Gebet ist ein unverzichtbarer Grundbestandteil christlichen Lebens. Es ist die Kommunikation mit Gott dem Schöpfer der Welt und dem Herrn des Universums. Grundsätzlich geht sie immer von Gott aus. Wenn er sich nicht bereiterklärt zu hören oder zu reden, dann kann keiner ein Gespräch mit ihm erzwingen. Gebet ist eine Begegnung zwischen ungleichen Partnern. Gott ist dem Menschen in jedem Fall unendlich überlegen an Einsicht, an Macht, an Erfahrung, an Geduld, an Ausdauer usw. Gebet ist nach den Aussagen der Bibel sehr erstrebenswert (Eph 6, 18; Phil 4,6), allerdings nicht in jeder Form und in jedem Fall. Sollte man beispielsweise aus Gottes Sicht gerade seinem Nachbarn helfen oder ihm vom Glauben erzählen und man weicht dieser Herausforderung durch längeres Beten aus, dann muss das wohl auch als Sünde bezeichnet werden.
Obwohl die weit verbreitete Gebetslosigkeit in christlichen Kreisen ein nicht unerhebliches Problem ist, will ich mich im Folgenden auf Missverständnisse der Beter konzentrieren. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Beten für ein lebendiges geistliches Leben absolut unverzichtbar ist.
Allerdings kann das Motto auch nicht lauten: „Beten um jeden Preis!“. Vollkommen klar beispielsweise, dass Gebete nicht an fremde Götter und Mächte gerichtet werden sollen. Ebenso wichtig ist es allerdings auch, dass Gebet eine wirkliche und ehrliche Kommunikation mit Gott bleibt und nicht zur frommen Selbstdarstellung, zur Methode der Wunscherfüllung, zur magischen Floskel oder zur bloßen Tradition wird (Mt 6, 5-8).
Wer recht begreift, zu wem er im Gebet spricht, der wird mit seinen eigenen Wünschen vorsichtiger werden.
Die meisten Missbräuche des Gebets gehen entweder auf ein magisches Verständnis der Beziehung zu Gott oder auf eine vorschnelle Verwechslung des Gebets mit menschlicher Kommunikation zurück. Für manche ist das Gebet wie ein Werkzeug oder ein Naturgesetz, das man nach Belieben für die eigenen Zwecke einsetzen kann. Versteht man diese Betriebsanleitung, dann ist man gewöhnlich auch erfolgreich. Andere übertragen ihre Erfahrungen aus zwischenmenschlichen Beziehungen ungefiltert auf Gott und meinen, auch bei ihm durch Schmeichelei, lange Erklärungen oder große Versprechungen Eindruck schinden zu können.
„Mein Wille geschehe …“
In den meisten Gebeten überwiegen die Bitten, vor allem für die eigenen Anliegen und die der Menschen, die einem nahestehen. Das ist zwar nicht besonders geistlich, aber doch normal. Wenn Gott allerdings nur noch als Wunscherfüller betrachtet wird, den man hoffentlich irgendwie für die eigenen Interessen gewinnen kann, dann ist eine rote Linie überschritten. Gott will als Person ernst genommen werden. Im Gespräch mit ihm geht es um eine Beziehung mit ihm. Alles andere tritt dabei in den Hintergrund. Erst in der Begegnung mit Gott bildet sich das Vertrauen, die Geschehnisse des eigenen Lebens aus der Hand des Herrn aller Herren zu nehmen, auch wenn sie nicht ganz mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen (Röm 9, 20f.). Erst wer begreift, mit wem er da spricht, wird seine Wünsche vorsichtiger formulieren (Hi 28). Immerhin hat Gott die größere Übersicht und die längere Erfahrung. Vor allem aber hat er versprochen, stets das langfristig Beste für seine Kinder zu organisieren, auch wenn das nach menschlichem Empfinden nicht immer so auszusehen scheint (Röm 8, 28). Erst wer bereit ist, sich ganz auf Gott einzulassen, wagt zu beten „Dein Wille geschehe …“ (Mt 6, 10; 26, 42) und nicht, wie es für die meisten Menschen und gelegentlich auch für Christen üblich ist „Mein Wille geschehe …“ Einerseits ist es natürlich unmöglich, im Gebet von Gott die Erfüllung der eigenen Wünsche zu erzwingen, weil Gott immer absolut souverän entscheidet. Darüber hinaus ist es aber auch oft nicht einmal wünschenswert, dass die eigenen Lösungsvorschläge von Gott umgesetzt werden, weil Gott viel besser weiß, was wirklich dran ist, selbst dann, wenn es um Seines höheren Ziels willen mit zeitweiligem Leid verbunden sein sollte (2Kor 4, 16-18).
Gott muss halt noch einsehen, dass …
Gelegentlich kann man seinen Partner oder seinen Chef durch langwierige Erklärungen müde reden oder auf die eigene Seite ziehen, sodass er dann auf die geäußerten Wünsche eingeht. Manche versuchen Ähnliches auch mit Gott, indem sie ihn durch Argumente zu überzeugen versuchen, einem endlich den ersehnten Job oder Ehepartner zuzugestehen.
