Der vorliegende Titel ist eine Spezialuntersuchung zum Verständnis des Begriffs „Tag des Herrn“ und der damit zusammenhängenden Redeweisen im Neuen Testament. Dazu entfaltet der Autor in gründlicher Exegese zuerst die Bedeutung des Ausdrucks „Tag“ und zeigt auf, dass in biblischer Redeweise oft ein aus Nacht und Tag bestehender Zeitraum gemeint sein kann. Diese Bedeutung hat auch Folgen für die Benutzung des Begriffs „Tag“ in einem übertragenen Sinn als einem längeren Zeitabschnitt, wie es der Autor vor allem für die Prophetie gegeben sieht. Weil die Verwendung des Wortes Tag im NT oft einen Bezug zu Aussagen aus den alttestamentlichen Propheten hat, geht die vorliegende Studie auf einzelne Stellen im AT ein.
Bereits die Einleitung zeigt, dass zwar in vielem unser Gebrauch des Wortes „Tag“ dem biblischen ähnlich ist, dass aber insbesondere die Abweichung, dass ein Tag mit dem Abend beginnt und die helle Phase ihn vollendet, von Bedeutung ist. Das zeigt sich dann auch im Hauptteil, in dem der Autor 8 nt-liche und 5 at-liche Bibelstellen genauer auslegt. Das führt ihn im zweiten Hauptteil des Buches zu einer Auslegung des Abschnittes aus Lukas 17,22-35, einer Rede, in der Jesus die Wendung „Tage des Sohnes des Menschen“ benutzt. Der Autor zeigt auf, warum er diese Tage als einen Zeitraum deutet, der der Wiederkunft von Jesus Christus vorangeht. Das schließt sich an die Auslegung im ersten Teil an, in der er darlegt, dass mit der Himmelfahrt von Jesus der dunkle Teil des Tages des Herrn Jesus Christus angebrochen ist, mit seiner Wiederkunft dann der helle Tag beginnen wird (45). Demnach leben Christen jetzt in der Nacht, da niemand wirken kann (Joh 9,4-5), also dem ersten Teil des Tages. Das deutet der Autor im Sinne des Aufhörens der Wundergaben, nicht aber auf das zeugnishafte Wirken, denn Christen leben seit Kreuz und Auferstehung auch am „Tag des Heils“ (2Kor 6,2).
Bernd Grunwald. Bis es Tag wird. Der Tag im Fokus der Prophetie. Norderstedt: Books on Demand, 2015. 205 Seiten
Auch wenn man nicht mit jedem exegetischen Detail des Buches übereinstimmen mag, so erweist sich die Deutung als hilfreich zum Verständnis vieler Aussagen im Zusammenhang mit dem Tag des Herrn. Der Autor bekennt sich klar zur völligen Zuverlässigkeit der ganzen Bibel. Man merkt seiner Studie die Liebe zum Wort Gottes und das intensive Bibelstudium an. Er versucht, möglichst viele prophetische Aussagen in ein schlüssiges System der Endzeit (Prämilleniarismus S. 130) einzuordnen, gibt aber auch zu, dass „viele Schriftstellen, in denen der Ausdruck bejom prophetisch gebraucht wird, im Blick auf ihre Erfüllung, Datierung und/oder Reihenfolge am Tag des Herrn noch unklar“ sind (105-106).