LiteraturBuchbesprechungen

Willkommen im Vaterhaus. Dein Schlüssel zum Herzen Gottes

Der Verfasser, Jg. 1975, ist Pastor und Autor, der schon einige Bücher zum Thema „Vaterherz Gottes“ geschrieben hat. Auf der Homepage „Vater­herz bewegt“ stellt er sich vor als „vertrauter Freund von Abba-Vater“. Sein neues Buch ist flott geschrieben, mit vielen Schriftstellen unterlegt und nach dem Wort aus Joh 14,6 in drei Teile gegliedert: Der Weg, die Wahrheit, das Leben. Durch dieses Bibelwort wurde er zum Herrn geführt, geriet aber später durch seinen übermäßigen Einsatz als Mitarbeiter in ein Burn-out. Was ihn wieder herausführte, war wieder dieses Bibelwort aber mit der Betonung des Vaters. „Beim Vater ist das wahre Leben zu finden.“ Und sein Anliegen ist es seitdem, die „geliebten Kinder Gottes auch nach Hause“ zu führen. Er will tiefere Kostbarkeiten aus der Schatzkammer seines himmlischen Abbas vermitteln.

Die Gliederung seines Buches fand er in einer Predigt über die Stiftshütte, die durch drei Vorhänge verschlossen war: einer vor dem Vorhof, einer vor dem Heiligtum und einer vor dem Allerheiligsten. Jener Prediger behauptete nun, dass die Juden sagten, der erste Vorhang sei der Weg, der zweite die Wahrheit und der dritte das Leben. Hoffmann gibt im Buch als Beleg auch einen Link zu dieser Predigt an. Aber dort stößt man als einzigen Beweis auf ein „man sagt“. Aber darauf baut unser Autor nun mit kräftigen Allegorien sein ganzes Buch auf.

Matthias Hoffmann. Willkommen im Vaterhaus. Dein Schlüssel zum Herzen Gottes. Witten/Holzgerlingen: SCM Brockhaus 2019. 191 S. Hardcover: 14,99 €. ISBN: 978-3-417-26881-2

Es gibt Bücher, die einen unangenehm berühren können, obwohl sie eigentlich ein gutes Anliegen haben, flott geschrieben sind und einen zugkräftigen Titel tragen. Das beginnt schon im Vorwort mit einer eigenartigen Vision des Verfassers, die er anschließend deutet. Unangenehm stößt auch die ständige Verwendung des Abba-Begriffs auf, der in solchen Wendungen vorkommt: Jesus habe gesagt, der Jahwe-Gott sei ein „zärtlicher Abba-Papa“. Und das habe ihn ans Kreuz gebracht (S. 25f.). Aber wenn wir bekennen: Abba ist mein Papa! – Dann sprechen wir über Liebe und Beziehung. „Ein umarmender, küssender, zärtlicher Vater passt oftmals nicht zu den religiösen Gottesbildern, die die Leute von Gott haben.“ (S. 28) Damit schießt er natürlich weit über das Ziel hinaus und vergisst, wie ehrfurchtsvoll Jesus selbst mit seinem Vater umgegangen ist. Schlimm wird es dann in den letzten drei Kapiteln. Hier will der Autor Worte Gottes in seiner „Königskammer“ erhalten haben und gibt diese in Form von 49 Versen dem Leser wie Bibelworte weiter und ermutigt ihn, Gott darauf zu antworten. Kapitel 16 schildert der Autor ein fiktives Gespräch zwischen ihm und dem Apostel Johannes und im letzten Kapitel empfiehlt er dem Leser eine Traum-WG.

Spätestens hier sollte der Leser die Verführung bemerkt haben, in die eine einseitige Überbetonung eines biblischen Begriffs mit Hilfe der Fantasie führt, obwohl sie mit Bibelstellen gestützt wird. Es ist ein Buch, das ich schon zweimal in den Papierkorb geworfen hatte, bevor ich mich entschloss, es doch zu lesen. Empfehlen kann ich es nicht, und es verwundert, dass solch ein Buch im SCM R.Brockhaus-Verlag erscheinen kann.