Der Autor, Dr. theol., Jahrgang 1955, ist apl. Professor für AT und Hebräisch an der Uni Tübingen. In seinem Büchlein empfiehlt er den Lesern, die „Erzählungen aufmerksam zu lesen und zu versuchen, sie vor dem Hintergrund ihrer Entstehung zu verstehen“. Damit meint er aber einen mehr als fünf Jahrhunderte langen Entstehungsprozess. Am Anfang standen „anekdotische und sagenhafte Heldengeschichten“, die schließlich von „einem einzigen deuteronomischen Schriftsteller“ (S. 15) zu einem Buch kompiliert wurden. In „Biblische Grundlegung“ bearbeitet er die Kapitel 1,1-3,6. Die Kapitel 17,1-21,25 betrachtet er als „Anhänge zum Richterbuch“. „Hier wird aus späterer Zeit Kritik an einem kultischen Pluralismus geübt.“ (S. 98) Aber die Schandtaten der Benjaminiten waren ein Tiefpunkt in der Geschichte Israels, wie auch der Prophet Hosea erkannt hat (9,9;10,9). Das ist wahr.
Neef, Heinz-Dieter: Das Richterbuch. Heute lesen. Zürich: TVZ 2023. 136 S. Taschenbuch: 19,80 €. ISBN: 978-3-290-18545-9
Zwischen „Biblische Grundlegung“ und „Anhänge zum Richterbuch“ folgen die acht Richtererzählungen. Aber auch dazwischen immer wieder Vermutungen oder kritische Bemerkungen. „Die Simson-Erzählungen sind nicht nur in der Bibel, sondern auch innerhalb des Richterbuchs nicht fest verankert.“ (S. 81) Es folgen „Aspekte der Auslegungeschichte“, erwartungsgemäß sehr unterschiedlich. Überraschend das positive Schlusskapitel: Gottes Bund mit seinem Volk als Zentrum des Buches. „Das Richterbuch lässt sich wie ein Plädoyer für ein Bekenntnis zu dem einen Gott lesen, wie ein Aufruf, sich diesem Gott zuzuwenden, ihm zu vertrauen und zu glauben.“ (S. 131f.) Aber wie kommt man zu solchen Aussagen in kompilierten Geschichten? Ist das nur Literatur oder trotzdem Gottes Wort?