Die Autorin, mit reichlich Fantasie und Liebe zum Geschichtenschreiben begabt, hat in diesem Verlag bereits ein futuristisches Abenteuer in drei Büchern veröffentlicht. Die Kreuzträgerin-Trilogie umfasst insgesamt 1500 Seiten und beschreibt die Abenteuer einer Studentin im 22. Jahrhundert auf der Suche nach der Wahrheit, die frei macht.
Im vorliegenden Buch führt sie ihre Leser in die Vergangenheit. Ein dreiköpfiges Team soll im Auftrag einer bösen Macht im Jerusalem des Jahres 30 die Entstehung des Christentums verhindern. Das muss mit einer Zeitmaschine möglich werden, die die Menschen als Avatare (das sind Figuren in Computerspielen, die die Spieler verkörpern) agieren lässt. Dort in Jerusalem finden sie sich in anderen Körpern und Geschlechtern wieder. Sie werden durch die Zeitreise Figuren, die einigen damals lebenden Personen völlig gleichen, z.B. der Frau des Pilatus oder Simon von Kyrene. Und nicht erst, wenn die Avatare den „echten Personen“ von damals begegnen, beginnt ein ziemliches Verwirrspiel. Allerdings erleben sie auch den Einfluss und Zuspruch von Christus, der ihre „eigentliche Person“ berührt. „Die Präsenz des Messias dringt vor bis in ihr Innerstes“, beschreibt es der Verlag im Rückentext des Buches. Und natürlich kann es im Roman nicht gelingen, Jesus von Leiden, Kreuz oder Auferstehung abzuhalten. Zum Schluss wird es dann nur noch problematisch mit der Rückverwandlung der ausgesandten Avatare in ihr „eigentliches Leben“, was noch einige Spannung erzeugen soll.
Auf ihrer Homepage bekennt sich die Autorin eindeutig zu Jesus Christus: „Ich stelle mich auf den festen Felsen, der Jesus Christus heißt, auch wenn alles um mich herum im Treibsand versinkt.“ Sie schreibt: „Auf meiner Odyssee der Bestandsaufnahme, warum ich Christin bin und was ich glaube, stoße ich als Erstes auf das Kreuz. Ein zentraler Punkt des Christentums. Sein Symbol schlechthin.“, und zitiert dann Johannes 3,16.
Schwarz, Lydia: Anastasis. Gefährliche Rückkehr. Basel: Fontis-Verlag 2024. 521 S. Paperback: 22,90 €. ISBN: 978-3-03848-271-0. (Der Fontis-Verlag wird von 2021 bis 2024 vom Schweizer Bundesamt für Kultur unterstützt.)
Im Roman spielt die Bibel durchaus eine Rolle. So werden ab Kapitel 8 die jeweils folgenden Teile als „Getsemani – Die Ölpresse“, „Gabbatha – Die Bank“, „Golgotha – Der Felsen“ und „Anastasis – Der Garten“ bezeichnet, also die Stationen des Leidens, Sterbens und Auferstehens unseres Herrn. Auch finden sich einige Jesus-Zitate, die einigermaßen wörtlich dem Neuen Testament entsprechen, andere werden Jesus in den Mund gelegt, wie es sich die Autorin denkt, dass er das zu einem der Avatare gesagt haben könnte (das hört sich ein bisschen postevangelikal an). Es finden sich auch einige apologetische Andeutungen gegenüber manchen heutigen Theologen oder auch dem jüdischen Denken. So wird daran erinnert, dass die Geschehnisse um Jesus Christus schon im Alten Testament vorausgesagt waren.
Bei allem Bemühen, die Wahrheit und Grundlage des christlichen Glaubens darzustellen und zu verteidigen, bleibt fraglich, ob Science-Fiction und Fantasy, also abenteuerlich-fantastische Literatur, wirklich gut dazu geeignet ist oder gar zum Glauben an Jesus Christus führen kann.