Das Buch geht auf die Fachtagung des EKD-Zentrums für Mission in der Region im November 2016 in Erfurt zurück. Verschiedene Beiträge dieser Tagung in Erfurt werden gut lesbar wiedergegeben.
Eine besondere Grundlage für die meisten Vorträge bildet die fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD (Engagement und Indifferenz, 2014), auf die immer wieder Bezug genommen wird. Besonders in den ersten Beiträgen des Buches steht die Frage nach dem richtigen Verständnis von Indifferenz im Fokus der Autoren. Die Deutungen sind vielfältig: „Sie leben in einer Art Zwischenraum“ (S.28) oder „Menschen, die weder Fans noch Ablehner einer Marke sind, sondern denen die Marke schlichtweg egal ist.“ (S.78). Indifferent ist eine Art und Weise zu leben, die sich nicht leicht in einer Definition fassen lässt – das ist offensichtlich auch der Wunsch der Indifferenten. Diese Gruppe nimmt in unserer Gesellschaft immer mehr zu und sollte somit auch stärker in den Blick der Christen rücken.
Pompe/Hörsch (Hrsg.): Indifferent? Ich bin normal. Indifferenz als Irritation für kirchliches Denken und Handeln. Leipzig: EVA 2017. 196 S. Taschenbuch: 14,80 €. ISBN: 978-3-374-05175-5
Neben einer spannenden Auseinandersetzung mit dem Thema Indifferenz in unserer Zeit wird auch die Herausforderung für die Kirchen/Gemeinden in den Blick genommen. So gibt es verschiedene religiöse Angebote, die mit „billige[n] Instantgetränken den Durst nach Transzendenz schnell und einfach stillten und stillen“ (S.40). Gleichzeitig stellt Jesus „seine privilegierte Gemeinde im reichen Europa in Frage“ (S.24), mit dem herausfordernden Wort aus Offenbarung 3,17. Eine junge Generation, die in zwei Realitäten lebt (reale und virtuelle), zeigt der Kirche einen besonderen „Nachholbedarf, weil sie [die Kirche] beide Realitäten streng trennen“ (S.176). Gerade die Jugendlichen „suchen in einer immer individualisierteren und technischer werdenden Welt Halt, Orientierung und das übernatürliche Erlebnis“ (S.162f).
Das Buch bietet einen guten Einstieg in die Analyse der indifferenten Menschen unserer Zeit. Es weckt das Interesse, sich weiter mit diesen Menschen auseinanderzusetzen und in seinem Freundeskreis einen neuen Blick für diese Menschen zu bekommen. Für die praktische Umsetzung bietet dieses Buch jedoch nur wenige Ideen, wie z. B. eine Lebenswendefeier. Hier bleibt dem interessierten Leser nur übrig, sich nach passenden Ideen und Literatur umzusehen.
Insgesamt ist es ein gut lesbares Buch mit Impulsen zum Weiterdenken. Als Einstieg in die Thematik zu empfehlen.