Obwohl Römer 13,1 deutlich sagt, dass alle Obrigkeit von Gott eingesetzt ist, erscheint es doch vielmehr so, dass Menschen sich ihre Regierungen selber wählen. Und auch in Hosea 8,4 klagt Gott sein Volk deswegen an. Wie passt das zusammen?
Die Vorstellung, dass jede Regierung von Gott eingesetzt war und ist, macht uns, wenn wir das durchbuchstabieren, große Probleme. Hat Gott also auch Hitler als Herrscher eingesetzt, der mit seinen vielen Helfern für den Tod von sechs Millionen Juden und noch mal so vielen anderen Gegnern, Soldaten und Zivilisten zahlreicher Länder, verantwortlich ist? Auch Stalin mit seinem grausamen Morden und Mao mit seiner tödlichen roten Ideologie waren dann von Gott eingesetzt. Das Gleiche aber gilt auch für jede demokratisch gewählte Regierung, wie etwa die derzeitige in Deutschland.
Die Frage berührt eine grundlegende Seite unseres Gottesverständnisses. Nach biblischer Lehre ist die Souveränität Gottes, also seine Macht und Herrschaft unbegrenzt. Deswegen wird sie auch weder durch die Macht des Teufels und seiner Dämonen eingeschränkt, noch durch die Ideen und das Handeln von Menschen. Alles, was geschieht, musste vorher an Gottes souveränem Willen vorbei. Ohne diesen kann nichts geschehen.
Athur Pink hat das in seinem Buch über die Souveränität Gottes so ausgedrückt:
„Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist Dein. Dein, HERR, ist das Reich, und DU bist erhöht zum Haupt über alles“ (1Chr 29,11).
,,Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist Dein. Dein, HERR, ist das Reich, und DU bist erhöht zum Haupt über alles“ (1Chr 29,11).
Die Souveränität GOTTES! Wir meinen die Herrschergewalt GOTTES, die Königswürde GOTTES, die Göttlichkeit GOTTES. Wenn wir sagen, dass GOTT souverän ist, dann sagen wir, dass GOTT GOTT ist.
Wenn wir sagen, dass GOTT souverän ist, dann sagen wir, dass ER der „allein Gewaltige ist, der König aller Könige und HERR aller Herren“ (1Tim 6, 15).
Wie anders ist doch der GOTT der Bibel als der Gott des modernen Christentums! Die Behauptung, GOTT „versuche Sein Bestes“, die gesamte Menschheit zu erretten, jedoch die Mehrheit der Menschen lasse sich nicht von IHM erretten, schließt die Aussage ein, dass der Wille des Schöpfers machtlos, der Wille des Geschöpfes jedoch allmächtig ist. Die Schuld dem Teufel zu geben, wie viele es tun, beseitigt nicht die Schwierigkeit, wenn Satan die Absicht GOTTES zunichte macht, dann ist Satan allmächtig und GOTT nicht mehr der Allerhöchste.
Zu sagen, dass der ursprüngliche Plan des Schöpfers durchkreuzt ist, heißt, GOTT zu entthronen. Zu behaupten, dass der Mensch der alleinige Bestimmer seines Schicksals sei und er deshalb Macht habe, seinen Schöpfer schachmatt zu setzen, heißt, GOTT die Eigenschaft der Allmacht abzusprechen. In einem Satz: Die Souveränität GOTTES zu leugnen, bedeutet, einen Pfad einzuschlagen, der, bis zu seinem logischen Ende verfolgt, zu blankem Atheismus führt.
Die Souveränität des GOTTES der Heiligen Schrift ist absolut, unwiderstehlich und grenzenlos. Wenn wir sagen, dass GOTT souverän ist, dann bezeugen wir Sein Recht, das Universum, das ER zu Seiner Ehre geschaffen hat, zu regieren, wie es IHM gefällt. Wir bezeugen, dass Sein Recht gleich dem Recht des Töpfers über den Ton ist; dass ER den Ton in die Gestalt formen darf, die ER auswählt, indem „ER aus demselben Klumpen ein Gefäß zu Ehren und ein anderes zu Unehren formt“ (Römer 9, 20.21 ).
Wir bezeugen, dass ER keiner Regel, keinem Gesetz untersteht außer Seinem eigenen Willen und Seiner Natur; dass GOTT sich selbst ein Gesetz ist; und dass ER unter keinerlei Verpflichtung steht, irgendjemandem über Sein Tun Rechenschaft abzulegen.
Souveränität kennzeichnet das gesamte Wesen GOTTES. ER ist souverän in allen Seinen Eigenschaften. ER ist souverän in der Ausübung Seiner Macht. Seine Macht wird ausgeübt, wie ER will, wann ER will und wo ER will. Diese Tatsache geht aus jeder Seite der Heiligen Schrift hervor.
Wenn wir uns nun die Frage stellen, wie wir damit umgehen sollen, dann ergeben sich verschiedene Konsequenzen. Erstens ist der Bereich der Souveränität Gottes für uns unzugänglich. Wir glauben, dass Gott so oder so die Fäden in der Hand hält. Kein ungerechter, bösartiger oder tyrannischer Herrscher steht je über Gott. Gott kann jeden von ihnen mit einem Hauch stürzen. Das bedeutet zweitens für uns, dass wir uns gemäß dem verhalten, was die Bibel uns sagt. Fordert uns Gott in seinem Wort auf, etwas zu tun oder zu lassen, so sollen wir das tun. Wir sollen uns etwa keine ungerechten Leiter auswählen. Wenn wir aus einer Form der Sklaverei, ohne Unrecht zu tun, frei werden können, dann sollen wir das tun. Steht ein Hitler oder Stalin auf dem Wahlzettel, so werden wir da nicht unser Kreuz machen. Drittens also handeln wir und suchen das Gute, auch wenn wir zugleich wissen, dass es niemals in unserer Hand liegt. Und für jede Sünde tragen wir die Verantwortung. Viertens können wir von der Haltung Daniels lernen, der die Sache schon als junger Mann durch Gottes Weisheit klar erkannte (Daniel 2,20-23):
Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke! Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht. Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter, daß du mir Weisheit und Stärke verliehen und jetzt offenbart hast, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns des Königs Sache offenbart.
Daniel lobt Gott über die vielleicht auch schmerzhafte Erkenntnis, dass Gott auch der Herr über ungerechter weltlicher Herrschaft ist und bleibt.
Ergänzende Antwort von Dieter Landersheim, Schwalbach:
Hosea 8,4 spricht davon, dass Israel bestimmte Männer zu Königen machte, ohne nach Gottes Willen zu fragen, wie zum Beispiel Jerobeam (1Kön 12,20), Amazja (2Kön 12,22), Asarja (2Kön 14,21) und Schallum (2Kön 15,10).
Heute ist es nicht anders. Es scheint nicht nur so, dass die Menschen ihre Regierungen selber wählen, sondern es geschieht nach ihrem Wissen und Wollen tatsächlich. Die Frage ist nur, wer ihren Willen bildet: der Allmächtige, der die Herzen aller formt (Ps 33,15), der alles nach dem Ratschluss seines Willens bewirkende Gott (Eph 1,11), der durch seinen Geist unter Einbeziehung aller Umstände dieser Welt alle Gedanken und Entscheidungen hervorruft.
Nur er weiß ja, was sein muss. Und dies bewirkt er. Sein Ratschluss kommt zustande (Jes 46,10). Alles, was ihm wohlgefällt, das tut er in den Himmeln und auf der Erde (Ps 135,6). Dabei steht ihm alles zu Gebote, alles gebraucht er für seine Zwecke, auch den Stimmzettel des Wählers. Wer will seiner Hand wehren (Dan 4,32)?
Die bestehenden Obrigkeiten sind also, wie der Fragesteller bereits festgestellt hat, von Gott verordnet (Röm 13,1). Mithin haben unsere Herzen Frieden.