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ThemenZeitgeist und Bibel

In Wahrheit und Klarheit

Das Zeitalter der gepixelten Welt verführt uns dazu, dass wir Gottes Geschenk der Kommunikation gering achten. Wir hauen zu viel Unüberlegtes raus, verletzen vielleicht Menschen oder verwirren sie. Wir hören zu viel Wertloses und haben zu wenig Aufmerksamkeit für das Wort des Lebens. Unsere Kommunikation braucht eine Erneuerung zu dem, was Gott damit gemeint hat.

Mehr als jemals zuvor ist unsere Gesellschaft von Bewegung und von Pixelpunkten bestimmt. So sind wir in gewisser Weise wieder zu Nomaden geworden. Den meisten Menschen früherer Generationen kämen unsere Gewohnheiten mit Urlaubmachen, zur Arbeit pendeln und Umzügen sehr ungewohnt vor. Es war für einen Mann nicht unüblich, dass er in derselben Kirche – nicht weit von Zuhause – getauft wurde und heiratete, und auch die Trauerfeier für ihn dort stattfand. Das war die Kirche, die ihn dafür ehrte, dass er an 936 Sonntagen in Folge an jeder Sonntagsschule teilgenommen hatte. Bei meinem Großvater war es so. Er hat in seinem Leben vielleicht ein- oder zweimal im Gottesdienst der Gemeinde gefehlt, die ihn sein Leben lang begleitet hat. Der moderne Amerikaner zieht während seines Lebens im Durchschnitt 12 mal um, pendelt jeden Tag eine Stunde bis zu seiner Arbeit und zurück und macht dreimal im Jahr Urlaub.

Zu dieser ständigen Bewegung kommt, dass wir beinahe dauernd mit der gepixelten Welt durch unsere Smartphones verbunden sind. Uns erscheinen Technologien als normal, die unseren Großeltern wie Elemente aus Science Fiction vorgekommen wären. Ob wir in den Ferien sind oder zur Arbeit unterwegs, wir können ununterbrochen unterhalten werden. Wir können natürlich auch die Predigt unserer oder irgendeiner anderen Gemeinde auf der Couch im Wohnzimmer verfolgen. Wir könnten ein Haus am anderen Ende des Landes kaufen, ohne es vorher persönlich gesehen zu haben. Die Bildschirme, die wir mit uns tragen, sind absichtlich so konstruiert, dass unsere Augen daran festzukleben scheinen, unser Daumen auf und ab schiebt und die Wünsche unseres Herzens davon bestimmt werden.

Während wir also in Bewegung sind und gleichzeitig mit viel mehr Leuten (elektronisch) verbunden, als das jemals vorher möglich war, sind wir zugleich irgendwie unzufrieden und unerfüllt. Was wir an Filmen und Filmchen sehen, bewegt sich durch viele Kameraschnitte und kurze Sequenzen sehr schnell, angepasst an kurze Aufmerksamkeitsspannen. Junge Leute können heute schnell an Hunderten Menschen vorbeilaufen, während ihre Augen fest am Bildschirm mit seinen gepixelten Inhalten kleben. Während sich sein Herz in Wahrheit nach Gemeinschaft sehnt – mit Gott und mit anderen Menschen – verliert er die Fähigkeit, ein längeres Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu führen.

Wir haben mehr Freunde als jemals Menschen vor uns – auf den Plattformen der sozialen Medien – und zugleich immer weniger echte Freunde, die uns wirklich kennen. Wir haben zwar Überwachungskameras überall, aber fühlen uns zugleich unsicher und ängstlich. Wir haben viel mehr Wissen, aber wenig echte Freude. Wir könnten noch weiter aufzählen, wie durch unser medienzentriertes Leben unsere Kommunikation, unsere Fähigkeiten und Vorlieben verändert wurden. Allerdings ändert das alles nichts daran, dass jeder von uns ein Kommunikator ist: Das ist eine unveränderliche Tatsache durch alle Jahrhunderte und welche Medien auch immer genutzt werden. Die Frage ist deswegen diese: Sind wir treue Kommunikatoren?