Allerdings kann dabei schnell vergessen werden, dass dem Herrn des Universums die Gründe des Bittstellers längst bekannt sind und noch tausend weitere, von denen der Beter häufig nicht die geringste Ahnung hat. Gott belehren zu wollen, ist aussichtslos (Ps 94, 9+11; 139, 16). Dahinter steht oft auch ein zweifelhaftes und ganz unbiblisches Gottesbild. Ihn durch langatmige Erklärungen ermüden zu wollen, ist kein angemessener Umgang mit dem Schöpfer der Welt. Weil er es zugesagt hat, hört er sich die Gedanken seiner Geschöpfe geduldig an (1Petr 5, 7). Es ist aber nicht möglich, ihn gegen seinen Willen zu überzeugen, weil er die beste Lösung immer schon selbst geplant hat. Wenn Gott dem menschlichen Diskutieren zuweilen nachgibt, dann zumeist mit der Absicht, dem Menschen die Begrenztheit seiner eigenen Pläne vor Augen zu führen (1Mose 18, 16-33; 1Sam 9).
Die Kraft des Zauberworts
Wer im Alltag seine Anliegen mit freundlichen Worten, mit einem lächelnden Gesicht oder einfach nur mit einem „bitte“ vorbringt, der hat oft weit mehr Erfolg, als jemand, der nur herumpoltert. Diese irdische Erfahrung übertragen viele Menschen unmittelbar auf das Gespräch mit Gott und meinen, die richtige Formulierung bestimmt über die Erhörung ihres Gebets.
Mancher reichert seine Gebete deshalb mit vielen „Halleluja“, „Hosanna“, „Herr“ oder ähnlichen heiligen Begriffen an, in der Hoffnung, dass Gott sich dadurch beeindrucken lässt und eher auf die eigenen Bitten eingeht (Mt 7,21ff.). Oftmals unterscheidet sich diese Gebetssprache aber grundlegend vom ganz normalen Wortgebrauch des Beters im Alltag.
Schnell werden solche Worte dann auch nur noch zu Floskeln und sind nicht mehr Ausdruck des echten Staunens in der Gegenwart Gottes. Vielleicht meint man mit solchen Formulierungen auch den Sprachgebrauch des Schöpfers zu treffen, weil man den vielleicht mit einem altertümlichen Lutherdeutsch verwechselt.
Im Namen von Jesus zu beten, ist keine magische Formel für ein Gebet, damit es besser erhört wird, sondern heißt, dass wir im Einklang mit dem Willen von Jesus beten.
Andere denken, wenn sie ihr Gebet mit einem kräftigen „Amen“ oder einem „Im Namen Jesu“ abschließen, würden sie eher von Gott gehört oder auch erhört (Lk 21, 8; Joh 14, 13f.; 20, 31). Die Gefahr, diese „heiligen“ Worte als magischen Zauberspruch misszuverstehen, ist dann nicht mehr weit. Im Namen Jesu zu beten meint, in seinem Sinne zu bitten, im Einklang mit seinem Willen. Keinesfalls handelt es sich dabei um eine Formel, mit der sich Gott dem Willen des jeweiligen Menschen ausliefert (Joh 15,7).
Gott kommt es offensichtlich nicht so sehr auf die Formulierung an und auch nicht auf das richtige „Zauberwort“. Das alles entspringt einer eher menschlichen Vorstellung von Gott, der in Wahrheit aber viel stärker auf das Herz des Menschen achtet als auf dessen äußeres Auftreten (1Sam 16,7; Ps 147, 10f.). Mehr als jeder andere weiß Gott, wie trügerisch die Reden von Menschen sein können, die mit den schönsten Worten doch nur ihren eigenen Vorteil suchen oder sogar Schaden anrichten wollen.
Gott liebt keine Formeln
Manche Menschen mögen das, geschraubte Formulierungen mit einer möglichst umfangreichen Sammlung von Fremdwörtern und Fachbegriffen. Auf einige Zuhörer wirkt so etwas tatsächlich äußerst fachkundig, gelehrt und beeindruckend. Wer sich selbst hingegen ebenfalls gut mit diesen Ausdrücken und Worthülsen auskennt, ist oft nur gelangweilt oder fragt sich, was mit den vielen gutklingenden Worten eigentlich verschleiert werden soll. Meister solcher wortreichen, aber inhaltsarmen Ansprachen sind Politiker, Vertreter oder manchmal auch selbstverliebte Akademiker.
Kunstvolle und dichterische Sprache sind bei Gott nie Mittel, um den Inhalt zu verschleiern, sondern müssen ihm dienen.
In der Bibel benutzt auch Gott gelegentlich eine kunstvolle, bilderreiche und dichterische Sprache, allerdings nur, wenn Anlass und Inhalt auch dazu passen. Schöne oder komplizierte Worte sind bei Gott nie Selbstzweck oder Mittel der Verschleierung. Gott muss seine überragende Weisheit auch nicht mit möglichst gebildet klingenden Wortungetümen beweisen (Mt 11, 25; 1Kor 2, 1-4). Der Gott ehrende Beter tut gut daran, sich in dieser Hinsicht an seinem himmlischen Herrn zu orientieren.
