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Wie Christen protestieren

Christen können sich als Bürger eines Staates natürlich auch politisch einsetzen, wenn sie dabei die Gesetze des Staates achten. Allerdings sind sie in gewisser Weise auch dann „politisch“ tätig, wenn sie als Christen leben. Das besteht allerdings nicht in Protest oder Widerstand gegen den ungerechten Staat, sondern im Zeugnis für die Wahrheit Gottes und im Dienst an den Schwachen und Leidenden.

Manchmal möchte ich einfach nur laut protestieren. Wie können Menschen nur so dumm sein? Wie können sie Gesetzen zustimmen, die der Physik oder Biologie widersprechen? Wie können sie Koalitionen mit Personen und Gruppen eingehen, die ihren Überzeugungen entgegenstehen? Und wie können Christen mal die Irrtümer der einen Seite und mal die der anderen Seite in ihren Glauben einbauen? Aber wie muss christlicher Protest aussehen?

In der Bibel fällt auf, dass die gesellschaftlichen und gemeindlichen Missstände offenbar nicht übersehen wurden. Selbstverständlich stellte man sich gegen den Machtmissbrauch der Mächtigen, gegen die Ausbeutung und Verachtung der Armen, gegen eine ungerechte Behandlung der Sklaven, gegen die Verachtung von Frauen, gegen die Herrschaft der Begierden, die den Schwachen am meisten schadet. Aber dann haben weder die alttestamentlichen Propheten noch Paulus und Petrus einen politischen Protest losgetreten und auch die Gläubigen nicht aufgefordert, sich der einen oder anderen Seite anzuschließen.

Der Charakter des christlichen Protestes entspricht dem von Christus, der sich selbst mit Jesaja so beschreibt (Mt 12,18-21):

„Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, und mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Recht verkündigen. Er wird nicht streiten noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen; das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführt zum Sieg; und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.“

Erstens wird christlicher Protest also die biblische Wahrheit offen verkünden. Christen stellen das Licht auf den Leuchter und lassen die Kraft der Wahrheit wirken. Sie müssen das nicht mit Geschrei verstärken. Gottes Wahrheit leuchtet selber hell. Es ist also z.B. unsere Aufgabe, Gottes Konzept vom Zueinander und Miteinander von Mann und Frau in seiner ganzen Schönheit darzustellen. Christen dürfen sich nicht für Gottes Ordnung der Geschlechter schämen, sondern sollen sie für die Verwirrten in Gemeinde und Gesellschaft möglichst gut verständlich machen und ihre Schönheit herausstreichen. Das Gleiche gilt für Gottes Weg, wie wir unser Begehren im Zaum halten, ohne es zu verneinen. Aus der Bibel können wir Gottes wunderbaren Plan für Gerechtigkeit lernen. Es basiert nicht auf Gleichheit aller, sondern auf gegenseitigem Dienst mit unterschiedlichen Gaben. Jeder Mensch ist Haushalter in der Verantwortung vor Gott. Durch Gleichmacherei ist keine Gerechtigkeit zu erzielen, im Gegenteil!

Zweitens ist der christliche Protest bestimmt von Barmherzigkeit mit den Schwachen und Geschädigten des Irrsinns und Bösen in dieser Welt. Der Protest gegen die Auflösung von Ehe und Familie besteht für Christen auch darin, dass sie Menschen mit Ehenöten und in zerbrechenden Familien helfen. Sie verurteilen nicht die, die den Schaden haben, sondern nehmen sich derer an, die z.B. in Fragen ihres eigenen Geschlechts verwirrt sind. Ein Blick in die Geschichte würde uns übrigens auch lehren, wie erfolgreich diese Art von Protest sein kann. Den gesunden Maßstab dafür finden wir allerdings nur im Wort Gottes.