Manche Menschen lieben jede neue Technik und können kaum erwarten, wieder das letzte Gadget und die neueste Innovation in Händen zu halten. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, aber ich achte ihren Enthusiasmus. Nur wenn ich all die technischen Entwicklungen betrachte, dann bin ich eher ein wenig besorgt und auch etwas überfordert. Ich glaube, wir Menschen sind geschaffen für eine geringe Geschwindigkeit im Leben. Ich denke an ein ruhigeres, stilleres, einfacheres Leben, das viel mehr in einer übersichtlichen Gemeinschaft verankert ist, in der wir auch arbeiten, in der wir Gott ehren und uns hauptsächlich von Angesicht zu Angesicht austauschen.
Dabei sehe ich, dass Technologie in der einen oder anderen Form immer notwendig ist. Sie kann ein Werkzeug sein, das unsere Arbeit effizienter und effektiver macht. Dabei kommt es aber darauf an, dass wir die Technologie nutzen und sie uns am Ende nicht beherrscht. In unserer schönen neuen Welt lassen sich viel zu viele von der Technologie bestimmen und empfangen von ihr Anweisungen.
Die Kirche hat auch immer bestimmte neue Erfindungen genutzt, um damit die Verbreitung des Evangeliums zu fördern, ob das nun Transportmittel waren oder die Druckmaschinen, das Radio oder zuletzt das Internet. Der Realität neuer Technologie lässt sich nicht ausweichen. Darum ist es so wichtig, dass wir auch auf sie die Prinzipien und Ethik der Bibel anwenden. Das hilft uns, zu entscheiden, wie wir sie zur Ehre Gottes nutzen können.
Aber der Blick in die Zukunft erschreckt mich eben auch. Ich rede von der Zukunft dieser Welt. Dabei denke ich besonders an meine Kinder und welche Anfechtungen insbesondere aus bestimmten technischen Fortschritten erwachsen könnten. Die Zukunft unserer „schönen neuen Welt“ erscheint mir erschreckend, wenn ich an bestimmte Entwicklungen der künstlichen Intelligenz denke, an die Gentechnik, den Einbau von Computerchips im menschlichen Gehirn, eine mögliche Erzeugung von Bildern einer virtuellen Realität im Gehirn und ein Leben in einem „Metaversum“ oder auch bestimmte Einflüsse der sogenannten sozialen Medien.
Neue Technologien wurden regelmäßig erst mit Skepsis betrachtet, auch wenn sie sich später als hilfreich erwiesen haben und heute akzeptiert sind.
Wer nicht mindestens besorgt in die Zukunft schaut angesichts der starken Rolle, die diese sich schnell entwickelnden Technologien bekommen, hat die Sache wohl noch nicht richtig wahrgenommen. Selbst viele der führenden Erfinder und Wissenschaftler hinter diesen Entwicklungen sind sehr besorgt und haben Warnungen ausgesprochen vor dem, was kommen könnte – man mag es mögen oder nicht. Dabei beschränken sich ihre Warnungen nicht auf einzelne Technologien, sondern haben insbesondere im Blick, wie stark sie alle miteinander vernetzt werden. Die lautesten Warnungen wurden wohl im Hinblick auf die Künstliche Intelligenz ausgesprochen, und insbesondere, wie diese Technik in allen Bereichen der Gesellschaft Anwendung findet. Es wird berichtet, dass manche Entwickler in diesem Bereich sogar eine gewisse Wahrscheinlichkeit (10%) sehen, dass wir eines Tages Maschinen, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, nicht mehr kontrollieren können.
Aber natürlich wissen wir nicht, was genau kommt und wie es kommt. Das Ausmaß, wie diese neuen Technologien unser tägliches Leben bestimmen werden und später das unserer Kinder, ist noch nicht absehbar.
