© Johann2011 / 123rf.com
ThemenEthische Themen

Klare Ansage!

Die Ethik umfasst die Maßstäbe für das Handeln des Menschen. Anders als die Moral sind ihre Maßstäbe nicht dem Wandel von Zeit oder Kultur unterworfen.
Die biblische Ethik umfasst nur, was die Bibel ausdrücklich als notwendig für das christliche Leben benennt.
Nur auf der Grundlage einer biblischen Ethik können wir zu moralisch gutem Handeln kommen.

Gott macht in der Bibel klare Ansagen, was er von uns will. Das allerdings finden wir nicht wie in einem strukturierten Gesetzbuch vor, weswegen manche sogar behaupten, die Bibel mache nur Anregungen zu ethischem Handeln. Jeder Christ müsse je nach Lebensprägung und Situation seine eigene Ethik finden. Die Bibel scheint das Problem an einer anderen Stelle zu sehen: Obwohl viele Forderungen Gottes recht einfach sind und offensichtlich sogar für uns von Vorteil, kollidieren sie regelmäßig mit unseren Vorstellungen und Taten.

Es ist sinnvoll, zuerst einmal ein paar Begriffe zu klären. Welches Tun gut oder böse ist, wird in der Regel mit dem Begriff „Ethik“ zusammengefasst. Davon ist das Wort „Moral“ zu unterscheiden. Das umfasst, was eine Gruppe von Menschen zu einer bestimmten Zeit für richtig hält. Zwar werden die Wörter nicht immer so eindeutig auseinandergehalten, aber es erscheint mir sinnvoll. Denn unsere Moral ist über die Zeit wandelbar, etwa in der Frage, welche Kleidung als unanständig gilt. Sie kann auch durch Umstände oder durch soziale Gruppen beeinflusst sein, z.B. bei der Frage, ob man bestimmte Wörter benutzen darf oder nicht. Darüber hinaus muss es aber auch absolute ethische Maßstäbe geben, sonst wäre auch jede Moral völlig beliebig. Diese Unterscheidung zwischen wandelbarer Moral und absoluter Ethik ist keineswegs unumstritten. Es gibt auch Vertreter, die auch jede Ethik für wandelbar und für eine reine Vereinbarung zwischen Menschen ansehen. Dann aber gibt es keinen Unterschied zwischen Ethik und Moral und darüber hinaus auch keine absoluten Maßstäbe für unser Handeln. Ob eine Gesellschaft dann ein ungeborenes Kind oder einen dementen alten Menschen für eine Person hält, deren Leben zu schützen ist, wäre eine reine Sache der Vereinbarung.

Wenn Christen von einer biblischen Ethik sprechen, dann sind damit die Aussagen und Maßstäbe der Bibel gemeint, die eine bestimmte Tat als in Gottes Augen gut oder schlecht bestimmen. Diese Ethik kann natürlich nicht mit der Zeit gehen und auch nicht nur je nach Umstand gültig sein.

Sagt die Bibel zu einem Handeln nichts und bietet auch keine Maßstäbe dafür, dann gehört es nicht zur biblischen Ethik. Darf der Mensch mit einem Auto mit Dieselmotor fahren oder elektrischen Strom benutzen, der durch Atomkraft gewonnen wurde? Das sind Fragen außerhalb der biblischen Ethik. Paulus macht das sogar einmal den Christen in Rom deutlich und schreibt ihnen, dass ein Christ für sich als Vegetarier leben kann, dass es aber keinen ethischen Maßstab in der Bibel dafür gibt, einem Menschen das Fleischessen zu verbieten (Röm 14,2-4).1

Es gibt eine Reihe ethischer Fragen, die außerhalb der biblischen Ethik liegen. Damit wir trotzdem gute Entscheidungen treffen können, sollten wir die biblische Ethik als Maßstab gut kennen.

Wir können davon ausgehen, dass alle Maßstäbe, die Gott wichtig sind, in der Bibel zu finden sind (2. Timotheus 3,16-17). Anderes kann davon abgeleitet werden, aber es bleibt darüber hinaus noch vieles, was der Mensch vor Gott in eigener Ver­antwortung entscheiden darf und muss. Denn wir müs­sen entscheiden, was wir anziehen oder was wir essen und darüber hinaus noch vieles mehr, zu dem die Bibel nichts sagt. Damit wir das aber gut können, sollten wir die biblische Ethik kennen. Hier geht es um die wichtigsten Prinzipien und Inhalte dieser Ethik.

1. Gebote, mehr als do’s and don’ts

Nach jüdischer Zählung gibt es 613 Gebote und Verbote in der Bibel, mit denen Gott uns sagt, was er von uns will. Danach ist es z.B. verboten, Kleidung aus Mischgewebe zu tragen (3. Mose 19,19), und geboten, bestimmte Gefäße zu zerstören, wenn sie mit einem Toten in Berührung kamen (3. Mose 11,33). Das könnte uns auf die Idee bringen, als ginge es in der Bibel in ethischen Fragen einfach um eine Liste von erlaubten und verbotenen Taten. Darf man als Christ seinen Geburtstag feiern oder ist das verboten? Wenn ja, nur alkoholfrei oder ist auch Schnaps erlaubt? Darf man mit seiner Freundin schlafen, auch wenn man (noch) nicht mit ihr verheiratet ist? Wenn nein, reicht es nicht, dass man sich fest vorgenommen hat, zu heiraten? Muss man von seinem Geld etwas für christliche Zwecke spenden und wenn ja, wie viel? Wer eine Liste von Verbotenem, Erlaubtem und Anweisungen für ein gutes Leben sucht, der liest die Bibel völlig falsch. Schon weil durch Jesus viele konkrete Gebote als erfüllt gelten. Das betrifft zum Beispiel die oben genannten Reinheitsgebote, die Christen nicht mehr beachten müssen.

Das Ziel von Gottes biblischer Ethik ist, dass jeder Christ in der Verantwortung vor Gott und aus Liebe zu ihm das tun will und auch tut, was Gott gefällt. Deswegen hat Gott in der Bibel Gebote gegeben, die uns vor allem die Rahmenbedingungen für ein gutes Leben zeigen. Zu den Geboten muss allerdings noch der Glaube kommen, also ein tiefes Vertrauen zu Gott, dass richtig ist, was er sagt, und er uns aus dem Bösen herausretten will. Innerhalb dieses Rahmens lernen wir, durch den Glauben zu erkennen, was gut ist und Gott gefällt. Die Gesetze Gottes sollen uns ins Herz geschrieben sein und uns ermöglichen, in jeder Situation von Herzen so zu entscheiden und zu handeln, dass Gott seine Freude daran hat.

Deswegen lässt uns die biblische Ethik auch ins Herz Gottes schauen. Wir sind nicht einfach Befehlsempfänger, sondern Gott will, dass wir bei seinen Forderungen verstehen, warum sie ihm wichtig sind (Johannes 15,9-15). Nur so kann man in der Lage sein, Gottes Willen auf die unterschiedlichsten Situationen anzuwenden. Eine alte biblische Weisung führt so zu gutem Handeln heute. Halten wir fest: Alle Gebote meinen, was sie sagen, aber sie führen uns darüber hinaus auf ein weites Feld.

Jesus erklärte z. B., dass das Gebot „Du sollst nicht morden!“ nicht erst übertreten ist, wenn wir jemanden umgebracht haben, sondern genauso durch Verachtung, herabwürdigendes Reden und Verfluchen eines Menschen (Matthäus 5,21-22). Aber für Christen geht es noch um viel mehr: Sie sollen nicht nur nicht töten, sondern sogar ihre Feinde lieben (Lukas 6,27). Auf dem Feld, das durch das Gebot geöffnet ist, lernen wir Gottes Absichten und seinen Charakter kennen. Er ist es, der die Menschen liebt, obwohl sie sich zu seinen Feinden gemacht haben. Er verflucht sie nicht einfach, sondern versucht alles, um sie zu retten. Nur wer das ablehnt und Gottes Angebot ausschlägt, bleibt am Ende unter dem harten Urteil Gottes: Er bekommt kein ewiges Leben.

