Auf zwei Werke soll an dieser Stelle hingewiesen werden, die einen kurzen Abriss über die Geschichte unseres heutigen Denkens in der westlichen Welt geben, insbesondere in der (transzendenten) Beziehung zu Gott.
Band 1 beleuchtet nach den Anfängen des Christentums die Bedeutung der Bibel für die Gesellschaft sowie anschließend das Zeitalter der Vernunft und die Postmoderne. Eine aktuelle Einschätzung des Autors insbesondere zu den Themen Aberglaube, Atheismus sowie Wissenschaft und Glaube schließt sich an. Das Buch richtet sich nach Angaben des Autors an Interessierte und Schüler der Oberstufe.
Band 2 versteht Klein sowohl als Ergänzungsband als auch in sich abgeschlossen. Er soll eher Studenten und Interessierte mit mehr Hintergrundwissen ansprechen. Klein formuliert in diesem Band Kritisches zu verschiedenen Epochen und Denkrichtungen der Geschichte, so z.B. zur Aufklärung, zur Postmoderne, zur 1968er-Bewegung etc.. Er bezieht allerdings auch bedeutende Denker mit ein, deren Thesen er kritisch würdigt (z.B. Rousseau, Freud, Marx). Lesenswert ist hier u.a. das Kapitel zum Fall Galilei. Klein stellt treffend den sog. Galilei-Mythos dar, der besagt, „ein Genius habe seine durch empirische Forschung gewonnenen Ergebnisse gegen religiöse Obskuranten (Fortschritts- und Bildungsfeinde) verteidigt und sei somit zum Vorboten der Befreiung des westlichen Denkens von allen Formen autoritärer Tradition geworden“ (S. 27).
Klein, Jochen: Christentum und Gesellschaft. Wovon wird unser Denken beeinflusst? Lychen: Daniel Verlag 2. Auflage 2020, 104 S., Paperback, 2,90 €. ISBN: 978-3-935955-09-6 und Klein, Jochen: Christentum und Gesellschaft. Kritisches zu aktuellen Strömungen. Lychen: Daniel Verlag 2023, 132 S., Paperback, 3,90 €. ISBN: 978-3-945515-95-2
Die beiden Bände sind kurzweilig geschrieben und eignen sich durchaus für einen ersten Überblick über das heutige Denken. Wegen der relativ großen Überschneidung wird für die Leser von Bibel und Gemeinde besonders der zweite Band empfohlen. An manchen Stellen wäre möglicherweise eine andere Kapitelbezeichnung (Kapitel 2 im ersten Band suggeriert, dass die Bibel der alleinige Maßstab bis zum Zeitalter der Vernunft gewesen sei) oder eine weitere Erklärung hilfreich gewesen (Kapitel 6 mit dem Thema „Gott und die Götter“ führt nicht für jedermann erkennbar zum Exkurs über den christlichen Fundamentalismus). Dem Inhalt tut dies jedoch keinen Abbruch.
Für Leser, denen die Werke von Francis Schaeffer und Carl Trueman zu lang und schwierig sind, sind diese knappen Bände eine gute, wenngleich stark verkürzte Alternative.