Einige übernehmen auch gerne vorgegebene Formulierungen, mit denen man sich in besonderer Weise identifizieren oder die eigenen Anliegen schöner und besser ausdrücken kann, als man selbst dazu in der Lage ist. So etwas ist natürlich auch vollkommen in Ordnung, weil die fremden Worte hierdurch zu eigenen werden können. Gebete müssen sich nicht zwanghaft durch Einzigartigkeit oder Originalität auszeichnen, um bei Gott Gehör zu finden. Wer allerdings meint, Gott schenke jemandem mehr Aufmerksamkeit, weil er ein jahrhundertealtes Gebet rezitiert oder weil er Gebetsformeln wie das Vaterunser (Mt 6, 9-13) oder den katholischen Rosenkranz unablässig wiederholt, der hat etwas gründlich missverstanden. In Gebeten schätzt Gott vor allem Ehrlichkeit und Echtheit. Für ihn ist es weit wichtiger, dass eine Person mit ganzer Aufmerksamkeit bei ihm ist und ihm vertrauensvoll sein Herz ausschüttet, als dass sie sich möglichst geschliffener Formulierungen bedient (Ps 15, 2f.). Diese echte Freude und Reue lobte Gott an den Gebeten Davids in den Psalmen, die bis heute auch vielen Christen aus dem Herzen sprechen (Ps 51).
Selbstverständlich gilt in Fragen der Wortwahl auch nicht das Gegenteil. Schlecht formulierte oder stammelnd vorgetragene Gebete haben in den Augen Gottes keine prinzipiell höhere Priorität. Freie Gebete sind nicht per se echter oder ernster als die vorformulierten. Schneller als man das selbst zumeist wahrnimmt, wird aus den ehemals Gott frei vorgetragenen Gedanken eine ganz persönliche Liturgie; stilistisch meist nur schlechter als die aus dem Gesangbuch. Eigene, feststehende Formulierungen können ebenso rasch zu realitätsfremden Worthülsen werden, mit einer Aneinanderreihung frommer Begriffe oder Bibelfragmente. Wer wirklich echt beten will, der muss jeden Tag neu darum ringen und sensibel bleiben für religiöse Redegewohnheiten.
Gott bevorzugt keine Fremdsprachen
Englisch klingt für viele außerordentlich dynamisch und kräftig, vielleicht auch für Gott. Deshalb lieben manche Christen es, in ihre Gebete englische Vokabeln einzustreuen. Für Gott aber ist Englisch nicht angesagter als Deutsch (1Mose 11, 1-9). Und über die Ernsthaftigkeit des Betenden sagt die Wahl der Sprache offensichtlich nichts aus. Bewusst oder unbewusst geht es vielen Betern eher um den eigenen Eindruck, die eigenen Emotionen, die sie mit einer bestimmten Sprache oder Wortwahl verbinden. Dabei stehen sie in der Gefahr, Gott aus dem Blick zu verlieren, der so gar nicht auf diese Äußerlichkeiten steht.
Einige meinen auch, dass Gott eher Griechisch und Hebräisch versteht oder liebt als Deutsch, da die Bibel überwiegend in diesen beiden Sprachen abgefasst wurde. Dabei vergessen sie allerdings, dass Gott das Volk Israel nicht seiner heiligen Sprache wegen erwählt hat und dass das Neue Testament einfach deshalb in Griechisch verfasst wurde, weil das die damals im östlichen Mittelmeerraum verbreitetste Sprache war.
Gott ist nicht beeindruckt, wenn man Hebräisch mit ihm spricht, wie der Tourist, der sich im Ausland über den freut, der seine Muttersprache gebraucht. Gott liebt und versteht insbesondere die Sprache eines ehrlichen und demütigen Herzens, ganz gleich, ob es sich auf Deutsch oder Urdu an ihn wendet.
Gott liebt und versteht die Sprache eines ehrlichen und demütigen Herzens und wird nicht durch das Sprachengebet beeindruckt, das er doch selbst erfunden hat.
Manche vertreten die Meinung, dass Gott lieber oder besser auf Zungenreden hört als auf selbst formulierte Aussagen in der eigenen Sprache. Gott hat offenbar auch mittels geistlicher Fremdsprachenkenntnisse durch Menschen gesprochen. Aber der Apostel Paulus fordert ganz klar dazu auf, besser verständlich zu reden als in unverständlichen Sprachen (1Kor 14, 9+19). Gott lässt sich kaum durch die Gabe beeindrucken, die er doch selbst erfunden und geschenkt hat. Er versteht die Zungenrede auch nicht besser als irgendeine andere irdische Sprache, in der sich der Beter gewöhnlich ausdrückt. Überhaupt hängt die Erhörung eines Gebets bei Gott nicht von der Sprache ab, in der der Wunsch geäußert wird, sondern allein davon, ob er dem guten Willen Gottes entspricht oder nicht. Die magischen Erwartungen, die mit dem Zungenreden verbunden werden, sind kein Ausdruck des blinden Vertrauens in den liebenden Vater (Pred 3, 14; Mt 6, 25-34). Sie erinnern weit eher an das ekstatische Gestammel des Schamanen oder das beseligende Murmeln des islamischen Sufis, der meint, mit einer höheren Geistersprache direkten Zugang zur jenseitigen Welt zu haben.
Viel hilft hier nicht viel
Bei der Einnahme von Medizin handeln Einige nach dem Motto: „Viel hilft auch viel“. Gelegentlich haben sie damit sogar Recht. Gewöhnlich wirken zwei Tabletten bei Kopfschmerzen besser als eine. Eine zu große Menge aber kann die Schmerzen auch verstärken oder sogar tödlich sein.
Beim Beten verfolgen manche eine ähnliche Strategie wie bei den Medikamenten. Sie gehen davon aus, dass langes und oft wiederholtes Beten mehr Erfolg bei Gott habe als kürzere, seltenere Gebete. Fast wirkt es, als meinten sie, Gott durch langes Nerven oder durch eine besondere Gebetsleistung beeindrucken und zum Handeln bewegen zu können. Gelegentlich wird dann auch auf das Gleichnis der bittenden Witwe verwiesen, die von dem ungerechten Richter erst erhört wird, nachdem sie ihn langfristig belästigt hatte (Lk 18, 2-8). Allerdings sollte man beachten, dass diese Geschichte nicht in allen Aspekten einfach auf das Gebet übertragen werden darf. Immerhin ist Gott nicht ungerecht, wie der Richter im Gleichnis und er ist auch nicht korrupt oder eigensinnig wie dieser. Nach eigener Aussage Jesu will er mit seiner Geschichte lediglich ausdrücken, dass man das Gebet nicht vernachlässigen soll; ohne aber eine Erfolgsgarantie daran zu knüpfen. Denn wie Jesus selbst verspricht, ist Gott viel gnädiger und hilfsbereiter als der unwillige Richter (Lk 11, 13).
Die Vorstellung, dass maximale Gebetslängen mehr bei Gott bewirken, steht im Gegensatz zu deutlichen biblischen Aussagen.
Diese Vorstellung maximaler Gebetslänge steht weitgehend im Gegensatz zu deutlichen biblischen Aussagen. Hier wird zwar immer wieder die Wichtigkeit des Gebets hervorgehoben (z.B. Apg 2,42; Röm 12,12); vor künstlich langen Gebeten und vielen Worten aber wird gewarnt (1Kön 18,26ff). So etwas sei eher das Merkmal heidnischer Gebetsriten, die hofften, Gott durch ihre vielen Worte beeindrucken und positiv stimmen zu können (Mt 6,7f.). Wichtig sind nicht die Länge oder Lautstärke des Gebets, sondern die Bereitschaft, den Willen Gottes zu akzeptieren und auch zu tun (1Joh 5,14f.).
Emotionen kein Zeichen von Echtheit
Manche Politiker und auch einige Rockstars sind überzeugt davon, dass man ihnen eher glaubt, wenn sie heftig gestikulieren oder laut herumschreien. Das soll Stärke und Überzeugung signalisieren oder einfach die fehlende Kraft der Argumente übertünchen. Gelegentlich sind es auch die Tränen zum richtigen Zeitpunkt, die das Mitgefühl eines Redners oder die Reue eines Angeklagten beweisen sollen.
Wer Gott gegenüber echte Gefühle hat, braucht diese natürlich nicht zu verstecken (Esra 10, 1; Lk 8, 9-14). Wer hingegen bei fast jedem Gebet ins Schluchzen oder Schreien gerät, der sollte sich fragen, ob er hier nicht nur eine Rolle spielt, die den Zuhörern oder Gott die Inbrunst der eigenen Hingabe vermitteln soll.
Wir brauchen Gott gegenüber unsere echten Gefühle nicht zu verstecken, aber wir sollten auch keine Gefühlsausbrüche künstlich stimulieren.
Ein lautes oder heftiges Gebet ist nicht immer ein sicheres Zeichen von echter Glaubensstärke oder wahrer Überzeugung. In manchen Kreisen gehört es einfach zum guten Ton, bei intensiven Gebeten ein bisschen zu weinen oder die Stimme beschwörend zu erheben. Da hoffentlich aber niemand meint, Gott durch solche Stimmungsäußerungen einschüchtern oder beeindrucken zu können, sollte man besser darauf verzichten, wenn die Gefühle nicht wirklich aus der Tiefe des Herzens stammen.
Bei Gott „der das Herz ansieht“ (1Sam 16, 7) kommt ein solch gespielter oder künstlich stimulierter Gefühlsausbruch nämlich nicht gut an. Es könnte sogar sein, dass solches Schluchzen oder Schreien Gott verärgert, weil es ihn in seiner Heiligkeit und Allwissenheit nicht wirklich ernst nimmt (Lk 16, 15).
Was für das Weinen und die Lautstärke gilt, kann natürlich auch auf das programmierte Säuseln oder Stöhnen, bzw. den verzückten, himmelwärts gerichteten Blick übertragen werden. Mancher versucht auch, beim Beten in Bauch und Kopf ein irgendwie frommes, andächtiges Gefühl zu erzeugen, weil er das mit Inbrunst oder mit der Nähe Gottes verwechselt.
Doch glücklicherweise hat Gott seine Gegenwart jedem zugesagt, der ihn ernsthaft sucht, ganz unabhängig vom inneren Bauchgefühl oder der Lautstärke des Redenden (Lk 18, 9-14). Deshalb ist es auch vollkommen unnötig, durch eine lange Lobpreis- und Anbetungszeit erst eine wohlige Gebetsatmosphäre zu erzeugen, bevor man Gott seine Anliegen nennt.
In der Gegenwart Gottes
Zur Zeit des Alten Testaments materialisierte sich Gott immer wieder an bestimmten Orten. Dem Volk Israel erschien er in der Wolken- und der Feuersäule (2Mose 13, 21f.). Später versprach er, in der Stiftshütte und dem Allerheiligsten des Tempels gegenwärtig zu sein (1Kön 8, 10f.). Bis heute beten deshalb viele fromme Juden an der Klagemauer in Jerusalem, weil sie sich dort diesem Bereich des alten Tempels am nächsten wissen. Der Jude, der im Tempel betete, konnte davon ausgehen, Gott dort in gewisser Weise besonders nahe zu sein. Die Festlegung der Gegenwart Gottes an bestimmte Orte oder Stimmungen wird im Neuen Testament allerdings deutlich zurückgewiesen (Apg 7, 48-51; 1Kor 3,16). Im Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen erklärt Jesus, dass man Gott schon bald nicht mehr an einem bestimmten Ort finden wird, sondern ihm nahe ist, wenn man im Geist und in der Wahrheit betet, ganz gleich an welcher Stelle (Joh 4, 23f.).
Gott erhört Gebete, die an besonderen „heiligen“ Orten gesprochen sind, nicht mehr als andere und ist uns an solchen Orten auch nicht näher.
Trotzdem sind manche Menschen auch heute noch davon überzeugt, an bestimmten Orten eher von Gott erhört zu werden als an anderen Plätzen. Nach der Meinung einiger Christen kann man Gottes Gegenwart ganz besonders in Kirchen, Gemeinderäumen, Gebetshäusern oder am Grab von Heiligen der katholischen Kirche erfahren. Die innere Stimmung an den betreffenden Orten wird dann als Beweis für die Richtigkeit der eigenen Spekulationen angesehen.
Gelegentlich wird auch behauptet, dass Gottes Gegenwart, und damit seine besondere Aufmerksamkeit, durch ausgedehnten Lobpreis oder durch Zungenreden herbeigeführt werden könne. Ganz parallel zu diesen Vorstellungen finden sich in anderen Religionen heilige Bäume, Tempel, Steine, Gräber, Gesänge usw., bei denen Gottes Gegenwart in besonderer Weise erfahrbar sein soll. Den Lehren des Neuen Testaments entsprechen solche Konzeptionen nicht. Christen dürfen sich darüber freuen, das Gott überall gegenwärtig ist, dass sie sich an jedem Ort und zu jeder Zeit sicher sein dürfen, dass Gott sich ganz in ihrer Nähe befindet und dort auch persönlich ansprechbar ist (1Tim 2, 8), ganz unabhängig von der durch Kerzen, Räucherstäbchen, Heiligenbilder oder stimulierende Musik erzeugten Atmosphäre (Mt 18, 19f.; 28, 20).
In den unterschiedlichen Situationen des Alltags gibt es vieles, was der Christ Gott sagen kann. Man kann ihn an Freude und Leid teilhaben lassen, bei einer ausführlichen Besprechung, einer Wanderung oder mit ein paar kurzen Sätzen während einer Klassenarbeit oder einem Beinahe- Unfall.
Gottes Lieblinge
Vitamin B hilft im Alltag häufig weiter, ganz gleich was auch sonst in der Öffentlichkeit beteuert wird. Wer Beziehungen hat und diese auch benutzt, kommt zumeist eher an einen Job, eine begehrte Wohnung oder eine amtliche Genehmigung. Wie alle Menschen, so sind auch Personen mit Macht geneigt, mehr auf die zu achten, die sie kennen und lieben, als auf weitgehend Unbekannte. Gelegentlich geht es schlicht darum, dass man selbst ein bisschen auf diese Freunde angewiesen ist oder später eine Revanche von ihnen erwartet, nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“. Wenn man nun jemanden findet, der in der Nähe und Gunst einer wichtigen Persönlichkeit steht, dann hat das eigene Anliegen deutlich mehr Aussicht auf Erfolg, als wenn der „normale Dienstweg“ eingehalten wird.