2. Der erste Platz ist immer schon vergeben

Biblische Ethik hat nicht das Ziel, uns zu zeigen, wie wir am bequemsten, gesündesten oder erfolgreichsten durchs Leben kommen. Das höchste Ziel ist immer, dass wir Gott die Ehre geben, die ihm als Schöpfer und Herrn zusteht. Die Frage, ob mir das etwas bringt, wenn ich gehorsam bin, ist erst einmal fehl am Platz. Gott könnte, wenn er wollte, alles Mögliche und Unmögliche von uns verlangen. Ob uns das passt oder nicht, ist weniger als zweitrangig. Kann Gott nicht bestimmen, wie er geehrt werden will? Muss er zufrieden sein mit dem, was uns in den Kram passt? Sicher nicht.

Gott fordert an erster Stelle der 10 Gebote, dass er unangefochten als höchste Instanz unseres Lebens respektiert wird.

Deswegen hat Gott auch an die erste Stelle seiner Liste der Zehn Gebote (2. Mose 20,1-17) die Forderung gestellt, dass wir ihn als den einzig wahren Gott respektieren und keine andere Instanz auf eine Stufe mit ihm stellen. Das gilt für unser Gefühl, die Meinung unserer besten Freunde, den Zeitgeist genauso wie für Weisheiten aus anderen Religionen oder Erkenntnisse irgendwelcher Gurus.

Wenn Gottes Wille nur ein Beitrag zur Debatte ist und seine „Meinung“ gerade so viel zählt wie die der besten Freundin, dann wird damit Gottes Autorität grundsätzlich infrage gestellt. Wer seinen Weisungen genauso weit folgen will, wie sie angenehm erscheinen oder irgendwelche Vorteile bringen, wird die biblische Ethik nie richtig verstehen. Sie fordert ein uneingeschränktes Ja. Jesus hat allerdings klargemacht, dass niemand zu kurz kommt, der Gott gehorcht. Nur erfordert das ganze Hingabe. Jesus sagt: „Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss sein Kreuz aufnehmen und mir folgen. Denn wer sein Leben unbedingt bewahren will, wird es verlieren. Wer sein Leben aber meinetwegen verliert, der wird es gewinnen“ (Matthäus 16,24-25).

3. Ohne Liebe ist alles nichts

Es wäre für alle ein Hauptgewinn, wenn jeder Mensch sein Leben nach der biblischen Ethik führte. Die Preise in den Kaufhäusern würden ohne Ladendiebstähle gesenkt. Die Kosten für Versicherungen ohne Versicherungsbetrug würden fallen. Die Steuern würden gesenkt, weil keiner mehr welche hinterzieht. Und wünschen sich die meisten Menschen nicht eigentlich eine glückliche Ehe und Familie mit gegenseitiger Achtung und ohne Untreue? Wer will schon belogen und betrogen werden? Warum wir dann doch so oft anders handeln, ist hier nicht das Thema.

Aber man kann natürlich fragen, welches das wichtigste Gebot ist, wenn es schon nicht gelingt, alle zu halten. Jesus gibt darauf eine klare Antwort. Es ist eins, das über allen steht und alle zusammenfasst:

„,Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand!‘ Das ist das erste und wichtigste Gebot. Das zweite ist ebenso wichtig: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!‘ Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten wollen“ (Matthäus 22,36-40).

Die Einhaltung biblischer Gebote bekommt erst durch die Liebe ihren eigentlichen Sinn. Das Verbot zu stehlen und zu neiden ist dann erst erfüllt, wenn man seinem Nächsten alles gern gönnt.

