Mit dieser insgesamt kurzen Abhandlung führt der sich der Brüderbewegung zuzählende Autor in einzelne Fragen der reformatorischen Theologie ein. Der Zusatz des Buchtitels klingt dabei etwas zu negativ an, was aber nicht irritieren sollte. Isenberg schreibt in sachlicher und fairer Weise, was auch Benedikt Peters, der in soteriologischen Fragen die reformierte/calvinistische Position einnimmt, im Vorwort bestätigt.
Isenberg gibt keineswegs einen gesamten Überblick über die reformatorische Theologie, sondern greift einzelne Aspekte heraus, die ihm aufgefallen sind und die ihn auch persönlich beschäftigt und geprägt haben. So erkennt der Autor im Gegensatz zur reformatorischen Theologie Unterschiede zwischen Israel und der Gemeinde mit sich daraus ergebenden Unterschieden in Endzeitfragen, grenzt sich von der Bundestheologie ab und hinterfragt einzelne Aspekte der fünf Punkte des Calvinismus (auch bekannt als TULIP). Hierbei verurteilt er nicht sämtliche Thesen, sondern vertritt meiner Einschätzung zufolge eine wohltuende Mittlerposition (ähnlich wie z.B. Norman Geisler), die sowohl die Souveränität Gottes mit der gleichzeitigen Verantwortung des Menschen in Einklang zu bringen versucht (so besonders deutlich in Kapitel 11).
Isenberg, Stephan: Reformatorische Theologie – was steckt dahinter? Persönliche Beobachtungen von Stephan Isenberg. Lychen: Daniel Verlag 2025, 127 S. Paperback: 9,90 €. ISBN: 978-3-945515-73-0
Dass seine Fragestellungen Auswirkungen auf das tägliche Christenleben haben, zeigt der Autor in den einzelnen Kapiteln gekonnt auf (z.B. bei der Frage nach der alten und neuen Natur oder in dem Verhältnis des Gläubigen zum Gesetz). Auch wenn Leser seinen Positionen nicht zustimmen, regen die aufgeworfenen Fragen zum Nachdenken an. Einzig die sehr häufigen Verweise auf die Literatur der vom Autor betriebenen Internetseite soundwords.de sowie auf sein eigenes Werk „Der vergessene Reichtum“ werden womöglich nicht zur größeren Akzeptanz bei Christen anderer theologischer Lager beitragen.
Fazit: Ein gelungenes, durchdachtes und trotz der persönlichen Ausgangsposition anregendes Werk. Möge es dazu beitragen, dass die Entzweiung unter den Christen angesichts der unterschiedlichen Denksysteme nicht zu-, sondern abnimmt.