Mancher Beter überträgt diese irdische Erfahrung nun auch auf seine Gespräche mit Gott. Er sucht nach Menschen, die „heiliger“ oder „wichtiger“ sind als er selbst. Man hofft darauf, dass ein „vollmächtiges Wort“ oder eine „geistliche Fürsprache“ dieser Person bei Gott eher aufgenommen wird als die eigenen Worte. Man vermutet, dass diese Menschen in einem vertrauten Umgang mit Gott stehen und dass Gott wegen dieses Ansehens ihrem Bitten eher nachkommt.
Bei Gott brauchen wir keine geistlichen Fürsprecher außer den Heiligen Geist. Auch Glaubenshelden sind bei ihm nicht bevorzugt.
Solche Gedanken aber sind Gott unwürdig. Natürlich hört Gott auch auf die Gebete von Timotheus, Luther oder Billy Graham; aber nicht mehr und nicht intensiver als auf die Rufe jedes anderer seiner Kinder. Gott bevorzugt Menschen nicht wegen ihrer echten oder vorgeblichen Leistungen (2Kor 1,1; 8,4; 9,12; 13,12). Nach den Maßstäben Gottes sind übrigens alle „Helden des Glaubens“ auch nur einfache, sündige Bittsteller. Keiner kann sich Gott gegenüber für irgendetwas rühmen oder gar einen Gefallen von ihm einfordern (Mt 18,1-4; 2Kor 3,4f.). Keiner der wirklichen Glaubensväter hat aus eigener Kraft gehandelt oder irgendetwas getan, zu dem Gott ihn nicht befähigt hat (Joh 15, 1-11). Auch längst verstorbene Vorbilder des Glaubens, die in manchen Kirchen als „Heilige“ verehrt werden, sind in den Augen Gottes nichts anderes als begnadigte Sünder. Sie genießen keine Sonderbehandlung und sind keine Günstlinge Gottes. So hat niemand ein Anrecht darauf, eher bei Gott vorgelassen oder gehört zu werden als jeder andere (Röm 2,11). Gottes Kapazität ist auch nicht begrenzt, wie die eines irdischen Machthabers, der sich eben nur an wenige Menschen erinnern kann und diese deshalb eher berücksichtigt. Gott kennt jeden Menschen, ganz persönlich.
Glaube heißt nicht Einbildung
Wer sich die erwünschte Gebetserhörung stark vorstellt und fest daran glaubt, wird deswegen nicht eher erhört. Das sind eher esoterische als biblische Mittel.
Aus dem Konzept des „Positiven Denkens“ übernehmen viele Christen die Vorstellung von der magischen Kraft der eigenen Gedanken. Wenn man nur intensiv genug an etwas denkt oder es sich wünscht, dann würde das auch so geschehen, wird behauptet. Einige Christen stützen sich in dieser Annahme auf die biblische Aussage Jesu: „Dein Glauben hat dir geholfen“ (Mt 9, 22). Und Jakobus mahnt, dass der Zweifler nicht damit rechnen könne von Gott erhört zu werden (Jak 1, 6-8). Gelegentlich werden Gott deshalb im Gebet schon detaillierte Vorschläge für die Erfüllung der eigenen Wünsche unterbreitet oder man dankt Gott für etwas, was dieser noch gar nicht getan hat.
Angeblich soll Dank vor der Gebetserhörung einen besonderen Glauben zeigen und helfen, die Erhörung des Gebetes zu bewirken.
In der auch von Esoterikern angewandten Methode der „Visualisierung“ geht es darum, sich das Erwünschte möglichst genau und intensiv vorzustellen, weil es dadurch Realität gewönne. In der Bibel werden solche Formen der Geistesmagie nicht empfohlen. „Proklamieren“ nennt man die Technik, Gott durch intensiven Dank in Zugzwang zu bringen. Wer von der Erfüllung seines Gebets fest überzeugt sei, bekomme auch, was er sich wünsche. Der Gott gegenüber geäußerte Dank sei, so die Erklärung, ein Zeichen des starken Glaubens. Diesem absolut gewissen Glauben könne Gott nicht widerstehen und erfülle einem den geäußerten Wunsch sofort.
Es ist natürlich ein Betrug an den Zuhörern, wenn man den Eindruck einer eindeutigen Gebetserhörung erweckt, obwohl sich bislang in der Realität noch rein gar nichts ereignet hat. Gott gegenüber ist ein solches Gebet Heuchelei, weil man sich für etwas bedankt, von dem man sicher weiß, dass man es nicht erhalten hat.
Mit biblischem Glauben hat das Ganze nur wenig zu tun; vielmehr mit der Vorstellung, Gott durch magische Formeln und geistige Einbildung zum Handeln drängen zu können. Das griechische Wort für Glaube bedeutet eigentlich so viel wie Vertrauen (Joh 3, 16; Hebr 11, 11). Dieses Vertrauen auf Gott äußert sich schon alleine darin, dass ein Mensch sich mit seinen Anliegen an Gott wendet und fest davon ausgeht, dass er angemessen reagieren wird (Mk 9, 23-25). Wer dann noch bereit ist, Gottes Antwort zu akzeptieren, auch wenn sie nicht auf die eigenen Wünsche eingeht, hat weit größeren Glauben als der, der Gott mit Einbildungskraft vorschreiben will, wie er zu handeln habe (Lk 22, 42). Wer um eine konkrete Anstellung, einen Urlaub oder eine bestimmte Wohnung bittet, kann eben nicht von vornherein sicher sein, dass diese Wünsche auch dem Plan Gottes entsprechen. In diesem Fall kann und soll man auch nicht die „sichere Erfüllung“ der eigenen Anliegen durch die Verdrängung von Realität und Zweifel herbeibeten.
Dass Gott den Zweifler nicht beschenkt, bezieht sich im Jakobusbrief lediglich auf die Bitten, die ganz sicher im Einklang mit dem Willen Gottes geäußert werden (Jak 1, 5f.). Wenn in der Bibel steht, dass Gott jedem Gläubigen Weisheit, Geduld, Demut usw. geben will, dann kann man Gott jederzeit getrost für die Erfüllung seiner Bitte um diese Eigenschaften danken (Gal 5, 22).
Durch Gott zur Gemeinde sprechen
Gott brauchen wir in unseren Gebeten nicht zu belehren, aber wir sollen das laut gesprochene Gebet auch nicht missbrauchen, um andere zu belehren.
Manchmal beschleicht den Zuhörer gemeindlicher Gebete der Verdacht, dass die ausführlichen an Gott gerichteten Lehrreden sich vielmehr an die Gemeinde richten als an Gott (Mt 6, 5; Lk 18, 10-12). Mancher Beter vergisst im Eifer des Gefechts sogar die Anrede an Gott und spricht dann gleich die mutmaßlichen Sünder oder den Prediger an. Gelegentlich beginnt das Ganze mit Formulierungen wie „Gott, du weißt …“. Logischerweise müsste man Gott nicht erst noch referieren, was er schon längst kennt. Aber eigentlich geht es dem Betenden ja auch um all die anderen Zuhörer, die unbedingt mit den wichtigen eigenen Gedanken belehrt werden sollen. Oder es geht darum, dass man noch eine Ergänzung, bzw. Korrektur der Predigt anbringen möchte. Da ein solcher Beitrag aber nicht eingeplant ist, wird das Gebet als Redezeit missbraucht und das Gespräch mit Gott wird zur leeren Farce.
Wer durch die Form seiner Rede vorgibt, zu Gott zu sprechen, sollte das dann auch wirklich machen. Anderenfalls ist der Betreffende nicht nur ein schlechtes Vorbild. Er muss damit rechnen, dass Gott über solche Täuschungen bzw. Belehrungen auch nicht gerade erfreut sein dürfte.
Gott ist nicht bestechlich
Wenn es um geschäftliche oder politische Interessen geht, müssen häufig Kompromisse geschlossen werden. Selbst im familiären Umfeld sieht das gelegentlich nicht anders aus. Wenn man einem Verhandlungspartner in bestimmten Fragen entgegenkommt, dann kann man hoffen, auch einen Teil seiner Wünsche besser durchsetzen zu können.
Wir müssen im Gebet nicht mit Gott verhandeln, aber wir dürfen ihm ehrlich unser Anliegen sagen.
Bei Gott aber ist das nicht so. Einerseits gibt es nichts, was ein Mensch Gott als Zugeständnis anbieten könnte; etwas das Gott nicht sowieso bekommen sollte oder könnte. Andererseits ändert Gott nicht seinen einmal als richtig erkannten Plan, nur weil ein Mensch ihm etwas Nettes verspricht. Wenn es sich bei der menschlichen Bitte um etwas langfristig Gutes handelt, wird Gott das wahrscheinlich sowieso zum Wohl der entsprechenden Person umsetzen, auch ohne fromme Kompromissverhandlungen. Schadet das Gewünschte aber dem entsprechenden Menschen, dann wird Gott dessen Anliegen nicht deshalb nachgeben, weil er so nett darum gebeten wurde.
In manchen biblischen Beispielen lässt sich Gott aus pädagogischen Gründen scheinbar auf solche Verhandlungen ein (1Mose 18, 20-33). Am Ende tut Gott dann aber doch, was er ursprünglich plante. Oder er zeigt dem Menschen durch die praktische Tat, dass sein Wunsch eben nicht so genial war, wie er annahm (2Kön 20; 2Chr 32, 24f.).