Die Liebe zu Gott und zum Nächsten fasst sogar alle Einzelgebote zusammen. Aber ausgerechnet Liebe kann man weder befehlen noch erzwingen. Sie wird dadurch in uns geweckt, dass wir Gottes Wesen und Absichten kennenlernen und entdecken, wie sehr er uns liebt. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Das gilt für die Liebe zu Gott und auch zum Nächsten. Die Einhaltung anderer Gebote bekommt den eigentlichen Sinn durch die Liebe. Im christlichen Sinn will das Verbot zu stehlen und zu neiden also, dass wir dem anderen alles gern gönnen. Das ist dann möglich, wenn wir glauben, dass wir aufgrund von Gottes Liebe das besitzen, was er uns zugeteilt hat. Und genau das ist auch gut für uns, auch wenn Gott es mit anderen anders gemacht hat.

Aus diesem Zusammenhang sind oft falsche Schlüsse gezogen worden. So behaupten manche, dass die einzelnen Gebote dann nicht mehr gelten, wenn man aus Liebe handelt. Wer seinen Ehepartner nicht mehr liebe und einen anderen eben jetzt mehr, der könne die Ehe beenden, weil er es aus Liebe täte. Es ist offensichtlich, dass Jesus das nicht gemeint hat. Sein Gebot zur Liebe erfordert vielmehr, in der Ehe aus Liebe treu zu sein und nicht nur aus Pflichtgefühl oder mit Hass gegen den Partner.

4. Nicht über sich hinaus wachsen

Die biblische Ethik legt den Finger in ein negatives Grundprinzip des Menschen: Er ist nicht damit zufrieden, Mensch zu sein, sondern er will gern wie Gott sein. Gott hat dem Menschen eine besondere Würde gegeben, indem er ihn zu seinem Gegenüber schuf. Das aber ist dem Menschen von Anfang an nicht genug.

Er wird zum Mörder, weil er über das Leben bestimmen will, was allein Gott zusteht. Er wird zum Lügner, weil er festsetzen will, was als Wahrheit gelten soll. Er neidet und stiehlt, weil er sich nicht damit abfinden will, wie Gott die Besitztümer zugeteilt hat. Wenn nicht wenige Menschen denken, dass die biblischen Gebote besonders auf dem sexuellen Gebiet alles verbieten würden, was Spaß macht, dann liegt das auf der gleichen Ebene. Es fällt dem Menschen schwer, das Geschenk der Sexualität in Gottes Grenzen zu schätzen. Er rennt auf vielen Gebieten dagegen an und ist meist unzufrieden mit dem, was ihm Gott gegeben hat, sei es das eigene Aussehen, das Geschlecht, die Fähigkeiten. Die Sehnsucht nach anders, mehr, größer, besser treibt oft an Gott vorbei.

Wer biblischer Ethik folgen will, braucht ein „Ja“ dazu, dass Gott dem Menschen Grenzen setzt. Wirkliche Freiheit erleben wir, wenn wir innerhalb der göttlichen Grenzen leben.

Wer biblischer Ethik folgen will, braucht ein „Ja“ dazu, dass Gott dem Menschen seine Grenzen setzt. Erst wer aufhört, dagegen anzulaufen, kann entdecken, dass christliche Freiheit darin besteht, gern innerhalb der göttlichen Grenzen zu leben. Im Vertrauen auf Gott können wir das auch. Einiges ist und bleibt Gottes Sache. Wir haben mit unserem Teil genug zu tun (5. Mose 29,28). Das gilt übrigens dann auch für die Gaben, die Gott dem Christen schenkt. Innerhalb der Grenzen der eigenen Berufung und dankbar mit den Gaben zu leben, die wir empfangen haben, bestimmt das christliche Leben (Römer 12,3-4).

