Wer das Denken seiner Zeit verfolgt, der wird unweigerlich auf die Frage stoßen, warum eigentlich in schöner Regelmäßigkeit richtige Beobachtungen und kluge Ideen, das Streben nach Gerechtigkeit und Wohlergehen für alle Menschen schließlich in absurden Theorien, irrwitzigen Programmen und menschenverachtenden Aktionen enden. Beispiele dafür lassen sich zahlreich in unserer Zeit finden, aber auch unschwer in der Vergangenheit. Dass Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechtes oder des sozialen Standes von anderen benachteiligt werden, ist ungerecht und wird offenbar auch von der Bibel abgelehnt. Wenn aber – und das geschieht nicht in blindem Aktionismus, sondern unterstützt von wissenschaftlichen Lehrstühlen – der Kampf dagegen in immer neuem Rassismus und Diskriminierung mündet, fragt man sich, wie das sein kann.
Ein großes Orchester schreibt sich „Vielfalt“ bzw. „Diversität“ in seine Leitlinien. Man will keine Musiker diskriminieren. Der Plan führt dazu, dass man einige langjährige Orchestermitglieder entlässt – alles gute Musiker, die den „Nachteil“ haben, dass sie Weiße und Männer sind. Stattdessen sucht man Geiger und Blechbläser, die zuerst schwarz sind, am besten Frauen oder sogar von sich sagen, sie seien „non-binär“ oder „trans“. Bei den Überlegungen, welche Musik man spielen könnte, wird Tschaikowskis „Nussknacker“ vom Spielplan gestrichen, weil er darin im 19. Jahrhundert auch einen arabischen und einen chinesischen Tanz komponiert hatte (übrigens auch einen spanischen und einen russischen). Er wollte damit Vielfalt darstellen. Das aber erscheint nun nicht als Ausdruck von Vielfalt, vielmehr könnten Menschen aus diesen Kulturen es als klischeehaft und diskriminierend empfinden, als Aneignung ihrer Kultur, und sich verletzt fühlen. Das ist jedenfalls das Argument, mit dem auch Kindern nicht mehr erlaubt wird, sich als „Indianer“ zu verkleiden. Viele scheinen nicht zu bemerken, auf welch absurde Wege das führt und tatsächlichen Rassismus nicht im Ansatz überwindet. Das Gegenteil ist der Fall, weswegen in der Soziologie per Definition Rassismus gegen Weiße und Diskriminierung von Männern ausgeschlossen werden sollen.
Der Feminismus wollte mit einigem Recht gegen die Benachteiligung von Frauen kämpfen. Frauen wurden und werden regelmäßig, vor allem weil sie körperlich schwächer sind, von Männern benachteiligt. Die Bibel sieht den Geschlechterkampf als böse Folge der Sünde. Eigentlich sollten sich Mann und Frau in ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen und einander dienen. Meines Erachtens hat der Kampf gegen die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen auch durchaus viel Positives bewirkt. Aber er hat auch absurde Folgen. Männlichkeit wurde – jedenfalls in dieser Ideologie – grundsätzlich verdächtig. Männer erscheinen moralisch prinzipiell schlechter als Frauen (Der SPIEGEL hat kürzlich ein Plädoyer veröffentlicht, das eine bessere Welt ohne Männer fordert).1 Frauen, die glücklich in einer Berufung als Hausfrau und Mutter leben, erscheinen verdächtig und müssen sich rechtfertigen. Als nächste Stufe der angeblichen Befreiung wurde dann das Geschlecht zur Fußnote erklärt. Es sei unwichtig, Männer und Frauen eigentlich gleich, die Übergänge zwischen den Geschlechtern fließend, eigentlich gebe es sie nur in unserer Vorstellung usw. Am Ende kann oder will man nicht mehr sagen, was eine Frau ist. Frauen werden für ihr „Frausein“ diskriminiert und Männer, die von sich behaupten Frauen zu sein und das oft ziemlich klischeehaft darstellen, als „wahre“ Frauen gefeiert.
Sich für ein friedliches Miteinander von Israelis und arabisch-palästinensischer Bevölkerung in Israel einzusetzen, erscheint auch aus christlicher Sicht gut und sinnvoll. Es gibt auch viel mehr gute Initiativen, als das verbreitete Bild in den Medien erahnen lässt. Aber auf der anderen Seite finden sich noch viel mehr Absurditäten. Da treten Queer-Aktivisten für die Gründung eines palästinensischen Staates ein – meist auf dem gesamten Staatsgebiet von Israel –, obwohl alle führenden palästinensischen Gruppen deutlich machen, dass sie homosexuell lebende Menschen oder solche, die im anderen Geschlecht leben wollen, brutal umbringen. Palästinensische Homosexuelle fliehen deswegen nach Israel. Andere setzen sich für „Diversität“ ein und zugleich für einen „palästinensischen“ Staat, der „judenrein“ sein soll. Die „Aktivistin“ Greta Thunberg äußert sich inzwischen regelmäßig so, dass es „Klimagerechtigkeit“ nicht geben könne, ohne einen „palästinensischen Staat“, der bedeutet, dass Juden aus Israel vertrieben werden. Mord, Vergewaltigung und Terror scheinen für viele eher akzeptabel, wenn sie sich gegen Juden richten. Dafür wird sie von vielen ihrer Anhänger bejubelt.
All das ist nicht neu. Die Französische Revolution, die für „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ kämpfte, war begleitet von einem grausamen Morden, dem schließlich auch die Anhänger der Revolution zum Opfer fielen: „Die Revolution frisst ihre Kinder.“ Die Aufklärung, die mit dem Licht der Vernunft, die Dunkelheit und Unvernunft der Religion austreiben wollte, hat dafür zahlreiche Legenden bzw. Lügen erfunden, sei es über das angeblich „dunkle“ Mittelalter, den angeblich verbreiteten Glauben an eine flache Erde, zahlreiche Fehler in der Bibel usw. Fördert man Aufklärung und Befreiung der Vernunft durch Lügen? Absurd. Und auch das hat eine lange Vorgeschichte und eine Geschichte bis heute.
Die Bibel sagt uns, dass die Ursache dafür, dass der Mensch mit seinen guten Ideen und seiner Weisheit ohne Gott in Dummheit und Absurditäten endet, in einem bestimmten Handeln Gottes liegt. Paulus spricht darüber im 1. Korintherbrief 1,19-20:
„Denn Gott hat gesagt: ‚Ich werde vernichten die Weisheit der Weisen und verwerfen die Klugheit der Klugen.‘ Wo bleiben da die Weisen? Wo die Schriftgelehrten? Wo die Wortführer der heutigen Welt? Hat Gott nicht gerade das als Dummheit entlarvt, was diese Welt für Weisheit hält?“
Gott will also und führt es so, dass die Weisheit der Welt in Dummheit endet. Er tut das, weil es eine Weisheit ist, die Gott ausschließen will. Auch wenn es manchmal so scheint, als gäbe es eine Art Virus der Dummheit und wir befänden uns in einer Pandemie, sagt die Bibel, dass das gar nicht notwendig ist. Es reicht, dass der Mensch mit einer Idee ohne Gott beginnt – sie mag noch so gut sein. Wenn wir mit ihr allein bleiben und sie ohne Korrektur und Leitung durch Gottes Wort und Geist weitertreiben, endet alles in der Verirrung. Es reicht, dass Gott uns „dahingibt“ (Römer 1,28):
„Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, so dass sie tun, was nicht recht ist.“
Die Lösung für dieses Dilemma liegt deswegen auch nicht darin, dass wir verirrte Ideen durch andere, hoffentlich bessere ersetzen und dann weiter ohne Gott leben. Ohne die Liebe zu Gott, das Erkennen seines Wesens und Willens und die Bitte um seine Gnade und Leitung durch seinen Geist kann es keine wirkliche Besserung geben.
https://www.spiegel.de/kultur/rechtsextremismus-gewalt-femizide-die-welt-koennte-so-schoen-sein-ohne-euch-maenner-essay-a-af9ec71c-de46-432e-9e40-ae68f8efd35e ↩