Martin Dreyer, Gründer der Jesus-Freaks und Initiator der Volxbibel, möchte mit diesem Buch dem Leser einen irdischen Jesus vorstellen (S. 14). Schon das Cover provoziert mit einem tätowierten, gepiercten und grimmig dreinblickenden Jesusbild. Nicht weniger provokant sind die Thesen des Buches: So liebt Jesus laut Dreyer Partys (S. 23ff.), hat nichts gegen einen Rausch (S. 32), nach dem er sich auch gelegentlich sehnte (S. 45), war optisch „ein Reißer“ (S. 46), wollte bei der Speisung der Fünftausend etwas angeben (S. 109) usw. Selbstverständlich ist ausgelebte Homosexualität auch keine Sünde, schließlich wisse jeder Theologe, dass mit Römer 1,26; 1. Korinther 6,9 oder 1. Timotheus 1,10 nur „Vergewaltigungen und eine Art Tempelprostitution mit Knaben“ gemeint sind.
Dreyer, Martin: Der vergessene Jesus. Auf keinen Fall von gestern und auf jeden Fall für heute. München: Gütersloher Verlagshaus 2016. 254 S. Hardcover: 19,99 €. ISBN: 978-3-579-08530-2
Da Dreyer schon im ersten Teil bibelkritisch auftritt, indem er z.B. Jesus gegen Paulus ausspielt (S. 25ff.) wird das Buch vorhersehbar und – ehrlich gesagt – nur noch langweilig. Die Thesen werden plump, biblisch unzureichend begründet und teilweise in arroganter Weise vorgetragen. Dass Dreyer an der Jungfrauengeburt festhält und Jesus zurecht als intolerant darstellt, sind angesichts der vielen Mängel nur zwei Tropfen auf den heißen Stein.
Auf dieses Buch kann man getrost verzichten: Die ersten Seiten sind noch provokant, danach fielen dem Rezensenten wertvollere Bücher ein, die er stattdessen hätte lesen können.