5. Die Macht der Dinge

Gott ist der Schöpfer. Wir sind Geschöpfe in der Welt, die Gott gemacht hat. Aus dieser Tatsache folgt das strikte Verbot, dass irgendetwas Geschaffenes mit dem Schöpfer in Konkurrenz tritt. Die Bibel nennt das Götzendienst, und die biblische Ethik verbietet diesen strikt (1. Korinther 10,14).

Gott hat Sonne, Mond und Sterne als Lichtquellen im weitesten Sinn erschaffen. Wer sich Rat aus Horoskopen holt oder sein Leben nach Mondphasen ausrichtet, missbraucht das Geschaffene. Die Zukunft kennt allein Gott. Jede Art von Wahrsagerei mithilfe von irgendwelchen Kräften aus materiellen Dingen ist nicht nur Täuschung, sondern Götzenverehrung. Gott will, dass wir zu ihm beten und alle Anliegen voller Hoffnung zu ihm bringen. Hilft er nicht oder anders, als wir wünschen, dann sollen wir seine Entscheidung akzeptieren, aber nicht auf Heilsteine hoffen oder irgendeinen anderen Hokuspokus machen. Christen dürfen natürlich Medikamente einnehmen, aber sie sollen auch dann nicht auf die Kraft von Arznei oder Ärzten hoffen, sondern darauf, dass Gott ihnen durch diese Mittel hilft.

Die Dinge wollen ständig mehr Macht, als ihnen zusteht. Besitz soll Ansehen und Ehre verschaffen. Die Ansammlung von Klamotten und Zeug frisst Zeit und Kraft, weil man alles irgendwie versorgen, ordnen und pflegen muss. Der eigene Körper soll Aufmerksamkeit und Zuneigung von anderen bringen, deswegen wird er viel mehr als notwendig gestylt. Jeder Körperkult steht in Konkurrenz zum Glauben an Gott. Allerdings heißt das auch nicht, dass wir die Körperpflege vernachlässigen sollen. Um hier ein gesundes Maß zu finden, müssen wir die Gefahr des Götzendienstes kennen und von da her beurteilen lernen, was noch gut ist und was zu viel.

Erkennen wir die Dinge nicht als von Gott geschaffen und gegeben an, so können sie schnell eine Macht auf uns ausüben, so dass sie uns an Gottes Stelle zu Götzen werden.

Denn wo immer geschaffene Dinge Gott den Platz streitig machen, geht es in der Folge auch mit der gelebten Moral bergab. Paulus stellt in Römer 1,22-28 einen Zusammenhang zwischen der Missachtung Gottes als Schöpfer und der Überbewertung des Geschaffenen als Ersatzgott. Das führt in der Sexualität dann dazu, dass es dem Menschen berechtigt erscheint, beinahe jeden sexuellen Wunsch zu erfüllen. Es erscheint fast unmöglich, um Gottes Willen zu verzichten. Das hat dann unweigerlich eine Zügellosigkeit zur Folge, die sich auf viele Lebensbereiche ausweiten kann. Nur die biblische Ethik weist den Dingen ihren angemessenen Rang zu und bewahrt davor, dass sie mehr Macht bekommen, als gut für uns ist.

6. Das liebe, böse Geld

Das Geld ist auch ein Götze, aber ein Alltagsgötze, dessen Macht niemand ausweichen kann. Deswegen widmet sich die biblische Ethik ihm besonders. Kurzgefasst gilt, dass Geld als Hilfsmittel im Tausch gegen Waren und Dienstleistungen seine Berechtigung hat, dass es aber zugleich ein hohes Potenzial besitzt, sich in unserer Tasche zum Götzen aufzuspielen. Deswegen nennt Jesus das Geld auch gleich Mammon, gibt ihm also einen Götzennamen.

Wer Geld hat, fühlt sich nämlich sicherer und macht sich weniger Sorgen. Aber für unser Gefühl der Sicherheit und für ein sorgenfreies Leben soll allein unser Vertrauen auf Gott sorgen. Das Geld drängt sich hier an die Stelle Gottes. Darum erinnert Jesus die Leute mit einem Blick auf eine Geldmünze daran:

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Matthäus 22,21).

