Ende letzten Jahres wurde die Bedeutung der Gottesfurcht für das Glaubensleben vor allem durch den Bestseller „Überrascht von Furcht“ (Natha B.) neu in den Mittelpunkt gerückt.
Michael Reeves setzt sich in seinem Werk ebenfalls mit diesem wichtigen Thema auseinander und vermittelt dem Leser im Sinne des Untertitels eine überraschend gute Nachricht. Schon am Anfang weist er darauf hin, dass der Begriff „Gottesfurcht“ „keineswegs bedeutet, dass Christen Angst vor Gott haben sollen.“ (S. 14)
In seiner Analyse unterscheidet Reeves zwischen sündiger Furcht, die von Gott wegtreibt und vom Teufel bewirkt wird, und rechter Furcht, die „hin zu dem Herrn und hin zu seiner Güte“ (S. 48) führt. Diese rechte Furcht beschreibt er in verschiedenen Aspekten, z.B. als „staunende Furcht“ (S. 49), die der Herrlichkeit Gottes entspringt (S. 50f.), „eine Art, die schiere Intensität der Glückseligkeit der Heiligen in Gott auszudrücken“ (S. 68). Reeves setzt in seinem Werk die Gottesfurcht auch in Beziehung zur Liebe und zur Freude und weist auf die Unzulänglichkeiten anderer Begriffe wie Ehrfurcht, Respekt und Ehrerbietung hin (S. 63). Erfrischend und bereichernd sind die vielen hilfreichen augenöffnenden Zitate früherer Glaubensmänner (z.B. Spurgeon, Bunyan, Calvin, Luther), die sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt haben.
Reeves, Michael: Gottesfurcht. Eine überraschend gute Nachricht. Bad Oeynhausen: Verbum Medien 2022 214 S. Paperback: 12,90 € ISBN: 978-3-98665-009-4
Gegen Thomas von Aquin zeigt Reeves dann auf, wie durch unsere Rettung die zitternde, sklavische Furcht in ein ehrfürchtiges, kindliches Staunen verwandelt wird. Diese kindliche Furcht sei „nicht die Furcht der Sünder vor einem heiligen Richter und auch nicht die Ehrfurcht der Geschöpfe vor ihrem gewaltigen Schöpfer (…), vielmehr die überwältigte Hingabe von Kindern, die über die Güte, Gerechtigkeit, Herrlichkeit und Großartigkeit ihres Vaters staunen“ (S. 113). Kurz danach stellt Reeves die überzeugende These auf: „Wenn ein Mensch Gott nicht als barmherzigen Erlöser und mitfühlenden Vater kennt, kann er niemals die Freude einer wahrhaft kindlichen Furcht empfinden.“ (S. 115)
Auch wenn mit der Darstellung sicherlich nicht alle Fragen beantwortet sein werden, ist das Buch ein gelungener Beitrag, um selbst neu den Aspekt der Gottesfurcht in der Schrift zu erkennen und verschiedene Passagen besser einordnen zu können. Verschiedene Kapitel und Passagen muss man sicherlich mehrfach lesen, weil die Gedanken nicht an der Oberfläche kratzen. Gerade Lesern von „Überrascht von Furcht“ sei dieses Werk wärmstens empfohlen.