Kaum im aktiven Ruhestand schreibt der langjährige Idea-Leiter sein erstes Buch. Der Titel spricht für sich. So ist Helmut Matthies – einfach anders. Er berichtet aus seiner Kindheit, vom Heimgang seiner Frau, von vielen Begegnungen und Erfahrungen als Journalist. Der ausgebildete Theologe wagt sich an die schwierigste aller Fragen: Die nach dem Leid, und schreibt „Vom Segen der Enttäuschungen“ (Kapitel 9). Seine Liebe zu den Menschen klingt immer wieder durch.
Heute lebt Matthies in Brandenburg. Er hat ein Herz für die „neuen Bundesländer“. Als ehemaliges Mitglied der EKD hat er gegen den Mainstream seiner Kirche immer an die Wiedervereinigung geglaubt. So ist das 10. Kapitel zum Mauerfall auch ein besonderes Highlight des Buches. Sehr bewegend ist das 7. Kapitel, wo er über den Heimgang seiner Frau berichtet. Darin beschreibt er auch Konflikte mit lieben Christen, die davon überzeugt waren, dass Gott Heidrun Matthies heilen würde. Seinen provokanten Satz: „Ich habe in ihrer Leidenszeit nie das Gefühl gehabt, dass Gott mir nahe gewesen wäre“ muss man im Zusammenhang lesen.
Damit komme ich auch zu einigen Stellen im Buch, die ich als problematisch empfinde. Als langjähriger Freund versuche ich einige Bemerkungen, die mir nicht zusagen, einzuordnen. Da ist die zu positive Darstellung der Katholischen Kirche. Der Verfasser distanziert sich zwar deutlich von der Marienverehrung, benennt aber nicht die hochproblematische Eucharistiefeier. Natürlich gibt es in dieser Kirche treue und hingebungsvolle Nachfolger unseres HERRN. Von daher hätte ich mir auch einen differenzierten Umgang mit dem Thema „Ökumene“ gewünscht.
Matthies, Helmut: Gott kann auch anders. Basel: Fontis 2019. 208 S. Paperback: 18,00 €. ISBN: 978-3-03848-172-0
Matthies‘ Anmerkungen zur Pfingstbewegung sind auch nicht so eindeutig. Seine Antworten auf die Frage nach der Geistestaufe und dem Zungenreden sind ausreichend, könnten aber biblisch fundierter sein. Er wagt sich an heiße Eisen und beantwortet sie kurz und manchmal etwas oberflächlich. Das wird besonders deutlich bei der „Sünde wider den Heiligen Geist“ (S. 118). Mit dieser Aussage zu begründen, dass ein Kind Gottes verloren gehen kann, ist m.E. falsch. Fehlendes Gemeindewachstum von Freikirchen u. a. damit zu begründen, dass das Vaterunser nicht gebetet und das Apostolische Glaubensbekenntnis nicht gesprochen wird, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. (S. 178)
Insgesamt bekommt man hochinteressante Einblicke in die bunte Welt der Kirchen und Freikirchen; lernt treue Kämpfer unseres Herrn und herausragende Theologen wie Helmut Thielicke u.a. kennen; spürt das brennende Herz des Autors für seinen Herrn und für die Verlorenen. Matthies ist ein Kämpfer. Er zeigt klare Kante, ohne kantig zu sein. Das Buch ist sehr lesenswert! An vielen Stellen muss man schmunzeln. Man findet tolle Beispiele und Geschichten, die man selbst als Prediger verwenden kann. Und vor allen Dingen: Das Evangelium kommt nicht zu kurz. Jeder Leser weiß am Ende, dass er ohne eine klare Bekehrung, ohne eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, verloren bleibt. Matthies schreibt von Hölle und Himmel!