Wer reich werden will, der ist damit schon in einer falschen Abhängigkeit vom Geld (1. Timotheus 6,9). Als Lebensziel darf das nicht dienen. Kommt man ohne Mühe zu Reichtum, so soll man sein Herz nicht daran hängen (Psalm 62,11), denn für einen reichen Menschen ist es nach der Einschätzung von Jesus beinahe unmöglich, zu Gott zu kommen (Matthäus 19,23).

Und reich sind wir nach biblischem Maßstab schon, wenn wir mehr haben, als wir für den täglichen Bedarf für uns und für die Menschen benötigen, für deren Versorgung wir Verantwortung tragen. Das sind in der Regel zuerst die Familienangehörigen. Das Geld, das dann übrigbleibt, sollen wir dazu verwenden, um Bedürftigen zu helfen und den Dienst der christlichen Gemeinde zu finanzieren. Das Prinzip dabei ist: Immer soll zuerst der Nächste, also der, der tatsächlich in unserer Nähe Not hat, unsere Hilfe bekommen.

Halten wir fest: Die Abhängigkeit von Gott ist die beste und einzige Versicherung, nicht der Macht des Geldes zu verfallen. Haben wir Geld, bewahrt uns der großzügige Einsatz des Geldes für Gottes Sache vor einem Missbrauch als Sicherheit oder um sich Ansehen zu verschaffen.

7. In Grenzen fast grenzenlos schön: Sex

Nein, Gott will niemandem den Spaß verderben, wenn er verlangt, dass die körperliche Geschlechtlichkeit in gesunden Grenzen gelebt werden muss. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen und auch die geschlechtliche Anziehung gewollt. Er wollte die Vereinigung von Mann und Frau in einer lebenslangen Ehe. Auch die wunderbaren Gefühle vom Verliebtsein bis zum Orgasmus hat er sich ausgedacht. Die Bibel zeigt uns auch, was sich Gott dabei gedacht hat. Er wollte in der besonderen Beziehung von Mann und Frau Elemente abbilden, die seiner Beziehung zum Menschen entsprechen. Deswegen kann die Beziehung Gott–Mensch in der Bibel mit Verlobung und Ehe verglichen werden (Hosea 2,21-22; Eph 5,31-32).

Gott will unser Herz ungeteilt, und unsere ganze Liebe soll ihm gelten. Er nennt sich ein „eifersüchtiger“ Gott (2. Mose 20,5; 34,14). Deswegen sollen Männer und Frauen nicht nach dem Vorbild der Hirsche zusammenleben (der stärkste kann alle Weibchen begatten) oder sich wie Wasserschildkröten zufällig befruchten, sondern in einer Ehe von einem Mann und einer Frau, die sich um ihre Kinder kümmern. Jede Ehe soll nach innen und außen geschützt sein. Die sexuellen Wünsche brauchen deswegen Maß und Grenze. Das Begehren dient der Bindung und soll sich nicht unkontrolliert bei irgendeiner Gelegenheit entzünden. Vergewaltigung und sexueller Missbrauch werden auch nach der in unserer Gesellschaft geltenden Moral sanktioniert. Die biblische Ethik geht hier jedoch viel weiter: Die körperliche Vereinigung hat ihren Platz nur in der Ehe.

In der Pornografie wird das Geschenk der Geschlechtlich­keit zum Götzen gemacht, der über Gott, ihren Schöpfer, erhöht wird.

