LiteraturBuchbesprechungen, Kommentare zur Bibel

Hesekiel

Unter der EZRA-Studienreihe (bibeltreu-fundiert-aktuell) haben die beiden o.g. Verlage zunächst einen Kommentar von Roger Liebi zum Propheten Hesekiel vorgelegt. Sie erheben mit der Studienreihe den Anspruch, konsequente Treue zum Bibeltext mit gründlicher Kenntnis der historischen Zusammenhänge und praktischen Anwen­dungen auf unser Leben als einzelne Gläubige und als Gemeinde zu kombinieren – so der rückseitige Klappentext.

Dieser Anspruch wird bei dem vorgelegten Kommentar mehr als erfüllt. Mit seiner abschnittsweisen Bibelauslegung gelingt es dem Autor zum einen, den Bibeltext kurz und bündig, aber trotzdem detailgetreu zu erklären. Mit einer Vielzahl von Belegstellen lässt er auch andere Bibeltexte in seine Auslegung einfließen.

Darüber hinaus sind seine Verweise auf das NT wohltuend und geistlich befruchtend. Beispielsweise weist Liebi nach, dass besonders im Johannesevangelium viele Darstellungen und Begrifflichkeiten aus Hesekiel verwendet werden (so u.a. „Wiedergeburt“ in Joh 3 [Hes 36], „Ströme lebendigen Wassers“ in Joh 7 [Hes 47], „der gute Hirte“ in Joh 10 [Hes 34], die „vielen Wohnungen“ in Joh 14 [Hes 42] oder die „notwendige Frucht“ in Joh 15 [Hes 15]). In dem Zusammenhang sind auch die Anwendungen auf die Lebenssituation des Lesers wohltuend und gelungen. Selbst wenn man bei einzelnen Bibelabschnitten zu anderen Ergebnissen als der Autor kommt, ist dessen Liebe zum Wort und zur lebensverändernden Anwendung spürbar. Hier wird der Leser besonders profitieren können, denn es geht dem Autor nicht nur um reines Kopfwissen.

Liebi, Roger: Hesekiel. Düsseldorf: CMV-Hagedorn & Pfäffikon: CLKV (Co-Produktion) 2011. 210 S. Hardcover: 14,90 €. ISBN: 978-3-943175-00-4

Der Leser sei darauf hingewiesen, dass Liebi klar zwischen dem Volk Israel und der Gemeinde des NT bei seiner Auslegung unterscheidet. Er kommt demzufolge u.a. zu dem Ergebnis, dass die Tempeldarstellung in Hes 40-48 nach einem tatsächlichen künftigen dritten Tempel verlangt, wenngleich der Autor ebenso einen typologischen Hinweis auf die Gemeinde Jesu in der Gnadenzeit anerkennt (S. 167f.).

Jedem Leser, der einen guten Einstieg in das anspruchsvolle Prophetenbuch sucht, sei dieses Werk wärmstens empfohlen.