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Auflösung ins Nichts oder ewige Strafe?

Die Lehre von der Annihilation geht davon aus, dass nach der Bestrafung im letzten Gericht die Verlorenen ganz ausgelöscht werden und keine ewige Strafe in der Hölle erleiden müssen. Die zahlreichen Argumente, die dafür genannt werden, beruhen oft auf Annahmen, die so nicht in der Bibel stehen. Was in der Bibel steht, spricht klar für eine ewige Strafe in der Hölle. Auch wenn uns der Gedanke an die Hölle unangenehm ist und wir nicht daran denken wollen, dass Angehörige oder Freunde dort enden könnten, müssen wir bei den Aussagen der Bibel bleiben.

Annihilation gehört zu einer Sicht, bei der verlorene Menschen nach der Bestrafung für ihre Sünden im letzten Gericht völlig vernichtet oder aufgelöst werden.

Diese Lehre stützt sich auf eine Reihe von Argumenten: erstens spreche das Bild vom Feuer in der Beschreibung der Hölle für die Vernichtung, weil Feuer das verzehre, was hineingeworfen wird. So werde es mit dem Feuersee sein (Offb 19,20; 20,10.14; 21,8). Er wird die Verfluchten verbrennen, so dass sie nicht länger existieren. Ein zweites Argument baut auf Texte, die davon sprechen, dass die Verlorenen zugrunde gehen oder zerstört werden. Beispiele schließen ein, dass Ungläubige „verloren“ gehen (Joh 3,16) und dass sie „die Strafe der ewigen Vernichtung“ erleiden (2Thess 1,8). Das dritte Argument baut auf die Bedeutung des Wortes „ewig“. In den Bibelabschnitten, die von der Hölle reden, bedeute „ewig“ angeblich nur so viel wie „zum kommenden Zeitalter gehörend“ und nicht „immerwährend“. Viertens baut man auf den Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit. Vertreter der Lehre von der Annihilation fragen, wie es sein kann, dass Gott Sünder eine Ewigkeit lang straft, wenn sie ihre Verbrechen doch in der vergehenden Zeit begangen haben. Das fünfte ist ein emotionales Argument, das besagt, dass sich Gott selbst und seine Heiligen niemals im Himmel freuen könnten, wenn sie wüssten, dass andere Menschen – und besonders geliebte Verwandte oder Freunde – gleichzeitig andauernd in der Hölle wären. Sechstens würde eine ewige Hölle einen Schatten auf Gottes Sieg über das Böse werfen. Die Schrift erkläre doch, dass Gott am Ende siegreich sein werde: er werde „alles in allem“ sein (1Kor 15,28). Uns wird gesagt, dass diese Vorstellung sich kaum damit verbinden ließe, dass Menschen endlos in der Hölle leiden müssen.

Ich will auf jedes dieser Argumente der Reihe nach antworten:

Man kann immer viel in Wörter hineininter­pretieren, wenn sie an der jeweiligen Stelle nicht ausgedeutet werden. Doch wir müssen ihre Bedeutung aus der Schrift herauslesen und nicht in sie hineinlesen.

1. Zuerst zum Argument vom Höllen­feuer, das alles vernichtet. Mehrere Abschnitte benutzen diese Redeweise, jedoch ohne sie zu deuten. So ist es möglich, verschiedene Sichtweisen aus diesen Abschnitten herauszulesen, einschließlich der Annihilation. Aber wir wollen doch unsere Ideen nicht in die Bibel hineinlesen, sondern sie aus der Bibel bekommen.

Wenn wir das tun, finden wir allerdings Abschnitte, die das annihilistische Verständnis des Höllenfeuers ausschließen. Dazu gehört Jesu Beschreibung der Hölle im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus als einem „Ort der Qual“ (Lk 16,28) mit „Leiden in Flammen“ (24).

Wenn das letzte Buch der Bibel die Flammen der Hölle beschreibt, dann spricht es nicht vom Verzehren, sondern sagt, dass die Verlorenen „mit Feuer und Schwefel gequält werden in der Gegenwart der heiligen Engel und der Gegenwart des Lammes. Der „Rauch ihrer Qual“ wird für immer und ewig aufsteigen. Sie sollen keine Ruhe bekommen, weder Tag noch Nacht (Offb 14,10-11).