Paulus begründet es deswegen auch ausführlich, warum ein Christ nicht zu Prosti­tuierten gehen darf. Er sagt nicht einfach, dass das verboten ist, sondern zeigt auf, warum diese körperliche Vereinigung die geistliche Einheit mit Jesus Christus beeinträchtigt (1. Korinther 6,12-20). Wer die biblische Sexualethik versteht, dem ist auch klar, warum Pornografie kein harmloser Zeitvertreib ist, sondern die Schönheit und Vielseitigkeit der menschlichen Geschlechtlichkeit zerstören kann. In der Pornografie wird Lust mit der Lüge verbunden, der abgebildete Mensch sei zur Befriedigung verfügbar. Die Bilder laden zum Missbrauch in der Phantasie ein. Außerdem wird auch hier die von Gott geschaffene Gabe der Geschlechtlichkeit zum Götzen, der über Gott erhöht wird.

Manche sexuellen Wünsche müssen zeitweise, manche immer unbefriedigt bleiben.

Die Bibel verschließt nicht die Augen davor, dass auch die Geschlechtlichkeit durch das Böse schwer verletzt sein kann. Das kann durch eigene Schuld passieren oder durch die Sünde anderer. Im Ergebnis muss ein Mensch vielleicht damit leben, dass seine sexuellen Gefühle mit Angst oder Ekel verbunden sind oder auf eine Weise in ihm erregt werden, die die Bibel Sünde nennt. Manche empfinden Lust bei Gewaltfantasien. Manche werden durch Kinder erregt. Andere fühlen sich sexuell zu Menschen des gleichen Geschlechts hingezogen. Diese sexuelle Lust soll unbefriedigt bleiben. Die geschlechtliche Lust soll ihre Befriedigung nur in der Ehe finden, so dass auch die Unverheirateten bis zur Ehe warten sollen. Für Paulus ist klar: Enthaltsamkeit ist nicht einfach zu leben, aber die Antwort ist nicht Zügelosigkeit, sondern geschlechtliches Leben innerhalb einer Ehe (1. Korinther 7,5+9). Aber selbst in einer Ehe wird es Zeiten ohne körperliche Vereinigung geben. Der Mensch soll und muss nicht unter der Herrschaft seiner sexuellen Wünsche stehen, sondern selbst Herr über diese Wünsche sein und sie nach den Maßstäben Gottes lenken.

8. Von oben nach unten: Machtausübung

Eine herrschaftsfreie Welt kann es nach biblischem Verständnis nicht geben. Macht wird immer ausgeübt. Eltern haben Macht über ihre Kinder, Vorgesetzte über Untergebene, Lehrer über ihre Schüler. Der Staat kann von seinen Bürgern Gesetzestreue fordern und sie mit polizeilicher Gewalt durchsetzen. Die biblische Ethik schafft nicht die Machtausübung ab, sondern gibt ihr Rahmen und Maß. Das erste Prinzip dabei heißt, dass jeder mit seinen Möglichkeiten anderen dient. Jesus bringt es auf die Formel: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Matthäus 23,11).

Jeder Mensch hat unterschiedliche Gaben und Kräfte. Man kann sie einsetzen, um sich groß zu machen und andere zu unterdrücken oder um anderen damit zu einem besseren Leben zu verhelfen. Das zweite biblische Prinzip ist die Ausübung der Macht im ständigen Bewusstsein, dass man selbst immer Gott untergeordnet ist. Niemand darf seine Macht absolut benutzen. Jeder hat den wahren Gott über sich und wird sich vor ihm verantworten müssen. Er muss darum fragen, wie sein Handeln zur Machtausübung Gottes passt. Das ist das dritte ordnende Prinzip für die Macht. Es führt uns dazu, darauf zu schauen, wie Gott regiert. Er zeigt Güte. Er ist geduldig. Er hilft auf, wenn jemand zu schwach ist. Als Gott in Jesus Christus auf die Erde kommt, kommt er als hilfloses Kind. Er lebt in einer armen Familie ohne Ansehen. Jesus erklärt es seinen Jüngern so:

„Ihr wisst, wie die Herrscher sich als Herren aufspielen und die Großen ihre Macht missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben“ (Markus 10,42-45).

9. Jedes Wort auf der Goldwaage

Für jedes nutzlose Wort müssen wir uns einmal vor Gott verantworten (Matthäus 12,36). So warnt Jesus angesichts einer Flut von Wörtern, einer schier endlosen Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge. In der biblischen Ethik spielt unser Reden eine wichtige Rolle. Worte können eine Quelle des Lebens sein oder andere in den Tod treiben. Sie können seelische Wunden heilen oder schwer verletzen. „Die Zunge, dieses rastlose Übel voll tödlichen Giftes, kann kein Mensch bändigen“ (Jakobus 3,8), so lautet die ernüchternde Analyse im Neuen Testament. Aber deswegen müssen wir ihr doch Grenzen aufzeigen.

Was in unserer gegenwärtigen Moral kaum eine Rolle spielt, ist in der biblischen Ethik ein wichtiges Thema. Wir werden vor losem Gerede, vor üblem Witzemachen, vor dem Plaudern hinter dem Rücken anderer, vor dem Verbreiten von Gerüchten, vor der Wichtigtuerei und jeder Art von Lüge gewarnt (Epheser 4,25-32). Auf der anderen Seite sollen wir Menschen Wahres und Gutes zusagen, das ist die eigentliche Bedeutung von Segnen. Die Weisheit der Bibel stellt beides einander gegenüber:

„Ein freundliches Wort ist wie ein Lebensbaum, eine falsche Zunge bricht den Lebensmut“ (Sprüche 15,4).

Jede Lüge, jedes zweideutige Gerede und die schiere Masse an nutzlosen Worten sind ein Angriff auf die wichtigste Botschaft, die Gott uns Menschen bringen will: sein Evangelium.

Das Thema ist in der biblischen Ethik deswegen so wichtig, weil Gott uns seine rettende Botschaft, das Evangelium, mit Worten sagt. Was wir von Gott wissen, wissen wir durch Worte, denen wir vertrauen sollen. Glauben wir der Botschaft von der Rettung durch Jesus, dann ist es das Vertrauen auf wahre Worte, das uns zu Gott bringt. Deswegen ist jede Lüge, jedes zweideutige Gerede und auch einfach die schiere Masse an nutzlosen Worten ein Angriff auf die wichtigste Botschaft, die Gott uns Menschen bringen will.

10. Mach’s einfach

So oft, wie davon die Rede ist, dass es uns unmöglich sei, die Gebote Gottes einzuhalten, könnte man denken, es läge an den Geboten. Das stimmt aber nicht. Die Gebote Gottes sind nicht schwer (Matthäus 11,29-30; 1. Johannes 5,3). Es ist leichter, die Wahrheit zu sagen, als sich Lügen auszudenken und diese dann auch noch mit weiteren Lügen zu verteidigen. Es ist leichter, sich keine Sorgen zu machen; einfacher und schöner, nicht vom Geld regiert zu werden, und so weiter. Dass wir oft anders handeln, als es der biblischen Ethik entspricht, liegt in uns und nicht in den Geboten begründet. Ein Charakterzug biblischer Ethik ist, dass man danach leben kann. Sie ist keine hohe Philosophie, sondern schlichte Tat. Deswegen gehört dieses zehnte Prinzip unbedingt dazu: Handle danach, ziehe Konsequenzen, sofort! Was immer wir Gutes erkannt haben, das sollten wir möglichst bald tun. Die biblische Ethik entfaltet ihre ganze Schönheit und Kraft, wenn wir danach leben. Aber vor allem ist es ein Ausdruck der Liebe zu Gott und Jesus, wenn wir einfach tun, was er will. Jesus bringt es auf den Punkt:

„Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich wirklich. Und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. Auch ich werde ihn lieben und ihm zeigen, wer ich bin“ (Johannes 14,21).


  1. Manche Christen leiten trotzdem ein ethisches Gebot ab, indem sie einen würdigen Umgang mit Tieren im Konflikt mit dem Schlachten und Essen von Tieren sehen.