John Lennox ist für seine apologetischen Beiträge zum Verhältnis von christlichem Glauben und Wissenschaft bekannt. Kennzeichnend sind dabei seine nüchternen und stichhaltigen Argumentationen, die ihn als emeritierten Mathematikprofessor der University of Oxford kennzeichnen. In dem Werk 2084, das 2020 unter dem Titel „2084: Artificial Intelligence and the Future of Humanity“ erschienen ist und 2022 als deutsche Übersetzung veröffentlicht wurde, gibt er einen breiten Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz (KI) und wie diese aus biblischer Sicht zu bewerten sind. Dabei behandelt er neben den wissenschaftlichen und technischen Aspekten auch die Hoffnungen und Ängste der Menschen im Zusammenhang mit diesem Thema, wie sie sich in der Literatur niederschlagen. Auch in der anschließenden moralischen Bewertung von KI geht Lennox zunächst sehr neutral darauf ein, wie die großen Fragen der Menschheit vor dem Hintergrund dieses Themas betrachtet werden können: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wird die Zukunft durch KI besser? Wie würde eine Verbesserung des Menschen aussehen?
Nach ca. der Hälfte des Buches nimmt Lennox dann klar den biblischen Standpunkt ein. Er führt biblisch aus, was den Menschen zum Menschen macht, wie eine wirkliche Verbesserung des Menschen erfolgen kann und was die Bibel zur Zukunft der Menschheit sagt. Skeptikern hilft Lennox sehr behutsam über diese „apologetische Hürde“. Zum Beispiel schreibt er bezüglich der Auferstehung:
„Ich kann gut nachvollziehen, dass ein skeptischer Leser die Nase rümpft, wenn Auferstehung nur erwähnt wird, obwohl ich bekennen muss, dass ich es eigenartig finde, wenn manch einer dieser Skeptiker gleichzeitig keinerlei Schwierigkeiten hat zu glauben, dass der Tod eines Tages durch Technologie überwunden werde.“ (S. 160-161).
Lennox, John: 2084. Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschheit. Holzgerlingen: SCM R. Brockhaus, 251 S., 19,99 €. ISBN 978-3-417-24174-7
Besonders wertvoll sind Lennox‘ Ausführungen zur biblischen Reflexion dessen, was den Menschen zum Menschen macht, und dass das ersehnte „Upgrade“ des Menschen nicht durch Technologie, sondern durch die Erlösung in Christus erfolgt. Jesus, so arbeitet es Lennox gründlich heraus, ist der wahre „Homo Deus“, also der ersehnte Übermensch, um den sich die Hoffnungen im Zusammenhang mit KI drehen.
Das Buch ist verständlich geschrieben und auch für wissenschaftliche und technische Laien gut zugänglich. Es ist sehr sachlich gehalten und an keiner Stelle polemisch. Lennox geht in diesem Buch sehr bibeltreu mit Schriftstellen um. Durch die gute Struktur sind die Argumente gut nachvollziehbar, selbst wenn man nur einzelne Abschnitte liest. Durch den apologetischen Charakter ist es zur Weitergabe an Skeptiker sehr zu empfehlen. Aber auch für gläubige Christen ist dieses Buch sehr gewinnbringend, da des Menschen Gottesebenbildlichkeit sehr schön herausgearbeitet wird und weil viele Anregungen gegeben werden, den Herrn Jesus wieder neu zu bewundern und anzubeten.