Im Jahr 2020 informierte eine Lehrerin in Nevada ihre Klasse, dass sie ihre verschiedenen Identitäten und Charakteristiken erklären sollten, die dann als Privilegierung oder als Unterdrückung gewertet würden. Sich als Christ und Weißer zu verstehen wurde als unterdrückerisch definiert. Die Schüler wurden dann aufgefordert, sie sollten ihre „Überzeugungen, Werte und alles Verhalten, die der Unterdrückung entstammen, ablegen und verlernen“. Einer der Schüler, William Clark, wusste, dass etwas damit nicht stimmen konnte, dass er das Christentum „verlernen“ sollte. Aber er sah sich damit bedroht, durch die Prüfung zu fallen, wenn er nicht zustimmen würde.
Diese Aktion im Klassenraum war eine praktische Anwendung der kritischen Rassentheorie, eines der umstrittensten Themen in Kirche und Gesellschaft. Im Namen des „Antirassismus“ werden bereits viele Schulkinder ermutigt, alles in rassischen Kategorien zu sehen. Die Kinder werden aufgefordert, sich selbst und andere entweder als schuldig aufgrund ihrer Privilegierung oder als Opfer von Unterdrückung zu sehen, was extrem spaltend wirkt.
Die Bibel wirft ein helles Licht auf diese spalterische Ideologie. Die Schrift lehrt die Einheit der menschlichen Rasse (1Mo 2,26; 7,21; 10,32; Mt 19,4; Apg 17,26; Röm 5,12-21; 1Kor 15,21-28.45-49). Wir sind viel enger einer mit dem anderen verbunden, als es sich die meisten Menschen vorstellen. Es gibt gar keine absoluten Identitäten von „schwarz“ oder „weiß“. Diese Erkenntnis unserer wesenhaften Einheit als Menschen bedeutet dabei nicht, dass nicht auch Unterschiede in Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Kultur respektiert werden. Gott wird im Himmel verherrlicht dadurch, dass die Verschiedenheit der Völker zusammenkommt, um ihn zu loben (Offb 5,9).
In der gefallenen Welt sind Ungerechtigkeit, Missbrauch und Ausbeutung hässliche Realitäten (Pred 4,1; Röm 3,9-19). Das Bewusstsein dafür, dass das falsch ist, hat Gott uns gegeben. Der unparteiische und gerechte Schöpfer hat sein Moralgesetz in unser Herz gelegt (Röm 1,18-32; 2,14-16). Unser Wunsch nach Gerechtigkeit zeigt, dass wir nach seinem Bild geschaffen wurden.
Christen waren meist in der ersten Reihe derer, die wollten, dass alle Menschen unterrichtet werden, damit alle einen Zugang zum Wort Gottes bekommen. Die biblische Überzeugung, dass jedem Menschen mit dem gleichen Respekt begegnet werden soll, steht hinter dem Bemühen zur Abschaffung der Sklaverei. Auch die Freiheiten und Rechte, die wir in freien Gesellschaften schätzen, basieren auf der Überzeugung, dass alle Menschen nach Gottes Bild erschaffen wurden und die gleiche Würde haben.
Aber stattdessen betrachten heute viele das Christentum als prinzipiell unterdrückerisch. Dagegen ist die kritische Rassentheorie geprägt von Instrumenten wie Sensitivitätstraining, unbewusstem Lebenstraining, Förderung von Diversität und Gleichheit und von Inklusionsprogrammen. Allerdings macht die Suche nach Gerechtigkeit auf der Grundlage einer Weltsicht, die Gott ablehnt, die Dinge nur immer schlechter. Die kritische Rassentheorie ist aus der kritischen Theorie hervorgegangen, einer Schule von Überzeugungen, die alle Ansprüche von transzendenter Wahrheit zerstören wollte. Feindschaft gegen das biblische Christentum war und ist ein Teil ihrer DNA. Die traditionellen Disziplinen wie Naturwissenschaften oder Geschichte haben das Ziel, die Welt so zu verstehen, wie sie ist. Die kritische Theorie ist aber darauf aus, wie sie die Welt hin zur Gleichheit verändern kann (z.B. gleiche Ergebnisse zu bewirken eher als gleiche Möglichkeiten). Die kritische Theorie will die Gesellschaft destabilisieren, indem sie die Leute davon überzeugt, dass sie alle Autoritäten als unterdrückerisch ansieht, jedem Wahrheitsanspruch misstraut und alle Wörter als letztlich sinnlos deutet. Die kritische Theorie behauptet, dass jede allgemein gültige Erklärung, jedes Moralgesetz, jede Religion, sogar Gesetze, Ursachen, Logik und selbst die Wissenschaft, Instrumente sind, mit denen die Privilegierten ihre Position sichern und die Unterdrückten niederhalten wollen.
