Mein Lieblingszitat von Hudson Taylor (1832-1905), dem bemerkenswerten Pioniermissionar von China, lautet: „Es gibt drei Stadien im großen Wirken Gottes: erst ist etwas unmöglich, dann ist es schwierig und dann ist es getan“. Taylor kannte sich mit den unmöglichen Dingen aus. Es war unmöglich für ihn, auf die andere Seite der Welt zu gelangen, um die vielen Millionen zu erreichen, die noch nie das Evangelium gehört hatten. Solch eine Mission brauchte Monate, um allein die monatelange gefährliche Seereise zu bewältigen. Dann musste die für Europäer außergewöhnlich verwirrende Sprache erlernt werden. Dabei waren nicht nur tödliche Krankheiten eine Gefahr, sondern auch die Menschen, für die er sein Leben in Gefahr brachte, hätten ihn töten können. Aber für die Evangelisation eines so großen Landes würde es auch eine große Anzahl an Missionaren brauchen. Unmöglich.
„Alle Helden Gottes waren schwache Männer, die große Dinge für Gott taten, weil sie darauf zählten, dass Gott mit ihnen war.“ Hudson Taylor
Das zweite und dritte Stadium – von schwierig zu getan – wurde dann nicht durch Kräfte wie bei Simson oder Geduld wie bei Hiob erreicht. Hudson Taylor hat solches Denken immer als erster korrigiert. Er sagte:
„Alle Helden Gottes waren schwache Männer, die große Dinge für Gott taten, weil sie darauf zählten, dass Gott mit ihnen war“. Dann fügte er noch hinzu: „Vielleicht ist das größte Hindernis in unserer Arbeit unsere eingebildete Stärke.“
Die drei Stadien von Gottes Werk (unmöglich-schwierig-erledigt) kommen aus dem Blickwinkel des Menschen. Glaubende können niemals einfach nur Zuschauer sein; sie müssen Männer und Frauen sein, die aus Glauben leben. Aus Glauben zu leben ist nicht nur ein warmer nach oben gerichteter Gedanke. Vielmehr ist Leben aus Glauben sichtbares Handeln in den gegenwärtigen Herausforderungen zur Ehre Gottes und für sein Evangelium. Paulus beschrieb sein Predigen, sein Lehren und seine durch Gefängnisaufenthalte unterbrochenen Reisen als harte Arbeit, für die er von Gott Kraft erhielt. Er sagte: „Für dieses Ziel setze ich mich mit aller Kraft ein und vertraue dabei auf das, was Christus in mir schafft, Christus, der mit Macht in mir wirkt.“ (Kol 1,29 NEÜ). Das bedeutet also, dass sein Leben aus Glauben ein Reden und Schreiben für die Ausbreitung des Evangeliums ist. Es ist echte Arbeit und Mut zum Wagnis. Es ist Gewinnen und Verlieren. Es ist Vorangehen und sich nicht ständig Umdrehen. Es ist Bitten, Suchen und Anklopfen. Es ist in dieser Hinsicht das, was Jesus Bergeversetzen nannte.
„Es gibt drei Stadien im großen Wirken Gottes: erst ist etwas unmöglich, dann ist es schwierig und dann ist es getan.“ Hudson Taylor
China mit dem Evangelium zu einer Zeit zu erreichen, als es verschlossen, gefährlich und weit entfernt war, war niemals für Gott unmöglich. Wer aber glaubte es ihm stark genug, dass er Gott auch dorthin gefolgt wäre? Offenbar konnten es dann hunderte, wenn nicht tausende, von Männern und Frauen. Ob nun durch einen lebenslangen treuen Dienst oder durch das Zeugnis eines frühen Todes – das Evangelium wurde letztlich tief in das unerreichte China getragen. Gott bewegte diese Nachfolger vom Unmöglichen zum Schwierigen. Obwohl diese Missionare geackert, gesät und geerntet haben, haben sie doch das Werk nie ganz gesehen, weil Gott noch einen viel größeren Plan über alles damals Vorstellbare hinaus hatte. Heute gibt es ein gewaltiges Volk von chinesischen Gläubigen. Es sind nach vorsichtigen Schätzungen 60 bis 80 Millionen. Und obwohl es politische, religiöse, ethnische und geographische Grenzen in China gibt, verbreitet sich das Evangelium doch weiter von den wachsenden Megastädten nach den Küsten westwärts bis zum Himalaya und darüber hinaus. Weder eine hohe Mauer noch eine große Armee kann Christus daran hindern, seine Gemeinde in China zu bauen. Das Unmögliche geschieht tatsächlich überall in China.
Ich habe selbst einen Eindruck davon gewinnen können, als ich eines Abends im Westen Chinas in einer Hausgemeinde einem Pastor und seiner Frau zuhörte, wie sie davon sprachen, welche Gemeinden sie gründen durften und wie viele Leben während ihres Dienstes erneuert wurden. Bruder Gaos und Schwester Suns Zuversicht und ihre Freude am Evangelium waren ansteckend. Ich habe mir noch in der Nacht ein paar Notizen gemacht:
Einmal hat die Polizei die Gemeinde überfallen. Der Polizeioffizier nannte die Christen einen Teil einer „kapitalistischen Hundereligion“. Er und seine Männer befragten sie dann tagelang und machten ihnen Vorwürfe, kriminell zu sein. Aber der Offizier wusste nicht, dass seine Ehefrau selber eine „Frau Nikodemus“ war, die sich heimlich mit Schwester Sun traf, um mehr über Jesus Christus zu erfahren. Sie kam zum Glauben an Jesus und hat es dann auch ihrem Mann erklärt. Ihr Zeugnis beendete die Ermittlungen und Verhöre gegen die Gemeinde. Vielleicht haben sie ihn zu Jesus geführt.
In einer anderen Stadt hatte sich ein Spion der Polizei eingeschlichen. Er hörte dort Zeugnisse von Männern, die früher kriminell waren. Als Polizeioffizier hatte er schon Männer wegen solcher Vergehen geschlagen und gefoltert. Aber das hatte sie nicht geändert und sie vom Stehlen oder von Schlägereien abgehalten. Nun fragte er sich, wie es sein kann, dass der Glaube an das Evangelium die Kraft hat, einen Menschen zu ändern. Unter schweren Anfechtungen fand er es aber bald selber heraus.
Ein anderer Mann war krank und als überzeugter Taoist erhoffte er sich Hilfe von Hellsehern. Er ging zu einem, der in der Stadt als Wahrsager bekannt war. Aber der Mann war kurz vorher Christ geworden. Sein Rat hieß jetzt: „Du brauchst den Herrn Jesus!“ Er war überrascht und auch enttäuscht über diese „Wahrsagerei“ und suchte sich einen anderen Wahrsager. Allerdings hatte der sich auch bekehrt und sein Rat lautete: „Du brauchst den Herrn Jesus!“ Als der Mann zum fünften Wahrsager kam, der Christ geworden war, fand er durch ihr Zeugnis selber zu Christus und fand so sein Glück.
Als wir die Gemeinschaft mit den Geschwistern verließen, war es schon Mitternacht geworden über das gemeinsame Beten, das Singen und die Freude.
Diese Zeugnisse erinnern mich daran, dass „die Waffen unseres Kampfes nicht menschlich sind, sondern es sind die mächtigen Waffen Gottes, geeignet zur Zerstörung von Festungen“ (2Kor 10,4). Wie ist das heute? Und wie ist es da, wo wir selber leben? Es ist leicht, zu sagen „So hat Gott früher gewirkt“ oder „Woanders wirkt das Evangelium so, aber eben nicht bei uns“. Es gibt aber nur das eine Evangelium und das ist nicht begrenzt durch einen Ort oder durch menschliche Willenskraft. Es ist Gottes Kraft, die sein Volk an den Enden der Erde errettet und in unserer Nachbarschaft ebenso. Und Gott gebraucht immer noch unwürdige Botschafter wie uns, um sein Evangelium, das niemand aufhalten kann, weiterzusagen. Aber wir als Gottes Diener sehen zu oft nur die Mauern und die Stacheldrahtzäune, wir sehen die Risiken und schlechte Statistiken. Und dann stoppen wir, weil wir etwas für unmöglich halten oder sogar schon, wenn es schwierig erscheint. Dann werden wir aber wohl auch nicht sehen, wie Gott Jericho erbeben lässt oder Berge versetzt.
Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries