Wird es auch im 1000-jährigen Friedensreich Christi weiter Brandopfer und Sündopfer geben, wie es Hesekiel 43,13ff nahelegt? Aus Jesaja 11,6-9 schloss ich eigentlich, dass die Feindschaft zwischen Mensch und Tier ein Ende haben wird.
Antworten:
Wenn die Fristen der Nationen abgelaufen sind (Lk 21,24), wird Israel die Erfüllung aller Verheißungen erleben und seine priesterliche Aufgabe, nämlich die Vermittlung des Heils an die Nationen, wahrnehmen (1 Mose 12,3; Mt 28,19). Israel wird das Licht der Nationen sein (Jes 42,6; 49,6; Apg 13,47).
Nachdem das einzig wahre Lamm, das der Welt Sünde trug (Joh 1,29), sich längst dargebracht hat, dürften die Opfer nur zum Gedächtnis und zur Veranschaulichung des einen, allgenugsamen Opfers Jesu Christi geschehen wie auch zur Belehrung der Nationen, dass man sich Gott nur mit einem Jesus bezeugenden Opfer nahen kann und es ohne Blutvergießen keine Vergebung gibt (Hebr 9,22).
Dies ist uns natürlich fremd, da wir allein durch Glauben gerechtfertigt sind (Röm 3,28) und unsere Segnungen den Abschlüssen der Zeitalter entsprechen (1 Kor 10,11).
Dieter Landersheim, Schwalbach
Zum Opferdienst gehört nicht notwendig eine Feindschaft zwischen Menschen und Tieren. Diese war doch vor der Sintflut auch nicht gegeben (1Mo 9,2), aber es gab offenbar Tieropfer (1Mo 4,4), die Gott wohlgefallen haben.
Der andere Teil der Frage betrifft die Bedeutung des Tempelgebäudes, das in Hesekiel 40 – 48 in seinen Ausmaßen und seiner Funktion beschrieben wird, wozu dann die Opfer gehören. Meines Erachtens sprechen schon die Maße des Tempels, der nicht auf den uns bekannten Tempelplatz in Jerusalem passen würde, für eine vor allem symbolische Darstellung. Einmal abgesehen davon, ob in der letzten Zeit für Israel wieder ein regelmäßiger Opferdienst an einem neu erbauten Tempel stattfinden wird, geht es für unser Verständnis nach dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi nie mehr um einen Opferdienst im Sinne des Alten Bundes. Dieser Opferdienst war ja Vorschattung auf Christus hin und kann nicht wiederhergestellt werden.
Kap 43,10 + 11 machen deutlich, dass das Ziel der Bilder von dem neuen Tempel vor allem die Scham über die Vergehen Israels ist. Der vollkommene Tempel mit einem vollkommenen Opferdienst und der völligen Gegenwart Gottes wird dann zum Ausgangspunkt für das heilende Wasser (Kap. 47).
Abgesehen davon, ob und wann es einen materiellen Tempel geben wird, sind die beschriebenen Bilder die eines idealen Tempels mit einem idealen Opferdienst, wie es ihn in der Geschichte Israels nie gegeben hat. Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn wir annehmen, dass zu der idealen Herrschaft des Milleniums auch ein idealer Opferdienst gehört. Beides kann aber keine Heilsbedeutung haben.
Thomas Jeising