Das destruktive Projekt der kritischen Rassentheorie zersplittert die Gesellschaft in Gruppen, die sich in ihren Opferrollen feindlich gegenüberstehen.
Dieses destruktive Projekt begann an den Universitäten, aber hat in der westlichen Welt die großen Institutionen besetzt. Die Gesellschaft wird zersplittert in Gruppen, die sich feindlich gegenüberstehen in ihren jeweiligen Opferrollen. Persönliche moralische Verantwortung wird heruntergespielt, während Schuld nur in kollektiven Begriffen gesehen wird. Vorteile zu haben, wird als Sünde angesehen, die niemals getilgt werden kann. Die Menschheit wird zerteilt zwischen einigen, die Zugang zu bestimmten Erfahrungen haben und anderen, die diese Erfahrungen nicht haben und deswegen die anderen nicht verstehen können. Das verneint unsere Fähigkeit, uns in andere einzufühlen. Es schließt letztlich unsere von Gott gegebene Fähigkeit zu echter Kommunikation aus genauso wie echtes Vertrauen auf andere Menschen. Es ist eine elende Begrenzung unserer sozialen Interaktion. Es ist auch das Ergebnis der Ablehnung Gottes als Quelle von universeller Wahrheit, die für uns erreichbar ist.
Die Bibel lehrt uns, dass Gott der Geber des Lebens ist und dass jeder Mensch nach seinem Bild erschaffen wurde. Wenn wir unseren Nächsten missachten oder verachten, dann beleidigen wir seinen Erschaffer (Spr 14,31; 17,5). Die einzige Garantie für menschliche Freiheit und Würde ist die Überzeugung von unserer Schöpfung durch Gott. Die Ideen der Evolution liegen nahe bei der „Wissenschaft“ von der Eugenetik, die dazu tendiert, die bösen Ideen von einer rassischen Überlegenheit zu befördern.
Menschen vor allem als Mitglieder der Gruppen anzusehen, zu denen sie gehören, verringert die Wahrscheinlichkeit des Respekts davor, wer sie sind. Der universale Respekt aufgrund des Menschseins geht verloren. Der spezielle Respekt aufgrund des individuellen Charakters des Einzelnen mit Stärken und Leistungen geht genauso verloren. Die biblische Wahrheit von Schöpfung und Erlösung weist auf die wesenhafte Einheit der menschlichen Rasse und auf den Respekt, der jedem Einzelnen entgegengebracht werden soll.
Die Bibel lehrt uns auch, dass wir alle Sünder sind; wir sind moralisch verantwortlich; uns kann vergeben werden. Wenn wir die Erkenntnis unserer eigenen Sündhaftigkeit haben und die Erfahrung von Gottes Vergebung, werden wir auch befähigt, anderen zu vergeben. In einer Zeit der Polarisierung und der gesellschaftlichen Teilung ist die Fähigkeit, Demut und Vergebungsbereitschaft zu zeigen, eine Gegenkultur und einfach schön.
Es ist ohne Zweifel richtig, Gerechtigkeit zu suchen und dem Rassismus entgegenzustehen. Aber eine biblische Weltsicht ist das einzige feste Fundament für die Verteidigung der menschlichen Würde und sozialer Eintracht. Ein Kompromiss mit einer Ideologie, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ewige Wahrheitsansprüche zu bekämpfen, wäre eine Katastrophe. Wir können froh unseren dreieinen Gott als Grund von Wahrheit, Gerechtigkeit und Moralität bekennen. Er ist es wert, dass er von jedem aus jeder Nation und in jedem Alter gelobt wird (Ps 72,8-11).
Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries