In der ganzen Welt sind viele Glaubensarten verbreitet, einschließlich des Atheismus. Selbst im Christentum versteht man unter Glauben verschiedene Dinge, zum Beispiel zur Kirche gehören, für möglich halten, dass es Gott gibt; hoffen, dass man in den Himmel kommt. Glaube im biblischen Sinn ist das Vertrauensverhältnis zwischen Menschen und Gott.
Ich möchte das noch etwas vertiefen: Im „Dillenburger Kalender“ lasen wir kürzlich, dass Luther bei der Wahl des Begriffs Glaube auf eine Rechtspraxis des Mittelalters zurückgriff. Der Vorgang hieß „sich angeloben“. Er bedeutet: Leg dein ganzes Leben in die Hände eines starken Herrn, der dich versorgen und beschützen kann. Es war eine gegenseitige Verpflichtung durch einen Treueschwur. Ein bisschen kennen wir das noch durch den Vorgang, den wir „sich verloben“ nennen, obwohl die Verlobung ziemlich aus der Mode gekommen ist.
Es geht mir um bestimmte Eigenschaften des Glaubens, die ihn erst wertvoll machen können, so wertvoll, dass er zu anderen redet.
Mein Thema nenne ich deswegen:
Glaube, der heute noch redet
In „Glaubens-Nachrichten aus aller Welt“, die ich regelmäßig bekomme (leider nur auf Englisch), las ich einen kleinen Artikel. Als Quelle war der sogenannte „Barnabas Fonds“ angegeben. Die Geschwister schrieben unter der Überschrift „Reaktionen auf sinnlose Gewalt“:
Aus der ganzen Welt bekommen wir immer mehr Berichte von Muslimen, die sich zu Christus hinwenden. In den letzten 50 Jahren kamen mehr Muslime zum Glauben an Jesus als in der ganzen zurückliegenden Geschichte des Islam. Ein Grund ist die Ernüchterung, die bei vielen Muslimen eingesetzt hat, wenn sie die sinnlose und brutale Gewalt wahrnehmen, die sich immer mehr mit dem Islam verbindet.
Im Sudan, einem streng muslimischen Land, waren durch die Arbeit eines Pastors an die fünfzig Muslime zum Glauben an Christus gekommen. Da wurde sein Haus von sechs vermummten Islamisten angegriffen. Vor seinen Augen zerstückelten sie seine Frau und seine Familie, bevor sie auch ihn umbrachten. Aber bei der Beerdigung, die bald darauf folgte, übergaben weitere 200 Menschen ihr Leben Jesus Christus.
Nur ein Glaube, der sich im Leben des Glaubenden deutlich zeigt, kann ein Glaube sein, der zu anderen redet.
Welcher Glaube redet heute noch? In jedem Fall kann das nur ein Glaube sein, der sich im Leben der Glaubenden zeigt. Ich bin im Hebräerbrief auf das Thema gestoßen, und zwar im großen Glaubenskapitel 11 Vers 4:.
Aufgrund des Glaubens brachte Abel ein besseres Opfer dar als Kain. Deshalb nahm Gott seine Gaben an und stellte ihm das Zeugnis aus, vor ihm bestehen zu können. Durch seinen Glauben redet er heute noch, obwohl er doch gestorben ist. NeÜ bibel.heute
Wir wollen untersuchen, was das für ein Glaube war, denn er führte auch bei Abel zu einem gewaltsamen Tod. Der Vers sagt uns zunächst drei Dinge:
- Sein Glaube führte zu einem besseren Opfer
- Sein Glaube machte ihn gerecht vor Gott.
- Durch seinen Glauben redet er noch.
Um dies zu verstehen und für uns anwenden zu können, müssen wir an den Anfang der Menschheitsgeschichte zurückgehen.
