LiteraturBuchbesprechungen, Themen der Bibel

Vaterunser – Hin­tergründe – Berg­predigt – Praxis

Abdul Memra ist Aramäer und widmet sein Buch der gesamten aramäischen Gemeinschaft. Sein Name ist offenbar ein Pseudonym, denn Memra ist die aramäische Entsprechung zum griechischen Logos, dem Wort. Er lebt schon lange in Deutschland und schreibt auf Deutsch. In seinem Büchlein zitiert er sehr viele Schriftstellen zur Erklärung seines Anliegens. Allein für die Schriftstellen-Angaben am Schluss benötigt er fünf zweispaltig gedruckte Seiten. Die Bibelstellen sind nach der Schlachter-2000-Übersetzung zitiert.

Der CMD-Verlag kündigt das Büchlein auf seiner Webseite so an: „Was ursprünglich eine göttliche Offenbarung war, ist heute zu einer toten Tradition geworden. In vielen Kirchen wird dieses Gebet regelmäßig gebetet und gesungen, doch was können wir wirklich daraus lernen? Was haben wir vielleicht übersehen oder missverstanden?“

Nach Vorwort und Einleitung stellt der Autor den Hintergrund und wichtige Grundsätze für das Gebet vor. Da liest man, dass Jesus das Gebet nicht selbst gebetet hat, weil das nur Schuldige sprechen. Er lehrte es aber seinen Jüngern. Und die Bergpredigt selbst lehrt uns auch beim „Unser Vater“, kein Heuchler zu sein und nicht zu plappern wie die Heiden. Es folgen praktische Bereiche des Gebetslebens.

Memra, Abdul: Vaterunser. Hin­tergründe – Berg­predigt – Praxis. Bochum: CMD/AGANDO 2025. 114 S. Paperback: 6,95 €. ISBN: 978-3-945973-68-4

Kapitel 3 beginnt mit der Vers für Vers Auslegung des „Unser Vaters“. Es enthält zwei größere und extra gekennzeichnete Exkurse. Einmal über das Reich Gottes. Darunter versteht der Verfasser das 1000-jährige Reich des Messias. Er begründet das ausschließlich aus dem Alten Testament und der Offenbarung, weil Matthäus seine „jüdischen Leser auf Jesus Christus hinweisen“ wollte (S. 37). Das erklärt allerdings nicht alle Schriftaussagen über das Reich Gottes bei Matthäus, Lukas und Paulus und die aktuelle Bedeutung des „Reiches“ für die Gemeinde. Sehr hilfreich ist der Hinweis, dass die alten Rabbiner (im Targum und bei Jonathan ben Uzziel) den Knecht Gottes in Jes 53,4-6 auf den Messias bezogen haben (S. 45). Der zweite Exkurs beginnt mit dem Absolutheitsanspruch unseres Herrn Jesus Christus, denn es sind nicht alle Menschen Kinder Gottes. Dann folgt die Bedeutung des Blutes des Herrn für die Gläubigen und der wichtige Zuspruch von 1Joh 1,7-10 für Sünden, die nach der Bekehrung geschehen.

Kapitel 4 schließlich geht auf die Praxis des Betens ein. Es ist eine Ermutigung, wie das ganze Büchlein, das alles mit vielen Bibelzitaten aus der ganzen Heils­ge­schichte belegt.