Das Geschenk der Sprache

Als Gott in menschlicher Sprache zuerst mit Adam und Eva sprach, stellte er dadurch Gemeinschaft zwischen ihnen und sich selbst her. Gott hatte Adam und Eva so erschaffen, dass sie Sprache aufnehmen und verstehen konnten: Sie konnten die Bedeutung der sprachlichen Zeichen erfassen und selber darauf auch sprachlich reagieren. Weil der Mensch nach Gottes Bild erschaffen wurde und Gott kommunikativ ist, können auch die Menschen kommunizieren – mit Gott und mit anderen Menschen. Unsere Sprachfähigkeit kommt von Gott und spiegelt etwas von Gottes Wesen wider. Gott spricht zum Menschen über sich selbst. Das tut er mit unterschiedlichen Formen, aber immer durch Sprache, die es ermöglicht, Gott wirklich zu kennen, wenn auch natürlich nicht umfassend. Und weil jeder Mensch nach Gottes Bild gemacht ist, ist auch jeder Mensch ein kommunikatives Wesen, fähig, Bedeutung durch Sprache auszudrücken und so mit anderen zu teilen. Das ist ein wesentliches Element der menschlichen Identität.

Dabei ist Sprechen keine billige Sache. Es ist auf wunderbare Weise sehr wertvoll. Unsere Sprachfähigkeit unterscheidet uns auch wesentlich von den Tieren. Sie ist ein Geschenk von Gott, von seinem kommunikativen Wesen hergeleitet, ihn reflektierend. Dabei hat Gott die Absicht, uns in die Gemeinschaft mit sich selbst zu ziehen. Weil unsere Sprachfähigkeit ein herausragendes Geschenk Gottes ist, ist es keine Überraschung, dass der Sündenfall auch dieses Geschenk in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Sünde hat die Quelle dieser Fähigkeit vergiftet. Von dieser Realität spricht Jakobus, der Bruder von Jesus, in seinem Brief:

Jakobus 3,5b-10a: Ein kleines Feuer kann einen großen Wald in Brand stecken. Auch die Zunge ist so ein Feuer, das von der Hölle angezündet wird, eine Welt voll Unrecht unter unseren Gliedern. Sie beschmutzt den ganzen Menschen und macht ihm das Leben zur Hölle. Der Mensch hat es gelernt, jede Art von wilden Tieren, Vögeln, Schlangen und Seetieren zu bändigen. Aber die Zunge, dieses rastlose Übel voll tödlichen Giftes, kann kein Mensch bändigen. Mit ihr preisen wir unseren Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir andere Menschen, die nach Gottes Bild geschaffen sind. Aus demselben Mund kommt Segen und Fluch heraus.

Durch die Sünde wurde das wunderbare Geschenk der Sprache zum giftigen Instrument. Gemeinschaft wurde zu Feindschaft, Mitteilen zu Isolation, Segnen zum Fluchen.

Jakobus spricht bildhaft: Das Geschenk der gesegneten Kommunikation hat sich in eine zerstörerische Waffe gewandelt. Die Sünde hat unsere Fähigkeit zur Kommunikation negativ werden lassen. Die sprachlichen Möglichkeiten, die aus der Gottebenbildlichkeit erwachsen sind, sind verdreht, sodass das Instrument, das uns gegeben ist, um Gott zu loben, nun dazu gebraucht wird, um Gott zu fluchen und den anderen Menschen, die nach seinem Bild erschaffen sind. Wir haben also das Geschenk Gottes gegen ihn selbst gerichtet.

Gemeinschaft wurde auf diese Weise zu Feindschaft, Mitteilen zu Isolation, Segnen zum Fluchen. Jakobus fasst zusammen (3,10): „So sollte es gerade nicht sein, liebe Geschwister.“ Da möchten wir mit Paulus ausrufen: „Ich unglückseliger Mensch! Gibt es denn niemand, der mich aus dieser tödlichen Verstrickung befreit?“ (Röm 7,24). Diese Hoffnung von Paulus und unsere ist in Gottes Wort begründet, in dem Wort, das Fleisch geworden war und unter denen lebte, die vergiftete Lippen haben (Joh 1,14; Röm 3,13). Jesus hat mit seinem Tod am Kreuz die Sünde getragen; er hat den Fluch der Sünde für sein Volk selber erlitten. Jesus Christus hat von seinem ersten Wort als Mensch bis zu seinem letzten Wort am Kreuz die Gerechtigkeit in jeder Hinsicht erfüllt. Das tat er für die, deren Herz und Mund mit tödlichem Gift angefüllt war.

Auf dem Weg zum treuen Boten Gottes

Durch die Kraft seiner Auferstehung macht er es für seine Gläubigen möglich, dass sie mit den „verdorbenen Worten“ auf ihren Lippen aufhören, die aus ihrem Mund drängen. Er macht uns dann fähig, dass unsere Kommunikation wieder unserer Gottesebenbildlichkeit entspricht, so dass unser Reden denen Gnade bringt, die es hören (Eph 4,29). Es ist das Wirken des Heiligen Geistes, der das Gift auf unseren Zungen entfernt, indem er uns in das Bild des Sohnes erneuert. Allerdings werden wir erst im neuen Himmel und auf der neuen Erde nur noch heilsame Sätze aussprechen mit unseren verherrlichten Zungen und Herzen. Dann wird das, was früher ein Instrument der Ungerechtigkeit und der Vergiftung war, nur noch dazu da sein, dass damit Gottes Lob für alle Zeiten hörbar wird.

Diese ewige Verheißung bewirkt bereits jetzt zwei Dinge für jeden christlichen Sprecher. Auf der einen Seite verdeutlicht sie die Bedeutung unserer Worte und die Notwendigkeit, ehrbar zu sprechen, weil wir wissen, dass wir „am Tag des Gerichtes für jedes unnütze Wort Rechenschaft“ geben müssen. „Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden“ (Mt 12,36-37). Unsere Tage und auch unsere Worte sind gezählt. Wir aber wollen, dass jeder Tag und jedes Wort wertvoll sind. Auf der anderen Seite aber werden unsere Erwartungen an unser Reden gemäßigt, weil wir auf die völlige und endliche Herstellung vollkommenen Redens bis zur ewigen Herrlichkeit warten müssen. Wir sollten daran denken, dass die Ergebnisse unserer besten Anstrengungen, unsere Zunge zum guten Reden zu führen, doch weit von dem vollkommenen Reden entfernt bleiben, das Gott mit seinem Wort ermöglicht. Bei ihm werden wir niemals mehr ein unnützes oder ein lügenhaftes Wort aussprechen. Dann wird unser Mund das tun, wozu Gott ihn eigentlich erschaffen hat: IHN zu ehren und die Freude an IHM auszudrücken.

Nun ist Gott dabei, das gute Werk, das er bei uns angefangen hat, auch zur Vollendung zu führen (Phil 1,6). Er erneuert unser Herz und unser Reden, sodass sie die Schönheit von Gottes Wesen als Vater, Sohn und Heiliger Geist widerspiegeln. Die Worte des Lebens haben nämlich eine Wohnung in unseren Herzen. Unsere Herzen und Sinne sind auf Christus ausgerichtet, damit sie ihm ähnlicher werden und wir heilsam mit anderen kommunizieren. Wenn er in uns wirkt, dann kann unsere Rede als Worte von Christus (Lk 10,16) und in der Stellung als Botschafter von Christus (2Kor 5,20) auch das Lob von seinen Lippen erhalten: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,23). Bis dahin achte darauf, dass du angemessen redest.

Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries