LiteraturBuchbesprechungen

Die Jesus-Tafel. Die Entdeckung der Kreuzinschrift

Der Historiker Michael Hesemann beschäftigte sich schon in anderen Büchern mit Jesus und dem frühen Christentum. Hierbei konzentrierte er sich vor allem auf die historischen Hintergründe und die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments, wozu er häufig selbst auf der Suche nach historischen Spuren nach Rom und Jerusalem reiste. Nun legt er eine erweiterte Neuauflage seiner bereits 1999 erschienenen Untersuchung zur Echtheit eines Holzfragmentes vor, das nach Ansicht des Autors ein Teil der Kreuzesinschrift Jesu ist. Das Buch liest sich wie ein Wissenschaftskrimi und kommt nicht als trockenes Fachbuch daher, sondern nimmt den Leser in verschiedenen Kapiteln zugleich mit in die Zeit Jesu, die historischen Hintergründe und viele interessante Fakten hinein. Dabei wird auch das Umfeld Jesu, die Kreuzigung und Grablegung aus den Bibeltexten anhand archäologischer Funde in einem lebendigen Schreibstil unter die Lupe genommen.

Erst in der zweiten Hälfte widmet sich Hesemann mehr und mehr der Kreuzesinschrift und dem als „Titulus Crucis“ bekannten und in Rom aufbewahrten Fragment, dessen Auffindung und Aufbewahrung seit der Antike der Autor nachzeichnet. Auf diese Weise präsentiert Hesemann ein faszinierendes und in vielen Punkten überzeugendes Szenario, nach dem der Titulus tatsächlich ein Teil der Kreuzesinschrift Jesu sein könnte. In der aktualisierten Neuauflage geht der Autor auch auf ein gewichtiges Gegenargument ein, nämlich eine erst nach Erscheinen der Erstauflage durchgeführte Radiocarbon-Datierung, die das Holzfragment auf die Zeit um 1000 n.Chr. datiert. Hesemann verweist als Gegenargument darauf, dass Radiocarbon-Datierungen bei Hand­schrif­ten häufig nur als sekundäres Indiz nach der paläografischen Einordnung hin­zu­gezogen werden und letztere eindeutig für die Echtheit des Fragmentes spräche.

Hesemann, Michael: Die Jesus-Tafel. Die Entdeckung der Kreuzinschrift. Freiburg: Herder 2019. 2019. 384 S. Kartoniert 14,00 €. ISBN: 978-3-451-03154-0

Wie auch immer man den Titulus nun einordnet – Hesemann hat eine spannende Spurensuche dokumentiert, die man mit großem Gewinn lesen kann, um mehr über Hintergrund und Umfeld der Zeit Jesu zu erfahren. Und auch wenn letzte Sicherheit nicht zu gewinnen ist, hat Hesemann gute Argumente vorgelegt, dass mit dem Holzfragment möglicherweise ein Teil der Kreuzesinschrift erhalten geblieben sein könnte.