LiteraturBuchbesprechungen

Glauben oder Wissen? Zum Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube

Die Autorin, Diplomphysikerin, unterrichtete viele Jahre an Gymnasien Mathematik und Physik und gehört zum Leitungskreis der Akademiker-SMD (Studentenmission in Deutschland). Im ersten Teil ihres Buches gibt sie eine kompakte Einführung in naturwissenschaftliche Methodik. Man lernt etwas über die Denkvoraussetzungen in den Naturwissenschaften (z.B. den methodischen Atheismus) und den Modellcharakter naturwissenschaftlicher Theorien. Sie setzt sich mit den Einflüssen von Weltan­schauungen auf die Wissenschaft auseinander und findet in der Natur Dinge zum Staunen (Feinabstimmung des Universums, besonders S. 208ff.). Die Autorin unterscheidet Naturbilder, die sich aus den Theorien der Naturwissenschaftler ergeben, von den umfassenderen Weltbildern und versucht zu zeigen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Schließlich stellt sie vier Ansätze zum Verhältnis von Glauben und Denken vor, die von Theologen und Naturwissenschaftlern diskutiert werden. Im zweiten Teil ihres Buches finden sich illustrierende und vertiefende Beispiele.

Positiv ist die übersichtliche Darstellung (man merkt die Lehrerin) bei der Einführung in naturwissenschaftliches Denken und Arbeiten und die Erläuterungen von Einzelheiten in den vielen Fußnoten und den ergänzenden zwanzig Informationen auf 123 Seiten. Gut die Erklärung der Dunklen Materie und Energie (S. 174ff.). Schwachstellen im Denken sind gut herausgestellt, z.B. „Man darf ein Modell nicht mit der Wirklichkeit verwechseln“ (S.44), „Naturgesetze sind Nachschriften, keine Vorschriften“ (S. 67 Hägele), „In der Regel wird die Notwendigkeit von Grundüberzeugungen, von Leitmotiven, bei Wissenschaftlern verdrängt oder geleugnet“ (S. 74). Positiv auch die Haltung der Autorin zum Schöpfer und Wundern (S. 66).

Edith Gutsche. Glauben oder Wissen? Zum Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube. Marburg: Francke-Buchhandlung 2019. 251 S. Hardcover: 15,95 €. ISBN: 978-3-96362-098-0

Negativ fällt allerdings die gespaltene Haltung gegenüber der Bibel, vor allem zur Urgeschichte auf. Ihre Darstellung von Glauben ist fragwürdig (S. 95ff.) und in Bezug auf die Irrtumslosigkeit der Bibel negativ. Sie ist hier mehr an universitärer (bibelkritischer) Theologie orientiert. Sehr fragwürdig ist das Kapitel „Von der Schwachheit des biblischen Glaubens in Sachen Welterklärung“, wo sie überzeugt ist, dass biblischer Glaube fremde Denkansätze aufnimmt und umgestalten muss (S. 218). Bei der Frage nach dem Leid fehlt die Urgeschichte und der Sündenfall vollständig (S. 221ff.). Kreationismus wird ziemlich kritisch gesehen.

Fazit: Physik gut, Bibel schwach. Biblisches Denken wird durch eine Art Gottglauben ersetzt, der aber bestimmte Teile der Bibel hinterfragt.