1. Mose 4,1-16:
1 Adam hatte mit seiner Frau Eva geschlafen. Nun wurde sie schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: „Ich habe einen Mann erworben: Jahwe.“ 2 Danach bekam sie seinen Bruder Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain ein Landwirt.
3 Nach geraumer Zeit brachte Kain vom Ertrag seines Feldes Jahwe ein Opfer. 4 Auch Abel brachte ihm eine Opfergabe, das Beste von den erstgeborenen Lämmern seiner Herde. Jahwe sah freundlich auf Abel und sein Opfer. 5 Aber auf Kain und seine Opfergabe achtete er nicht. Da geriet Kain in heftigen Zorn und senkte finster sein Gesicht.
6 Jahwe fragte ihn: „Warum bist du so zornig? / Was soll dein finsterer Blick? 7 Hast du Gutes im Sinn, / dann heb den Kopf hoch! / Wenn aber nicht, / dann liegt die Sünde schon vor der Tür / und sie hat Verlangen nach dir. / Aber du musst es sein, der über sie herrscht!“
8 Doch Kain sprach seinen Bruder an. Und als sie auf dem Feld waren, fiel er über Abel her und schlug ihn tot.
9 Da sagte Jahwe zu Kain: „Wo ist Abel, dein Bruder?“
Der entgegnete: „Ich weiß nicht. Bin ich etwa sein Aufpasser?“ –
„Was hast du da getan!“, erwiderte Gott. 10 „Hörst du nicht das Blut deines Bruders aus dem Ackerboden zu mir schreien? 11 Verflucht sollst du sein, verbannt vom Ackerboden! Denn du hast ihn mit dem Blut deines Bruders getränkt. 12 Wenn du ihn künftig bebaust, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Als ruheloser Flüchtling wirst du auf der Erde umherirren.“
13 Da sagte Kain zu Jahwe: „Diese Strafe ist zu schwer für mich. Ich werde sie nicht ertragen können. 14 Du vertreibst mich vom fruchtbaren Land, und auch vor dir muss ich mich verstecken. Als ruheloser Flüchtling werde ich umherirren, und jeder, der mich findet, kann mich erschlagen.“ 15 „Nein“, erwiderte Jahwe, „ich ordne an: Wer Kain erschlägt, wird siebenfach bestraft!“ Und er machte ein Zeichen an Kain, damit niemand es wagen würde, ihn zu erschlagen, wenn er ihm begegnete. 16 So verließ Kain die Nähe Jahwes und siedelte sich östlich von Eden an, im Land der Heimatlosigkeit, in Nod. NeÜ
Ich möchte jetzt aber nicht über die Geschichte Kains mit euch nachdenken, sondern im Wesentlichen bei Abel bleiben.
Gottes Wort im Hebräerbrief sagt, dass Abels Glaube ihn zu einem besseren Opfer führte als Kain. Zunächst haben wir gelesen, dass Kain ein Landwirt war und vom Ackerland Früchte als Opfer brachte.
Abel war ein Schafhirt und brachte logischerweise ein Schaf als Opfer.
Beide brachten ein Opfer wie es ihrem Beruf entsprach. Beide brachten ein unblutiges Opfer, denn das hebräische Wort mincha bedeutet einfach nur eine Gabe, die man einem anderen gibt. Hier ist nicht die Rede von Schlachtopfer oder Brandopfer wie im späteren Israel.
Beim Opfer der Brüder geht es offenbar nicht um die Art des Opfers, sondern um den rechten Glauben, der mit dem Opfer verbunden war.
Auch der Hebräerbrief spricht von ganz normalen Gaben. Er sagt auch nicht: weil Abel ein Lamm schlachtete, war sein Opfer besser als das Kains, sondern weil Abel glaubte. Es geht also nicht um die Art des Opfers, das Menschen vor Gott bestehen lässt, sondern um den Glauben, der damit verbunden ist.
Jetzt kommt das nächste Problem. Beide brachten dem gleichen Gott ein Opfer. Beide glaubten also, dass man das tun sollte. Beide „glaubten“ also in gewisser Hinsicht an Gott. Sie glaubten beide, dass es ihn gibt. Aber das reicht offenbar nicht, um vor ihm bestehen zu können.
Jakobus, der Halbbruder des Herrn, schreibt einmal (Jak 2,19):
Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt. Gut! Aber die Dämonen glauben das auch – und zittern vor Angst. NeÜ
Ja, es gibt einen Glauben an Gott, der im Gericht endet. Es gibt einen Glauben, der sich auf die eigene Frömmigkeit verlässt, vor Gott aber keinen Wert hat. Es gibt einen Glauben an Gott, der den Menschen nicht rettet.
Der Apostel Johannes schreibt in seinem ersten Brief (1Joh 3,12):
Wir dürfen nicht wie Kain sein, der zum Bösen gehörte und seinen Bruder umbrachte. Und weshalb ermordete er ihn? Weil die Taten Kains böse waren, die seines Bruders aber gerecht. NeÜ
Hier müssen wir auch genau hinhören: Nicht erst durch die Ermordung seines Bruders gehörte Kain zum Bösen, sondern schon lange vorher. Seine Taten machten lange vorher sichtbar, dass er zum Bösen gehörte. Da konnte ihm weder sein angeblicher Glaube an Gottes Existenz und auch sein Opfer nicht helfen. Im Gegenteil: Dadurch wurde es nur noch schlimmer.
Es muss also eine ganz andere Art von Glauben sein, der einen Menschen vor Gott und seinem Gericht bestehen lässt. Johannes hatte vermerkt: Die Taten von Kains Bruder, also von Abel, waren gerecht.
An Abels Opfer wird deutlich, dass er sich Gott angelobt hatte. Er vertraute Gott in allem, was er tat.
Abel war offensichtlich ein Mensch, der sich Gott angelobt hatte, der ihm bei allem vertraute, was er tat. Und genau das wurde auch in seinem Opfer deutlich. Wir lesen nicht, dass er irgendetwas dabei gesagt hat, nicht einmal, dass er gebetet hat.
Seine Taten hatten schon längst vorher sichtbar gemacht, dass er ein Gerechter war. In der Bibel bedeutet das immer, dass sein Verhältnis zu Gott in Ordnung war. Und wenn das in Ordnung ist, dann ist es auch zum Nächsten in Ordnung.
Und diese Haltung, sein Vertrauensverhältnis zu Gott, machte seinen Glauben aus. Auch in dem Opfer, das er Gott zur Verfügung stellte, wurde das deutlich. Wie gesagt, nicht weil er ein Tier brachte, sondern nach welchen Kriterien er es auswählte.
Die Elberfelder Bibel übersetzt so:
1Mo 4,4 Und Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR blickte auf Abel und auf seine Opfergabe; ELB06
Erstlinge sind die erstgeborenen Lämmer und von denen brachte er das schönste und fetteste Tier. Deshalb hatte ich es in der NEÜ so wiedergegeben: das Beste von den erstgeborenen Lämmern seiner Herde.
Weil Abel wusste, dass alles, was er besitzt, von Gott kommt und Gott gehört, gab er Gott auch das Beste davon.
Seine Opfergabe war ausgesucht, das Beste, was er hatte. Und genau darin wird sein Glaube sichtbar. Er wusste: Alles, was ich besitze, habe ich von Gott und es gehört Gott. Und als Zeichen dafür gebe ich ihm das Beste.
Auch Kain hätte Gott ein Opfer von den Erstlingen seiner Ernte, also den ersten und schönsten Früchten, bringen können. Aber er nahm offenbar nur irgendetwas.
Wie das Opfer aussieht, ist egal, aber in welcher Haltung ich es Gott bringe, ist nicht egal. Nicht die Art oder die Größe des Opfers lässt mich vor Gott bestehen, sondern die Art meines Glaubens.
