ThemenNachfolge

Wer bin ich ohne Gott?

Wer wir sind, diese Frage lässt uns Menschen offenbar einfach nicht los. Gerade wurde ein Teleskop für 10 Milliarden Dollar ins Weltall geschossen, um unsere Herkunft aus dem Urknall zu erforschen. Währenddessen wird uns hier auf der Erde gesagt, Viren könnten Vorläufer unseres Daseins sein. Wem das nicht reicht, bekommt zu hören: „Du bist, was du oder andere aus dir machen. Darum, mach selber was aus dir und lass es nicht die anderen machen!“ Was wir aber aus uns machen sollen, erfordert auch schon ein ziemlich klares Bild von dem, wer wir sind.

„Was ist der Mensch?“, fragt auch Psalm 8. Aber schon wie die Frage weitergeht, zeigt, wo allein wir Antwort finden können. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Ohne den Bezugspunkt ist keine Antwort möglich. Wer wir sind, können wir nicht an eigenen Gefühlen, unserem Körper oder in unserem Denken ablesen. Wir wissen es nur, wenn wir lernen, was uns die Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer, sein lässt.

Beim Vergleichen mit einem Computer, einem Pantoffeltierchen oder einem Affen bekommen wir keine tragfähigen Antworten. Nicht einmal der Vergleich mit anderen Men­schen ist letztlich zielführend. Die Bibel lehrt: Du bist für Gott und eine Beziehung zu ihm geschaffen. Du bist ein unbegreiflich von Gott Geliebter. Du bist zwar durch deine Sünde in Feindschaft zu Gott geraten, aber er hat dich mit dem Leben seines Sohnes daraus befreit. Und du bist ein ganz und gar von Gott Abhängiger. Alles, was ich bin, bekommt erst klare Konturen in der Beziehung zu Gott und zu meinem Mitmenschen. Deswegen ist das höchste Gebot die Gottes- und die Nächstenliebe.

Gegenüber den Korinthern betont Paulus: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ und erklärt später, wie das seine Perspektive auf sich und sein Leben bestimmt. Paulus ist überzeugt: Gott tröstet mich, damit ich andere trösten kann. Gott beschenkt mich, damit ich andere beschenken kann. Gott lässt mich in Bedrängnis leiden, damit meine Erfahrungen für andere zum Nutzen werden. Ich muss nicht groß raus kommen, sondern darf Gott und meinem Nächsten dienen (2Kor 1). Ich bin, was ich bin, indem ich mich Gott hingebe und meinem Nächsten. Für unsere Zeit ist das eine ungewöhnliche Haltung. Für die Bibel ist es die beste Haltung für einen Christen und genau das, was Gott am besten gefällt. Ein hingebungsvolles Leben erscheint vielen als minderwertig: Sollte ein Mensch auf eigene Rechte oder Vergnügen verzichten, um einem anderen den Vorteil zu überlassen? Petrus meint, dass die von Gott geschenkten Gaben dazu da sind, dass wir damit dienen. Das Ziel ist jedoch nicht die Selbstverwirklichung, sondern der Nutzen für den Nächsten und vor allem die Ehre Gottes (1Pet 4,10-11).

Der Blick auf Jesus Christus kann allein unsere Haltung ändern. Er verzichtete auf seine göttliche Stellung und Ehre, um uns zu dienen. Er ließ sich für uns verspotten, schlagen und töten. Was er in seiner ganzen Her­r­lichkeit ist, ist er durch seine Hingabe an Gott und sein Opfer für uns. Wir müssen unsere Teleskope und Mikroskope auf Gottes Wort und Offenbarung scharf stellen, damit wir lernen, wer wir sind.