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Zu Gottes Lob und Ehre

Paulus hat am Anfang des Ephe­serbriefes dreimal betont, dass auch die Errettung und Erneuerung des Menschen zum Lob Gottes geschieht (Eph 1,6.12.14). Obwohl Jesus für uns starb, steht dabei Gott im Mittel­punkt. James I. Packer (1926-2020) hatte vor mehr als 50 Jahren weitsichtig davon gesprochen, dass ein „neues Evangelium“ im Vormarsch ist, bei dem das Wohl des Menschen so in den Vordergrund rückt, dass die Ehre Gottes kaum noch eine Rolle spielt:

„Das neue Evangelium versäumt es auf bemerkenswerte Weise, tiefe Ehrfurcht und Reue, echte Demut, einen Geist der Anbetung und herzliche Anteilnahme am Wohl der Gemeinde hervorzubringen. Und warum? … Es kann die Menschen nicht dazu bringen, dass sie Gott im Mittelpunkt ihres Denkens und die Furcht Gottes in ihren Herzen haben. … Es (ist) ausschließlich darum bemüht …, dem Menschen ‚dienlich‘ zu sein – ihm Frieden, Trost, Freude und Erfüllung zu bringen – und zu wenig daran interessiert, Gott zu verherrlichen.“

Das Ergebnis dieses Interesses am eigenen gelingenden Leben, zu dem Gott und sein Evangelium verhelfen sollen, hat nach biblischer Logik das Gegenteil zur Folge. Weil der Mensch in sich gefangen bleibt, lernt er den wahren Gott und seinen Sohn Jesus Christus kaum kennen. Er dreht sich immer nur um sich selbst und seine Bedürfnisse erscheinen ihm unstillbar. Erst wenn uns das Vertrauen auf Gott dazu bringt, ihn zu ehren und ihm im Denken und Tun zu dienen, bekommen wir wirklich Anteil an dem ganzen Reichtum des Glaubens, den Gott für uns bereit hält. Nur ist das nicht ohne Verlust zu haben: Wer sich bei Christus verliert, der wird finden und sein, was er nach Gottes Willen haben und sein soll.

Zur Zeit wird uns von manchen wohlmeinenden Christen zugerufen, wir sollten uns befreien aus der „Knebelung“ des Gehorsams Gottes Wort gegenüber. Wir sollten darauf achten, lieber „anschlussfähig“ und „pluralitätsfähig“ zu werden, damit wir die Aner­kennung der Umwelt nicht verlieren. Wir sollten nicht soviel über das Sündersein reden, weil das den Menschen nur klein mache. Stattdessen sollten wir die Befähigung des Menschen zu großen Aufgaben hervorheben. Wenn das Genau-Nehmen der Heiligen Schrift zu echten oder auch nur gefühlten Nachteilen führt, dann sollen wir es eben nicht so genau nehmen, sondern sehen, dass der „Heilswille Gottes“ will, dass wir „Leben haben und volle Genüge“ (Joh 10,10).

Jesus hat das aber für seine Nachfolger zugesagt, wenn er der Hirte ist, der seine Schafe führt. Wenn sie auf seine Stimme hören, kann er ihnen geben, was er vorbereitet hat. Und das Leben, das Jesus Christus uns verspricht, ist offenbar mehr als ein paar bequeme Jahre auf der Erde. Es ist das ewige Leben. Damit wir das haben können, ist er gestorben und auferstanden (Joh 3,16; 5,24). Er hat doch sein Leben nicht dafür gegeben, dass materieller Überfluss da ist oder dass wir uns ausgeglichen fühlen oder von allen gemocht werden. Sorglosigkeit im Hinblick auf materielle Dinge verbunden mit dem Wissen, dass Gott, unser Vater, gerne gibt, Freude selbst bei Mangel, die Überwindung der Angst vor dem Tod und noch viel mehr schenkt Gott dazu. Aber am Anfang steht die Liebe zu Gott und Christus, die ihm im Vertrauen auf sein Wort die Ehre gibt.