Was du Gott gibst, was du ihm zur Verfügung stellst, ist egal. Es ist immer etwas von dem, was du hast. Zeit, Geld, Arbeitskraft, Liebe. Was auch immer. Dein ganzes Leben ist ein Dienst für Gott.
Damit verdienen wir uns nichts, sondern wir tun es einfach aus Liebe zu ihm, weil wir mit ihm verbunden sind. So zeigt sich echter Glaube in unserem Tun.
Paulus drückt das einmal sehr drastisch aus (Röm 14,23):
Alles, was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde. NeÜ
Nur die Art von Glauben kann vor Gott bestehen, die zeigt, dass wir in einem Vertrauensverhältnis zu ihm leben.
Wir haben unser Leben Gott angelobt, vielleicht schon bei der Bekehrung, bestimmt aber bei der Taufe. Unser Leben, unsere Taten zeigen nun, ob wir wirklich gläubig sind, ob wir ein Vertrauensverhältnis mit Gott haben. Und nur diese Art von Glauben lässt uns vor Gott bestehen.
Zum Schluss müssen wir noch kurz bedenken, weshalb Abel durch seinen Glauben heute noch zu uns redet.
Dass Abels Glaube bis heute redet, liegt daran, dass er seinen Glauben mit seinem Tod besiegelt hat.
Letztlich hängt es damit zusammen, dass er seinen Glauben durch sein Blut besiegelte. Er ahnte nicht, dass sein Bruder ihn umbringen wollte. Aber es ist das Blut Abels, das heute noch redet. Abel wurde der erste Märtyrer in der Bibel- und Weltgeschichte. Deswegen sagte unser Herr Jesus Christus einmal zu den Pharisäern und Schriftgelehrten seiner Zeit, die ebenso wie Kain die wahren Gläubigen verfolgten:
Mt 23,35 So werdet ihr schließlich an der Ermordung aller Gerechten mitschuldig, angefangen vom gerechten Abel bis hin zu Secharja Ben-Berechja, den ihr zwischen dem Brandopferaltar und dem Haus Gottes umgebracht habt. NeÜ bibel.heute
Sacharja war der letzte Märtyrer im Alten Testament. In 2Chr 24 wird von seinem Tod berichtet. In einer hebräischen Bibel steht das 2. Buch Chronik an der letzten Stelle im Alten Testament. Damit wird indirekt deutlich, dass unser Herr das ganze Alte Testament vom ersten bis zum letzten Buch als Wort Gottes anerkannte. Für uns aber gilt:
Heb 12,24 Ihr seid zu Jesus gekommen, dem Vermittler eines neuen Bundes, und zu dem Reinigungsblut, das viel besser redet als das Blut Abels. NeÜ bibel.heute
Hier wird es uns noch einmal deutlich: Nicht das Blut des erstgeborenen Lämmchens, das Abel Gott geopfert hatte, redet zu uns, sondern das Blut Abels, als sein Bruder ihn totschlug.
Das Blut Abels konnte uns nicht retten. Durch das Blut unseres Herrn Jesus Christus sind auf einzigartige Weise mit Gott verbunden.
Aber das Blut des ersten Märtyrers Abel konnte uns nicht retten. Aber es redete von seinem Glauben, den wir heute noch viel besser leben können als Abel damals. Denn wir haben einen, der sein Blut für uns vergossen hat und uns deshalb in einer ganz einzigartigen Weise mit Gott verbindet und mit ihm leben lässt, als das zu Abels Zeiten der Fall war. Und auch darin wird der alte Spruch des Kirchenvaters Tertullian wahr: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“
Denn durch das Blut unseres Herrn Jesus Christus sind viele Millionen Menschen in aller Welt zum lebendigen Glauben gekommen, der ihr Leben verändert hat und nun prägt.
Der Beitrag ist eine Predigt. Der Redestil wurde weitgehend beibehalten.