Der Autor ist Rundfunkjournalist bei ARD-Sendern, Ev. Theologe, Verfasser von Sachbüchern, Filmen und Musicals. Er will mit diesem Buch „unterhaltsam erzählen, warum es sich lohnt, über die Bibel Bescheid zu wissen.“ (S.10) Seine Weise, zu erzählen, ist witzig und frech, satirisch und selbstsicher.
Wen er erreichen will, beschreibt Malessa ausführlich auf zwei Seiten im Vorwort: praktisch alle, die keine Ahnung von der Bibel haben (im Gegensatz zu ihm mit seiner Theologie). Es liest sich – abgesehen von manchen sehr langen Sätzen – durchaus unterhaltsam und klingt positiv. Er will laienverständliches Fachwissen vermitteln. Sein Text soll sogar Lust auf das Selbstlesen der Bibel machen. Er schreibt auch für „Liberale, die fürchten, dass man ein Fundi wird, wenn man der Bibel vertraut.“ Und für „Konservative, die fürchten, dass man der Bibel untreu wird, wenn man den Liberalen glaubt …“
Als ich dieses Buch zur Rezension annahm, stellte ich mir die Frage, was denn von seinem Glauben übrigbleibt. Der größte Teil der 15 Kapitel des Buches richtet sich ja doch gegen Menschen, die sich als bibeltreu verstehen und „die Bibel wörtlich nehmen“. Bei diesem „wörtlich“ reagiert der Autor immer allergisch. Er nimmt gerade solche Christen aufs Korn und versucht zu beweisen, dass man vieles im Alten Testament eben nicht wörtlich nehmen darf (so wie der Ausspruch J.F. Kennedys: „Ich bin ein Berliner“, der zum Jubel der Zuhörer führte, obwohl jeder wusste, dass Kennedy kein Berliner war – S. 134).
Malessa, Andreas: Und das soll man glauben? Warum ich der Bibel trotzdem vertraue. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2024 (2. Aufl.) 191 S. Gebunden: 20,00 €. ISBN 978-3-579-07198-5
Nein, soweit will der Autor doch nicht gehen. Er lässt das ganze Alte Testament „auf Christus hin“ stehen, hat aber theologische Kriterien, nach denen er die Anwendbarkeit ihrer Weisungen beurteilen will (S. 153). Was die drei Chicago-Erklärungen zur Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift (S.130) oder das Glaubensbekenntnis vieler Gemeinden betrifft z.B. der KfG: „Die Bibel ist die allgenügsame Offenbarung Gottes und unsere höchste Autorität für Lehre und Leben“ lehnt er das als eine Art Buchglauben ab: „Buch statt Begegnung“. (S.153)
Selbst will der Autor natürlich ernst genommen werden und belegt seine Aussagen mit vielen Anmerkungen von S. 171 bis 191, hauptsächlich Bibelstellen. Seine kritischen Argumente stammen zum größten Teil aus der sogenannten historisch-kritischen Methode der Bibelauslegung, deren Vertreter die Bibel meist ohne Gottes Wirken erklärten. Das macht Malessa nicht, er selbst kritisiert die Methode auch etwas, denn sie „kann zu Irrtümern und Missverständnissen führen, kann aber auch die Texte erst richtig zum Leuchten bringen.“ (S. 136). Deshalb hilft ihm das historisch-kritische Bibellesen im „betenden Dialog mit dem Auferstandenen, knifflige Gewissensentscheidungen … vom Wort her zu treffen“ (S. 141). Ja, er glaubt an die Auferstehung des Herrn, aber nicht, dass alles im Neuen Testament relevant für uns heute ist – vor allem nicht, was Paulus über Frauen in der Gemeinde schreibt.
Selbstverständlich sind viele Beobachtungen und Aussagen in diesem Buch richtig. Aber gibt der Autor sich nicht allzu freie Hand, geflissentlich zu übersehen, was ihm unpassend vorkommt?
Was er völlig ausgeblendet hat, ist die Frage nach Gott, dem gerechten Richter, der Jesus Christus das ganze Gericht übergeben hat (Joh 5,27-30; Apg 17,31). Das hat große Auswirkungen auf das Verständnis der ganzen Bibel und damit auch des persönlichen Verhältnisses zu Jesus Christus.
Wenn man Menschen mit Voreingenommenheit oder Zweifeln in Bezug auf die Bibel wirklich helfen will, dann muss man ihnen diese nicht noch verstärken, wie es dieses Buch zu vermitteln scheint. Es gibt viele richtig gute apologetische Bücher, z.B. von John Lennox oder Rebecca McLaughlin, die auch der Bibelbund empfiehlt.