Jeder konnte es auf der letztjährigen Konferenz spüren: Die zahlreichen Einschränkungen im Gemeindeleben und die vielen Ausfälle bei Tagungen in der letzten Zeit haben die Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern wachsen lassen. Darum lag auch eine Freude darüber in der Luft, dass die Konferenz mit dem Thema „Zuhause bei Gott“ stattfinden konnte. Es hatten sich so viele Freunde angemeldet, dass es eine Warteliste gab und schließlich auch noch Einzelne eine Absage bekommen mussten. Die sich ständig ändernden Vorschriften hatten im Vorfeld einen großen Organisationsaufwand für die Mitarbeiter im Gästezentrum in Rehe mit sich gebracht. Aber mit viel Geduld und großem Einsatz konnten die Probleme gelöst werden. Und dann konnte es losgehen.
Tobias Wagner aus Würzburg eröffnete die Tagung mit einem Einblick in das bewegte Leben des englischen Predigers und Schriftstellers John Bunyan. 1628 geboren wurde er wie sein Vater zuerst Kesselflicker. 1644 musste er allerdings als Soldat im englischen Bürgerkrieg kämpfen, was ihn nach seiner Heimkehr schließlich in eine tiefe geistliche Krise führte, die Gott gebrauchte, um eine entschiedene Umkehr zu Gott und seinem Wort in ihm zu bewirken. Im Alter von 25 Jahren predigte er landauf landab aus der Bibel. Er war selbst erstaunt darüber, wie gern und zahlreich die Menschen zu seinen Predigten kamen. Gott hatte ihm die Gabe einer anschaulichen und zu Herzen gehenden Redeweise geschenkt und seinen Zuhörern einen großen Hunger nach der Wahrheit Gottes. Aber natürlich war er kein ordentlicher Prediger der anglikanischen Kirche und als er mit der Predigt nicht aufhörte, wurde er 1660 verhaftet und sollte die nächsten 12 Jahre im Gefängnis verbringen. Es war ihm die schwerste Zeit seines Lebens, getrennt von seiner Frau und seinen vier Kindern.
Aber John Bunyan nahm die Zeit im Gefängnis als Leiden für Christus an und verbitterte nicht. Er konnte dort ein wenig Handarbeit machen, was der Unterstützung seiner Familie diente. Entscheidend war aber, dass er in der Gefangenschaft seine schriftstellerische Begabung entdeckte. Er verfasste unter anderem ein autobiographisches Buch, indem er seinen Weg zur Umkehr und zum Glauben an Christus beschreibt. Als er aus dem Gefängnis entlassen wird, predigt er weiter, was ihm noch einmal ein halbes Jahr Haft einbringt. In dieser Zeit beginnt er sein berühmtestes Werk „Die Pilgerreise zur ewigen Seligkeit“. Darin beschreibt er in einer Allegorie den Weg des Menschen zum Glauben und den Weg des Christen durch ein Leben voller Anfechtung und Führung durch Gott. Das Buch wurde zu einem Werk der Weltliteratur, geschrieben von einem Kesselflicker und Autodidakten. John Bunyan passte auch deswegen gut zu einer Tagung des Bibelbundes, weil er sich immer wieder für die hohe Bedeutung der Bibel für das Leben im Glauben einsetzte. In vielen Schriften wendet er sich gegen eine Leitung durch eine innere Stimme oder einen inneren Christus, den Gläubige über das offenbarte Wort setzen. Der Blick auf diesen Zeugen für Christus konnte wirklich ermutigen.
Ermutigend waren auch die Bibelarbeiten zu Kapiteln aus dem Buch Nehemia. Pastor Rudolf Möckel, der eine reiche Erfahrung als Seelsorger mitbringt, verstand mit dem Blick des Seelsorgers, die Herausforderungen für das Volk Israel nach dem babylonischen Exil darzulegen. Der Mut und die Umsicht von Nehemia ist ein hilfreiches Vorbild für viele Herausforderungen heute. Rudolf Möckel legte das an aktuellen Beispielen aus seiner Erfahrung dar, was die Geschichten in der Bibel verdeutlichen.
Dr. Berthold Schwarz wollte mit seinem Vortrag zuerst einmal Verständnis für Menschen wecken, die durch verschiedene Anfechtungen in Zweifel geraten können. Anfechtungen gehören einerseits zu jedem Glaubensleben. Andererseits können sie auch den Glauben bedrohen. Es ist eine gute christliche Tradition, sich mit den kritischen Anfragen an den Glauben auseinanderzusetzen und die bestmöglichen Antworten zu suchen. Der christliche Glaube ist auch denkender Glaube, weswegen bei Zweifeln nicht einfach ein „Das muss man eben glauben.“ angebracht ist, sondern ein Studium des Wortes Gottes, aller kritischen Argumente und der besten Antworten, die Christen zu geben vermögen. Aktuelle Anfragen ergeben sich z.B., wenn wissenschaftliche Erkenntnisse und Thesen zu Glaubenssätzen gemacht werden, wie das etwa mit der Evolutionslehre geschehen ist. Aber auch kritische Anfragen an die Bibel oder an die christliche Ethik müssen Christen aushalten und sich um Antworten bemühen. Wollen wir die nächste Generation stark machen, damit sie Anfragen und Anfechtungen bestehen kann, dann müssen wir sie lehren.
Ron Kubsch zeigte das beispielhaft am Umgang mit den sogenannten Bibelwissenschaften auf. Dr. Siegfried Zimmer und seine Worthaus-Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, insbesondere innerhalb der evangelikalen Bewegung für eine offene Aufnahme der Ergebnisse der Bibelwissenschaften zu werben. Dabei allerdings stehen oft nicht wirklich wissenschaftliche Erkenntnisse und eine gründliche Untersuchung des Bibeltextes im Vordergrund. Es ist vielmehr so, dass der Ansatz und die Ergebnisse der Bibelkritik schmackhaft gemacht werden sollen. Dabei aber werden z.B. die Wunder der Bibel in Zweifel gezogen, weil man mit einem bibelkritischen Ansatz alle Geschichten so liest, als ob nur Menschen und nicht Gott am Werk wären. Übrig bleibt dabei letztlich der Glaube an den Glauben von Christen früherer Zeit, aber nicht das Vertrauen auf Gottes Offenbarung. Es zeigt sich dabei auch, dass die ethischen Aussagen der Bibel mit dem Argument, sie seien aus der alten Kultur hervorgegangen, aber kein offenbarter Wille Gottes, zur Diskussion gestellt werden. Im Ergebnis scheint die Ethik des aktuellen Mainstreams die Höhe christlicher Ethik widerzuspiegeln. Gottes Wort darf nicht mehr widersprechen, sondern dem Menschen nur noch zustimmen. Das sind aber keine Qualitätsmerkmale echter Wissenschaft. Sie passen auch nicht zu einer Bibelwissenschaft, die die Bibel als Gottes Wort ernst nimmt.
Dr. Benjamin Lange ließ zum Abschluss der Konferenz deutlich werden, dass Gott den Menschen in dieser Welt in ein Zuhause gesetzt hat, das viele Zeichen seines göttlichen Handelns widerspiegelt. Gott hat sozusagen seine Handschrift auch in seiner Schöpfung hinterlassen. Dr. Lange ging es darum, zu zeigen, wie genau Abstände und Zeitenläufe innerhalb des Universums aufeinander abgestimmt sind. Wenn es dabei nur die kleinsten Abweichungen gäbe, wäre Leben nicht möglich. Gott hat sich viel Mühe gegeben, seine Herrlichkeit dem interessierten Auge zu zeigen. Er will, dass der Mensch nach dem Sinn von Gottes Handeln fragt und erkennt, dass Gott diese Welt geschaffen hat, damit hier die Erlösung durch seinen Sohn Jesus Christus Wirklichkeit werden konnte.
Wer bei Gott zuhause ist, der kann sich in dieser Welt leicht als Fremder fühlen. Aber davon spricht die Bibel deutlich und ermutigt uns, wie Ausländer in dieser Welt zu leben und dabei auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause bei Gott zu sein. Dieses ewige Zuhause wirft jedoch seine Schatten voraus. Ein Leben in Gemeinschaft mit Gott lässt schon erahnen, was es heißt, in Ewigkeit mit Gott zu leben.
2022 ist wieder eine Konferenz geplant. Dabei werden die Psalmen im Mittelpunkt stehen, die uns zu einem ehrlichen Glauben ermutigen und Kraft zum Beten und Loben Gottes schenken. Ich freue mich schon darauf.