„Wohl alle Menschen haben tief in sich die moralische Wahrnehmung, dass gutes Handeln zu loben ist und böses Handeln nach Strafe verlangt.“ (S. 7) Der Autor, promovierter Chemiker und Philosoph, geht in seinem Werk den Fragen nach, ob es überhaupt Moral gibt, und wenn doch, wer bestimmt, was böse ist? Woher kommt das starke moralische Empfinden in uns Menschen? Denn jeder, der ein Opfer von Unrecht geworden ist, wird mit Recht empört sein, weil er tatsächlich falsch behandelt wurde. Spätestens dann wird er das Vorhandensein von Moral kaum als Illusion abtun. Wir wissen, es gibt Böses – aber dann muss es auch Gutes geben. „Gibt es ist nichts objektiv Gutes, dann sind auch die Wahrheit selbst und die Suche nach ihr an sich nichts Gutes und damit sinnlos.“ (S. 19) „Auch Menschen, die offiziell nicht an eine objektive Moral glauben, leben, denken und sprechen so, als ob ihre moralischen Urteile sinnvoll und berechtigt wären und damit etwas Objektives ausdrücken.“ (S.21)
Der Autor ist überzeugt, dass es objektive Moral gibt. Deshalb untersucht er verschiedene philosophische Aussagen dazu, die erklären wollen, dass Moral letztlich unpersönlich ist. Solche Philosophen können aber nicht wirklich erklären, woher moralische Tatsachen kommen. So Wielenberg: „Sie kommen von nirgendwo her und nichts, das außerhalb ihrer wäre, gründet ihre Existenz. Vielmehr sind sie fundamentale Ausstattungsmerkmale der Wirklichkeit, die selbst andere Wahrheiten begründen.“ (S. 81). Ja, viele Philosophen, darunter auch Atheisten und Agnostiker vertreten wieder einen moralischen Realismus: „Moral ist nun einmal eine fundamentale, nicht reduzierbare und nichtnatürliche Ausstattung der Welt.“ Ob Moral aber aus Materie kommen kann oder aus einer platonischen Welt und wie sie dann in einen Menschen übertragen werden kann, bleibt sehr fragwürdig.
Widenmeyer, Markus: Moral ohne Gott? Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral. Holzgerlingen: SCM Hänssler 167 S. Hardcover: 14,95 € ISBN: 978-3-7751-6169-5
Widenmeyer untersucht viele solcher Ansätze kritisch und nennt am Schluss Gründe dafür, dass das Moralische nur in Gott gründen kann, weil es objektive Moral nur geben kann, wenn es Gott gibt. Vorher widerlegt er die Gründe, die gegen solch einen personalen bzw. theistischen moralischen Realismus vorgebracht werden.
Seine Arbeit überzeugt, ist aber nicht leicht zu lesen, obwohl der Autor immer wieder gute praktische Beispiele in seine Argumentation einbaut. Ohne philosophische Vorkenntnisse wird man einige Mühe haben, obwohl auf S. 166 ein Glossar die wichtigsten Begriffe erklärt. Das Buch ist jedem (auch Nichtchristen) zu empfehlen, der logisches Denken mag und auch vor abstrakten Begriffen nicht zurückschreckt.