Bereits 1976 veröffentlichte Francis Schaeffer, der eine christliche Lebensgemeinschaft in der Schweiz leitete, ein Buch mit dem Titel „Wie sollen wir denn leben?” Darin zeichnete er den Weg der westlichen Kultur vom römischen Reich bis in die Moderne nach und fragt beständig nach der Rolle des christlichen Glaubens und der Christen. Die Gesellschaft, in der wir heute leben, bezeichnete er als eine, in der eine Linie zur Verzweiflung überschritten wurde. Auf dem Gebiet der Kultur ist das etwa daran zu erkennen, dass das Bejahen oder Verneinen von Werten völlig willkürlich geschieht. Man beklagt z.B. zugleich, dass zu wenig Kinder geboren werden und befürwortet ein freies Recht auf Abtreibung. Auf dem Gebiet der Religiosität gibt es keine Wahrheit und eine Mischung von Religionen erscheint als Ideal. Und auch im praktischen Leben nennen viele Menschen Treue, Liebe und Familie hohe Werte, während sie auch das Gegenteil bejahen.
Wie nur können und sollen Christen in einer solchen Zeit leben? Und wie können sie dabei sogar Orientierung für ihre Umgebung sein? Die Frage von Francis Schaeffer ist weiter brisant oder vielleicht sogar noch brennender. Denn heute scheinen sich große Teile der Christenheit einfach an ihre Umgebung anzupassen und haben weitgehend die Hoffnung aufgegeben, Licht für die Welt und Salz für die Erde sein zu können, wie Jesus es sagt. So folgen viele Kirchen seit Jahren den Wellen des Zeitgeistes statt sich konsequent an der Bibel auszurichten. Und die Lebensweise derer, die eigentlich ein entschiedenes Christsein leben wollen, unterscheidet sich kaum.
Klagen allein helfen nicht weiter, sondern nur das konsequente Suchen nach tragfähigen Antworten und das treue Gebet darum, dass Gott die Kraft dazu schenkt, dass wir auch nach seinem Willen leben. Es gibt aber durchaus ein paar Leitlinien, die uns bei der Frage „Wie sollen wir denn leben?” bestimmen können.
1. Zuerst sollten wir uns klar werden, was nicht zur Diskussion steht. Die Bibel spricht wiederholt davon, wie wichtig es ist, in den Strömungen der Zeit an den Grundlagen des Glaubens festzuhalten. So sagt Jesus zu der Gemeinde in Philadelphia (Offb 3,10f):
„Ihr habt mein Wort beherzigt, mit dem ich euch zum Durchhalten aufrief. Darum werde ich euch in der Zeit der Versuchung bewahren, die demnächst über die ganze Erde kommen und alle Menschen auf die Probe stellen wird. Ich komme bald! Haltet fest, was ihr habt, sonst bekommen andere den Siegeskranz!”
An der Bibel und an unserem Glauben an das Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes und dem Retter, können wir nicht herumdeuteln. Wenn wir fragen, wie wir leben sollen, dann wollen wir nicht wissen, wie wir uns durchs Leben schlängeln können, sondern wie wir dem Wort von Jesus in den täglichen Herausforderungen gehorchen. Wir wollen den Glauben an die Rettung aus der Sünde festhalten und dabei nicht den gängigen religiösen Gefühlen anpassen. Dies ist nur möglich, wenn wir wieder viel fleißiger die Bibel studieren, wenn wir sie kennen und lieben, weil wir hier die Stimme unseres Herrn Jesus Christus hören. Ich bin oft über mich selbst traurig, wie viel Zeit ich für alles Mögliche und Unmögliche finde, aber wie schwer es ist, Zeit für das Studium der Bibel freizumachen. Ohne das Wort Gottes zu schmecken, können wir nicht seinen Wert ermessen. Wir vergessen, welch klare Wegweisung wir dort finden und welchen Trost es uns schenkt.
2. Der zweite Bereich, der für die Suche nach der Antwort auf die Frage nach der richtigen Lebensweise entscheidend ist, ist das Leben in der Gemeinschaft der Christen. Es kann einfach keiner als Christ allein überleben. Wenn wir denken, dass wir Antworten für uns alleine finden müssten, dann entspricht das zwar dem Trend, aber es ist doch tatsächlich unmöglich. Es kann gar nicht jeder seine eigene Ethik oder auch nur seine eigene Lebensweise für sich selbst definieren. Wir werden immer nach anderen schauen, uns leicht an Trends und Moden ausrichten und dann manches als unseren ganz persönlichen Weg ansehen, was wir bei anderen abgekupfert haben. Wenn wir das sowieso tun, dann besser in einer Gemeinschaft, die sich nach Gottes Willen ausrichten will. Darum ermahnt uns die Bibel, bei den anderen Christen zu bleiben, mit ihnen gemeinsam nach Gottes Weg zu fragen, miteinander zu beten, miteinander Lasten zu tragen, den anderen höher zu achten als uns selbst, zu trösten, zu ermahnen, zu lieben. Weil Gott durch seinen Geist verschiedene Gaben an verschiedene Menschen in der Gemeinschaft verteilt hat und wollte, dass alle zusammen einen Leib bilden, sich ergänzen und voneinander abhängig sind, darum gibt es nur christliche Lebensweisen, die auch in Gemeinschaft zu leben sind.
3. Schließlich sind die Christen mit ihren Antworten nie eine Gemeinschaft nur unter sich. Sie sollen ihre Zuversicht, ihren Glauben an das Evangelium von der Liebe Gottes weitertragen. Der erste Schritt dazu ist, dass wir uns dieses Evangeliums nicht schämen, sondern uns daran freuen. Im nächsten Schritt suchen wir nach offenen Türen, um Wege zu Menschen zu finden, die Jesus noch nicht kennen. Die gibt es auch heute noch durch Gottes Gnade. Was den Menschen von der Welt als gute Nachricht und Freiheit verkauft wird, ist ja tatsächlich von Leere, Unfreiheit und Verzweiflung geprägt.