Früher war man im Abendland christlich. Es gab Ausnahmen und selbstverständlich waren nicht alle im biblischen Sinne Christen. Aber Christentum war so etwas wie eine verbindende Religion des Volkes, daher auch der Begriff „Volkskirche“. Und welche Religion ist heute „Volksreligion“? Wer meint, dass jeder nur seine individualistische Religion hat, der täuscht sich meines Erachtens. Jede Kultur scheint eine Art Mehrheitsreligion zu brauchen. Die Volksreligion in Europa hat zwar (noch) keinen Namen, aber die Eigenschaften einer Religion.
Als ihren Schöpfungsmythos hat sie die Urknall- und die Evolutionstheorie. Beides hat auch wissenschaftliche Elemente, aber die spielen in der neuen Religion keine große Rolle, außer dass das Zauberwort „wissenschaftlich“ Gewissheit schaffen soll. Dass es eigentlich um Religion geht, sieht man an den Reaktionen, wenn jemand wagt, die Theorie in Frage zu stellen: als wolle man eine Blasphemie bekämpfen.
Diese Religion misst dem Menschen eine überragende Stellung bei, die nur von „der Natur“ übertroffen wird. So ist der Mensch für die meisten Katastrophen verantwortlich, was heißt, dass er sie auch verhindern kann. In fast allen Religionen wird das Wetter als von Gott gegeben angesehen. Heute scheint man zu glauben, dass der Mensch das Wetter nicht nur beeinflusst, sondern er für Frost und Hitze weitgehend verantwortlich ist. Während das Gebet bei Unwettern nutzlos erscheint, will man mit Grenzwerten Trockenheit und Stürme verhindern.
Eine Religion braucht Heilige, die ihre Werte verkörpern, vorangehen und zur „Erlösung“ führen. Hat nicht sogar ein Bischof kürzlich ein 16-jähriges, schwedisches Mädchen als „Prophetin“ erkannt? Die neue Religion hat ihre Werte und Gebote. Dazu gehört unter anderem das bequeme Leben, weswegen eine Schwangerschaft beendet und damit ein Kind getötet werden darf, wenn es der Mutter unerwünschte Einschränkungen bringen könnte. Und die Religion kann Opfer verlangen, etwa den Verzicht auf Kinder, um das „Klima“ zu „retten“. Ohne eine Apokalypse kommt man auch nicht aus. Der Untergang wird oft beschworen: Dürre und Überschwemmungen, Elend und Katastrophen. Das Böse erscheint „unmenschlich“, der Mensch ist dann wohl (eigentlich) gut. Statt Ewigkeitserwartung kennt die Religion nur eine unbestimmte Hoffnung, dass irgendwie alles besser wird, ohne Krankheiten und Tod, mit Frieden und Wohlstand für alle, und sei es auf dem Mars.
Der Glaube an den einzig wahren Gott und seinen Sohn Jesus Christus hatte schon immer Konkurrenz durch andere Religionen. Aus der Bibel kann man lernen, dass es für Christen darauf ankommt, sich nicht mit fremder Religion zu verbrüdern (2Kor 6,14ff). Es erscheint verlockend, sagen zu können, dass man es im Prinzip genauso sieht wie die anderen, nur eben mit christlichen Vorzeichen. Aber die Treue zu Gott und seinem Wort fordert dazu heraus, die Botschaft des Evangeliums nicht anzupassen (2Kor 4,2; Jak 4,4), sondern gegen alle Widerstände zu verkünden. Wir können das tun mit der Gewissheit, dass wir die beste Botschaft haben, die außerdem noch durch den einzigen Gott selber verbürgt ist.