2. Zweitens zu dem Argument aus Ab­schnitten, die vom Zerstören und Vernichten sprechen. Wieder gilt, wenn die Schrift nur die Wörter benutzt, ohne sie zu interpretieren, dann kann man viele Ansichten hineinlesen. Aber wir wollen wieder die Bedeutung aus der Schrift lesen. Einige Abschnitte lassen sich aber nicht mit der Sicht von einer Auslöschung der Verlorenen verbinden. Paulus beschreibt das Schicksal der Verlorenen als Leiden eines ewigen Verderbens (2Thess 1,9). Zu reden ist auch vom Schicksal des Tieres in der Offenbarung. Vernichtung wird ihm in 17,8 und 11 prophezeit. Das Tier wird zusammen mit dem falschen Propheten geworfen in „den See von Feuer, das mit Schwefel brennt“ (19,20). Die Schrift ist eindeutig, wenn das Ende des Teufels, des Tieres und des falschen Propheten im Feuersee beschrieben wird: Sie werden Tag und Nacht für immer und ewig gequält (20,10). Die „Vernichtung“ des Tieres ist immerwährende Qual im Feuersee.

3. Das dritte Argument wurde aus dem Wort „ewig“ abgeleitet. In der Rede von der Hölle bedeute „ewig“ nur „zum kommenden Zeitalter gehörend“ und nicht „andauernd“. Es stimmt, dass im Neuen Testament „ewig“ in der Bedeutung von „ein Zeitalter dauernd“ vorkommt und dabei der Kontext das Zeitalter bestimmt. In den Texten, die ewige Schicksale behandeln, bezieht sich „ewig“ auf das kommende Zeitalter. Aber das Zeitalter, das kommt, wird so lange dauern wie das Leben des ewigen Gottes selbst. Weil er ewig ist, lebt er für immer und ewig (Offb 4,9-10; 10,6; 15,7) und das gleiche gilt für das kommende Zeitalter. Jesus legt die gleiche Betonung in seine Botschaft von den Schafen und den Böcken: „Diese werden gehen zur ewigen Strafe, aber die Gerechten zum ewigen Leben“ (Mt 25,46). Die Strafe der Verlorenen in der Hölle wird hier in die Gleichzeitigkeit zur Seligkeit der Gerechten im Himmel gestellt und beides ist immerwährend.

4. Viertens will ich antworten auf das Argument, dass es ungerecht von Gott sei, dass er Sünder ewig bestrafe für nur zeitliche Sünden. Es sträubt sich mir, wenn Menschen Gott sagen wollen, was gerecht und ungerecht ist. Wir würden besser daran tun, wenn wir aus seinem Wort ableiten, was Gott für gerecht und was für ungerecht hält.

Jesus lässt keinen Zweifel offen. Zu den Geretteten wird er sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt“ (Mt 25,32). Zu den Verlorenen wird er sagen: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“ (41). Wie wir sahen, erklärt Johannes dieses Feuer als ewige, bewusste Bestrafung im Feuersee für den Teufel (Offb 20,10). Ein paar Verse weiter lesen wir, dass den Menschen, die nicht gerettet sind, das gleiche Schicksal droht (14-15). Offenbar will Gott die Menschen, die gegen ihn und seine Heiligkeit rebellierten, mit der immerwährenden Hölle strafen. Sind wir wirklich in der Stellung, das ungerecht zu nennen?

5. Das fünfte und sechste Argument will ich gemeinsam behandeln. Das fünfte ist das emotionale Argument, das ausschließt, dass sich Gott und seine Heiligen im Himmel freuen könnten, wenn sie wüssten, dass ihre Angehörigen und Freunde zugleich für immer in der Hölle sind. Das sechste ist die Behauptung, dass eine ewige Hölle Gottes Sieg über das Böse schmälern würde.

Es ist beachtenswert, dass Universalisten diese beiden Argumente benutzen, um darauf zu bestehen, dass Gott am Ende alle Menschen erretten wird. Gott und sein Volk würden sich nicht an der Seligkeit des Himmels freuen, wenn auch nur eine Seele in der Hölle bleiben müsste. Deswegen würden am Ende alle gerettet. Gott würde doch eine Niederlage erleiden, wenn Geschöpfe, die nach seinem Bild gemacht sind, für immer verdammt werden.

Die Argumente für die Lehre von der völligen Auslöschung schreiben die biblische Geschichte ohne jede Berechtigung völlig um.

Ich betrachte diese Argumente für die Lehre von der Auslöschung (An­nihilation) und der ewigen Errettung aller (Uni­versalismus oder All­ver­söhnung) als ein Um­schreiben der biblischen Ge­schich­te, wozu wir keinerlei Recht haben. Ich sage das, weil die letzten drei Kapitel der Bibel die ewige Sachlage wiedergeben. Die auferstandenen Heiligen werden mit Gottes ewiger Gegenwart auf der neuen Erde gesegnet sein (Offb 21,1-4).

Für unsere Diskussion ist besonders interessant, dass jedes der drei Kapitel sich auch mit dem Schicksal der Verlorenen befasst:

Offenbarung 20,10: Und der Teufel, der sie verführt hatte, wird in den Feuersee geworfen, den See, der mit brennendem Schwefel gefüllt ist, in dem sich schon das Tier und der falsche Prophet befinden. Dort werden sie für immer und ewig Tag und Nacht schreckliche Qualen erleiden.

Offenbarung 20,14-15: Schließlich wurde der Tod selbst in den Feuersee geworfen, und der Hades dazu. Der Feuersee ist der zweite Tod. Wenn also jemand nicht im Buch des Lebens eingetragen war, wurde er in den Feuersee geworfen.

Offenbarung 21,8: Aber die Feiglinge, die Treulosen und die, die sich mit abscheulichen Dingen abgeben, die Mörder, die Unzüchtigen und alle, die okkulte Praktiken ausüben, die Götzendiener und alle Lügner – sie erwartet der See, der mit brennendem Schwefel gefüllt ist, das heißt: der zweite, endgültige Tod.“

Offenbarung 22,14-15: Wie glücklich werden dann alle sein, die ihre Kleider gewaschen haben. Die Tore der Stadt werden ihnen offen stehen und sie haben das Recht, vom Baum des Lebens zu essen. Doch die Hunde müssen draußen bleiben und mit ihnen alle, die okkulte Praktiken betreiben oder in sexueller Unmoral leben, alle Mörder und Götzenanbeter, überhaupt alle, die sich für die Lüge entschieden haben, die sie lieben und tun.

Die biblische Geschichte beschreibt einen doppelten Ausgang mit nicht endendem Glück für die Erlösten und immerwährende Qual für die Verlorenen.

Die biblische Geschichte endet eben nicht damit, dass gesagt wird: „Die Ungerechten werden vernichtet und existieren fortan nicht mehr“. Sie erzählt auch nicht: „Und am Ende werden alle Menschen in die Liebe Gottes aufgenommen und sind gerettet“. Vielmehr ist es so, dass, wenn Gott seine Geschichte zum Ende bringt, sein Volk sich in nicht endendem Glück mit Gott auf der neuen Erde erfreut. Aber die Verfluchten werden in nicht endender Qual im Feuersee bleiben und sind aus der Heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem, ausgeschlossen. Sie ist die herrliche Wohnstatt Gottes und seines Volkes für immer.

Gott stellt in Gnade und Freundlichkeit die Einladung zum ewigen Leben an das Ende der biblischen Geschichte. Auch die Drohung der Hölle lädt zur Umkehr ein.

Wir haben nicht das Recht, die biblische Geschichte umzuschreiben. Viel­mehr müssen wir es Gott überlassen, was Recht und was Unrecht ist und was seinem Dasein als Alles in Allem angemessen ist. Er lässt uns über die Hölle deswegen nicht im Zweifel, weil er die Sünder liebt und will, dass sie in diesem Leben dem Evangelium glauben. Es ist freundlich und gnädig von Gott, dass er eine Einladung an das Ende seiner Geschichte stellt:

Offenbarung 22,17: Der Geist Gottes und die Braut rufen: „Komm!“ Und wer es hört, soll in den Ruf mit einstimmen: „Komm!“ Und wer Durst hat, der komme. Wer will, der trinke vom Wasser des Lebens! Er bekommt es umsonst.

Jeder, der auf Jesus hofft, der gestorben und auferstanden ist, um von der Hölle zu erretten, wird Teil haben am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt Gottes. Deswegen können sie mit allen Heiligen jetzt und für immer sagen:

Offenbarung 19,1-2a: „Halleluja!/ Gepriesen sei Gott!/ Die Rettung kommt von ihm allein!/ Unserem Gott gehört alle Ehre und Macht! Denn seine Urteile sind wahr und gerecht.

Übersetzung und Nachdruck aus Tabletalk mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries