gibt nur einen Gott im Wesen. Die drei in Gott sind im Grunde nur eine Person. Dennoch sind sie drei, drei Persönlichkeiten. Die Werke von Jesus Christus sind gleichzeitig Zeugen aller drei in der Dreieinigkeit: Zeugnis des Heiligen Geistes, Zeugnis des Vaters und auch sein Selbstzeugnis.

In seinem Zeugnis für die Wahrheit liegt die Zusammen­fassung der Sendung von Jesus Christus. Das wird im Gespräch mit Pilatus sehr deutlich.

Nun zu Jesus als Zeugen für die Wahrheit: In seinem Gespräch mit Pilatus wird deutlich, dass hierin, d.h. im Zeugnis Jesu für die Wahrheit, die Zusammenfassung seiner ganzen Sendung liegt. Joh 18,37: „Daraufhin sagte Pilatus zu ihm: Also bist Du ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, weil ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, damit ich zeuge für die Wahrheit. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ Hierin liegt die Königsherrschaft des Christus. Dies ist im Grunde dasselbe Thema wie das der Synoptiker, eine interessante Variation desselben Themas: Königreich.

Offenbarung 3,14 ist sehr bezeichnend:

„Dem Boten der Gemeinde von Laodicäa schreibe: „Dieses sagt der ‚Amen‘ [der alttestamentliche Gott, der der Wahrhaftige ist, der verlässliche Gott], der treue und wahrhaftige Zeuge, der Erste der Schöpfung Gottes“ [der Neuschöpfung].

Er begründet das, was Gott eigentlich in der Heilsgeschichte vor hat. Er ist das Erstexemplar als Fleisch gewordene Gottheit, Fleisch gewordenes Wort. Er ist das Erstexemplar der Neuschöpfung. Er ist der Anfang des Heils. Er bricht die Bahn, damit er (nach Kol 1) in allem, über allem im Leben, in Gedanken, Wort und Tat, immer den ersten Platz habe. Hier spricht der, der etwas zu sagen hat. Auffallend, wenn man einmal genau hinhört, was Jesus hier sagen will. Er ist Zeuge für die Wahrheit, nicht nur der Wahrheit, die Wirklichkeit entspricht, sondern Zeuge für die Verlässlichkeit Gottes.

In Joh 2,19-22 haben wir dann ein zweifaches Zeugnis von ihm:

„Jesus antwortete und sagte zu ihnen: Zerstört dieses Heiligtum, und in drei Tagen werde ich es aufrichten. Daraufhin sagten die Juden: 46 Jahre wurde an diesem Heiligtum gebaut, und du wirst es in drei Tagen aufrichten? Aber er sprach vom Heiligtum seines Lebens. Als er also von den Toten erweckt war, erinnerten sich seine Jünger daran, dass er ihnen dieses gesagt hatte.“

(Folge): „Und sie glaubten der Schrift“ (darum geht es Johannes) „und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.“

Ein zweifaches Zeugnis wird hier gegeben, ein Zeugnis für die Verlässlichkeit der Schrift, die die Auferstehung des Messias angekündigt hatte, und ein Zeugnis in der Auferstehung für die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu. In Kap. 10,35 sagt Jesus, die Schrift kann nicht gebrochen werden, denn Gott spricht dort, und er kann nicht die Unwahrheit sagen.

Wir denken an die Hebräerstelle: Gott kann nicht lügen.

3. Konsequenzen aus der Wahrheit

Die Einstellung zu Jesus Christus und die Einstellung zum Wort sind aufs Tiefste verknüpft.

Welche Konsequenzen ergeben sich nun aus dem Bekenntnis zur Schrift? Erste Konsequenz: Die Einstellung zu Jesus Christus und die Einstellung zum Wort sind aufs Tiefste verknüpft. In Offenbarung 19,10 hören wir: „Und ich fiel nieder zu seinen Füßen, ihn anzubeten. Sieh zu, sagte er zu mir. Tu es nicht. Ich bin dein Mitsklave und einer deiner Brüder. Bete Gott an“. Warum? Begründung: „Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Prophetie“. Ein Geist ist die Persönlichkeit einer Hülle. Die Bibel wäre wie eine Hülle, und ihre Worte tot, wenn nicht der Geist darin wäre, und dieser Geist ist die Substanz der Schrift, das Zeugnis des Messias. Kol 3,16 hat es also mit der ganzen Schrift zu tun: „Lasst das Wort des Messias reichlich unter euch wohnen“, die ganze Schrift. Wenn wir also eine gesunde Beziehung zu Jesus Christus haben wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass wir eine gesunde Beziehung zum Wort Gottes haben, denn die zwei können nicht auseinanderdividiert werden. Eine gesunde Beziehung zu Jesus Christus impliziert eine gesunde Beziehung zum Wort Gottes.

Zweite Konsequenz: Es ist notwendig, das Wort Gottes in uns zu tragen, wenn Vertrauen zu seiner Wahrhaftigkeit wachsen soll. In der Begegnung mit dem Wort selbst wächst der Glaube. Joh 5,38: „Und sein Wort habt ihr nicht bleibend (wohnend) in euch, weil dem, den er sandte, ihm glaubt ihr nicht.“ Das ist der Beweis dafür. Würde man sich aber mit dem Wort Gottes beschäftigen, dann könnte es einen prägen, und man hätte eine neue Beziehung zum Wort und zu Gott.

Und die dritte Konsequenz: Die Wahrheit des Wortes Gottes fordert unsere ganze Zustimmung und unser Engagement. Joh 3,33: „Wer sein Zeugnis empfing, besiegelte, dass Gott wahrhaftig ist.“ Hören wir das Zeugnis der Heiligen Schrift! Hören wir Worte Gottes! Und was soll dann geschehen? Siegel aus der Tasche! Das Wort besiegeln, mit dem Stempel versehen! Damit sagt man: Ich stehe jetzt mit meinem ganzen Leben dahinter.

Die Bibel wäre nur wie eine Hülle, ihre Wort wären tot, wenn nicht der Heilige Geist darin wäre als Zeugnis Jesu.

In der Offenbarung sind Wort Gottes und Zeugnis Jesu Christi konzentrische Kreise. Johannes ist verbannt, weil er zum ganzen Wort Gottes steht und weil er für das Zeugnis von Jesus Christus einsteht. Nach Kapitel 6 ist man bereit, dafür sein Leben zu lassen: Die Märtyrer sind enthauptet worden, weil sie zum ganzen Wort Gottes standen, im Besonderen zum Zeugnis Jesu Christi, das sich aber durch das ganze Wort Gottes zieht.

Wir dürfen der Heiligen Schrift vertrauen. Wenn wir einmal zögern in unserem Vertrauen zu Jesus Christus und zu unserem Vater, weil die Stürme im Leben so tosen, dann will das Vertrauen und will die Liebe abreißen. Dann wollen wir uns aber neu sagen lassen: Unser Gott ist verlässlich. Er ist vertrauenswürdig. Wollen wir weiter vertrauen! Es wird sich eines Tages gelohnt haben – denn: „Er ist treu, der versprach!“ (Hebr 10,23).