Mancher Christ hofft durch Versprechen und asketische Opfer den Wert eines Gebets erhöhen zu können. Schnell handelt es sich dann nicht nur um hypothetische Verhandlungen mit Gott, sondern weit eher um deutliche Bestechungsversuche. Gott wird in gewisser Weise als korrupt betrachtet oder zumindest als anfällig für schöne Schmeicheleien (5Mose 10, 17f.; 2Chr 19, 7). Das läuft dann nach dem Motto: „Wenn Du mir das gibst, denn werde ich regelmäßig beten / keinen Gottesdienst mehr verpassen / nicht mehr lügen / keine krummen Geschäfte mehr machen / in die Mission gehen / …“ Entweder bietet man Gott also den Verzicht auf eine weitere Sünde an, wozu man aus geistlicher Sicht sowieso verpflichtet ist; oder man verspricht Gott etwas Gutes zu tun, was man als frommer Christ auch unabhängig vom Gebetserfolg machen sollte. Natürlich ist es nicht falsch zu fasten, mehr zu beten oder irgendeinen anderen guten Vorsatz zu fassen (Mt 6, 17; Apg 13, 2f.). Man darf solche an sich richtigen Verhaltensweisen halt nur nicht an die Durchsetzung eigener Gebetsinteressen bei Gott binden. In seiner großen Gnade erhört Gott allerdings viele Beter trotz ihrer Bestechungsversuche; einfach weil er Mitleid mit ihnen hat.
Gebet ist keine fromme Magie
Gebet ist kein emotionaler Schuttabladeplatz, es ist auch keine Methode zur Erzeugung meditativer Gefühle, keine Strategie effektiver Wunscherfüllung oder der Beschwörung Gottes.
Gebet ist das gefühlvolle oder nüchterne Reden zu Gott, der aufmerksam und mitfühlend zuhört, wenn der Mensch ehrlich seine Seele öffnet.
Gebet ist das manchmal gefühlvolle, oftmals aber auch vollkommen nüchterne Reden zu Gott, der aufmerksam und mitfühlend zuhört, wenn ein Mensch wirklich ehrlich seine Seele öffnet.
Christen sollten Gott viel häufiger nicht als unwilligen Verhandlungspartner betrachten, der durch magische Worte, viele Argumente, eigene Opfer oder heftige Formulierungen überzeugt werden müsste. Gott ist nach eigenen Angaben für Christen der liebende Vater, der immer nur das Beste mit ihnen im Sinn hat (Jer 29, 8+11-13; Lk 11, 9-13). Oft ist das Problem nicht die belastende Situation an sich oder der mangelnde Wille Gottes, sondern die fehlende Bereitschaft, das Erlebte aus den Händen Gottes anzunehmen (Röm 8, 28; 2Kor 11, 23ff.). Weit häufiger ist es nicht der große Glaube, der sich in einen Gebetskampf stürzt, sondern die Weigerung, den Plan Gottes zu akzeptieren. Irgendwie meint man, besser zu wissen, was getan werden müsste als Gott selbst, und versucht ihn dann zur eigenen Sicht der Dinge zu bekehren.
Es ist absolut richtig, beständig und ausdauernd mit Glauben zu beten, vor allem, wenn man gewiss ist, dass dem Willen Gottes entspricht, worum man Ihn bittet.
Natürlich ist es absolut richtig, beständig, ausdauernd und gläubig zu beten; vor allem dann, wenn man sich ziemlich sicher sein kann, dass die eigenen Wünsche auch dem Willen Gottes entsprechen. Gott will, dass Christen sich ganz und gar auf ihn verlassen und mit allen ihren Anliegen zu ihm kommen, obwohl er diese schon lange kennt (Mt 6,6f.).
Was zu christlichem Beten motiviert
Oft gibt es durchaus noch Steigerungspotential für Qualität und Umfang des Gebets im eigenen Leben und in der Gemeinde.
Es gibt Manches, was uns zu mehr Gebet motivieren kann. Dazu gehört das Lesen der Bibel, feste Gebetszeiten, abwechselnde Gebetsformen, konkrete Gebetsanliegen und vieles mehr. Das Überwinden der Gebetsmythen gehört dazu.
Motivierend wirken das gemeinsame Gebet, feste Gebetszeiten, konkrete Anlässe, unterschiedliche Gebetsformen und -haltungen, vorgegebene Anliegen, die Lektüre von entsprechenden Bibeltexten, wechselnde Orte und Zeiten, kleinere Pausen, der Austausch von Gebetserhörungen, die Verbindung zwischen Gebet und anderen Lebensbereichen wie Spazierengehen oder Singen usw.
Auch klassische Formen wie „beten und fasten“ (Mt 9, 15; Apg 14, 23) haben im Leben des Gläubigen ihren Platz, solange sie nicht zur frommen Leistung oder zum Bestechungsversuch an Gott mutieren. Wer fastet, investiert die Zeit und Mühe, die er sonst für das Essen aufwendet, für das Gespräch mit Gott. Er verzichtet auf etwas Angenehmes als Zeichen der Dankbarkeit Gott gegenüber, ohne aber gleich mit Gegenleistungen zu rechnen.
Wer bereit ist, Zeit für das Gebet zu investieren, wird dabei selbst bereichert. Er weiß genau, wem er Bewahrung, Erlösung und Freude verdankt. Im Gebet wird er seelisch entlastet und innerlich aufgebaut, weil er seine Sorgen und Ängste bei Gott ablegen konnte.