Ein nüchterner Blick
Bereits Aldous Huxley (1894-1963) und die Filmindustrie in Hollywood haben versucht, vorherzusagen, wie die Zukunft aussehen könnte. Manche ihrer Vorhersagen sind verstörend ähnlich zu dem, was wir derzeit am Horizont sehen. Aber es bleibt dabei, dass niemand wirklich sagen kann, was die Zukunft bringt. Seit der Erfindung des Rades, der Druckerpresse, des Verbrennungsmotors und des Mikrochips wurden immer neue Technologien im Verlauf der Geschichte entwickelt. Viele von ihnen wurden anfangs abgelehnt oder doch zumindest mit Skepsis betrachtet. Und immer haben sich auch Menschen darüber Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte und wie zukünftige Technologien aussehen könnten. Es kann unterhaltsam sein, nur 100 Jahre zurückzugehen und zu sehen, was manche Menschen dachten, was die Welt der Zukunft mit neuen Technologien bieten würde. In manchem lagen sie richtig und in anderem falsch. Wir nutzen z.B. heute nicht alle fliegende Autos oder Düsenrucksäcke, wir sind nicht von menschenähnlichen Robotern umgeben oder reisen auf fliegenden Surfbrettern. So etwas gibt es alles und wird vereinzelt genutzt, wo man es sich leisten kann.
Obwohl ich also einerseits besorgt bin angesichts möglicher Entwicklungen in der Nutzung bestimmter Technologien, bin ich doch andererseits auch überzeugt, dass viele der Technologien jetzt und in Zukunft zum Wohl der Menschen und zum Besten zukünftiger Generationen genutzt werden. Das gilt allerdings nur so lange, wie wir die Technik nutzen und nicht ihr Sklave werden, so lange, wie wir sie kontrollieren und ihr nicht erlauben, die Kontrolle über uns zu übernehmen.
Technik ist an sich weder gut noch böse. Vielleicht wird es mit der künstlichen Intelligenz anders sein, aber Technik selbst verletzt keinen Menschen. Es sind Menschen, die Menschen verletzen und dazu einen bestimmten Teil an technischen Hilfsmitteln benutzen. Die Wortgeschichte des Wortes Technologie ist interessant. Es handelt sich um die latinisierte Form des griechischen Wortes „tekhnologia“. Die Wurzel verweist die Kunst oder besondere Fähigkeit, eine Arbeit zu verrichten. Technologie wäre danach das systematische Anwenden einer solchen Kunst oder Fähigkeit auf eine bestimmte Weise.
Gott hat uns den Auftrag gegeben, die Herrschaft über die Schöpfung auszuüben. Mindestens in Teilen kann die Nutzung von Technologien uns dabei helfen, diese Aufgabe zu erfüllen. Allerdings müssen wir uns dabei an Gottes ethische Prinzipien und Weisungen halten, die wir aus seinem Wort kennen. Das ist ein Grund dafür, dass Christen in der Geschichte immer wieder neue Technologien eingesetzt haben, um das Evangelium auszubreiten, die Menschen ein Leben in der Nachfolge zu lehren und zu seiner Ehre an seinem Reich mitzubauen. Einige Christen mögen nur Spaß an den neuen Technologien, an digitalen Spielen oder auf Plattformen von sozialen Medien haben, andere Christen wiederum üben Kritik an denen, die sie nutzen. Aber der Rest von uns bemüht sich, die neuen Technologien und Plattformen genau zu verstehen, um zu erkennen, wie sie uns eventuell zum Nutzen für Familien, Gemeinden und unsere Sendung zu allen Völkern dienen können.
Alte Werte schätzen und weitergeben
Wer alte Werte weitergeben will, wird auch anerkennen, dass mancher technische Fortschritt dem Menschen sehr geholfen hat. Er hat dadurch sogar mehr Zeit und Kraft für Gottes Sache.
Ich habe viel Verständnis für diejenigen, die über neue Technologien spotten und sich über manche Auswüchse der sozialen Medien lustig machen. Die meisten meiner Freunde halten mich auch für altmodisch und immer ein bisschen hinterher hinter dem neusten Schrei der Technik oder der Nutzung der sozialen Medien. Darüber hinaus habe ich es immer angestrebt, ein einfaches, unauffälliges, ruhiges Leben zu führen, das unbelastet ist von unnötigen Dingen, auch von Maschinen und technischen Spielereien. Es hängt sicher mit dem Einfluss meines Vaters zusammen, der 1924 geboren wurde. Er hat mir bis zu seinem Tod 1992 regelmäßig gesagt: „Mein Sohn, übe dich darin, mit immer weniger zu leben.“ Auch der Einfluss meines Stiefvaters hat damit zu tun. Er wurde 1930 geboren und wuchs auf einer Farm von konservativen Mennoniten auf. Der Einfluss von ihm und meinen hart arbeitenden und einfachen mennonitischen Verwandten hielt mich immer zu einem langsamen und eher einfachen Leben an, das sich auf das Wesentliche konzentrierte. Eine Sache, die ich immer noch liebe, ist es, mit Freunden über das zu reden, was wir von unseren Vätern und Großvätern gelernt haben. Das scheint mir auch ein Zugang dazu zu sein, dass wir nicht nur auf den Wegen unserer Vorfahren weiter gehen, die vor uns lebten, sondern auch gute Traditionen an unsere Kinder und Enkel weitergeben können.
Wenn wir über diese alten Werte nachdenken, die wir übernommen haben und die wir gern an die nächste Generation weitergeben würden, dann erkennen viele von uns an, dass es eine Reihe von technischen Hilfsmitteln gibt, die uns sogar zu einem einfachen Leben verhelfen, in dem sie uns Zeit, Geld und Kraft sparen, die wir an anderer Stelle besser einsetzen können. Fortschrittliche Technologie kann uns vor Gefahren schützen, zu besserer Organisation helfen und viele Dinge unseres Lebens erleichtern, so dass wir sogar mehr Zeit haben, um uns darin an Gott zu freuen, ihn mehr zu lieben und ihn zu ehren.
Irgendwie sind mir deswegen auch die sympathisch, die das Reden über die schöne neue Welt und all ihre Technologien ablehnen, die sich immer schneller ausbreiten. Allerdings müssen wir als Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen wurden, bedenken, dass Gott uns beauftragt hat, treue Verwalter all dessen zu sein, das er uns in dieser Welt anvertraut hat. Im Gegensatz zur „Religion“ der Umweltbewegung gilt, dass die Welt für uns erschaffen wurde und nicht wir für die Welt. Wie unser Herr und Gott souverän alle Dinge auf sein Ziel hin geordnet hat, so hat er auch alle seine Absichten auf seine Herrlichkeit hin ausgerichtet. Darum sollen wir auch von allem Gebrauch machen, was uns Gott als Mittel bietet, damit wir alle Enden der Erde mit seinem Evangelium erreichen.
Das unveränderliche Wort Gottes bewahren
Gott hat uns als Menschen, die nach seinem Bild erschaffen sind, beauftragt, treue Verwalter dessen zu sein, was er uns in dieser Welt anvertraut hat. Dazu gehört es, alle Mittel letztlich zu seiner Ehre einzusetzen.
Die Welt ändert sich ständig. Gottes Wort und sein Evangelium tun das aber nicht. Während wir also nach dem richtigen Weg suchen und uns fragen, wie wir einige der Technologien der schönen neuen Welt nutzen sollen, sollten wir nicht vergessen, dass wir auch zum Gebet berufen sind und dazu, ein friedvolles und stilles Leben zu führen, das Gott gefällt und in allem ihm würdig ist. Wir sollen uns um die Dinge kümmern, die uns anvertraut sind, und fleißig mit unseren Händen arbeiten, damit wir unseren Weg ordentlich gehen auch vor den Nicht-Glaubenden (vgl. 1Thess 4,11-12; 1Tim 2,2). Als Nachfolger von Jesus Christus sollen wir uns nicht einfach zurückziehen oder vor der Welt zu fliehen versuchen, wie verlockend das auch manchmal zu sein scheint. Wir müssen fest entschlossen stehen und treu bei der Verkündigung des Evangeliums und seines Ratschlusses mit der Welt bleiben, als Licht für die Welt und als Stadt auf dem Berg, die nicht verborgen bleiben kann.
Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries