LiteraturBuchbesprechungen, Kultur und Gesellschaft

Das therapeutische Kalifat. Meinungsdiktatur im Namen des Fortschritts

In diesem kurzen, scharfzüngigen Buch stellt der katholische Autor die Wesens­züge des sog. „therapeutischen Kalifats“ dar, das Bürgerinnen und Bürger als Patienten sieht (S. 27f.) und sie mithilfe von Narrativen („erzählerische Interpretationen der Wirk­lich­keit“, S. 14) und Political Correct­ness (S. 17ff.) zur Genesung bringen möchte. Die ideologischen Grundlagen (S. 29ff.), Meinungsfreiheit (S. 33ff.) sowie die Beziehung von Macht und Moral (S. 36ff.) werden in diesem Zusammenhang kurz und verständlich dargestellt.

Der Autor endet mit den Schluss­fol­gerun­gen, dass man angesichts dieser gesellschaftlichen Situation dem eigenen Zeugnis vertrauen, öffentlich mitreden und nicht moralisieren soll (S. 39ff.). Mit einer deutlichen Prise Humor hat er ein Glossar einer politisch korrekten Wörtersammlung erstellt (S. 51ff.). Im Anhang benennt Gracia „positive“ und „negative“ Narrative zu Themen wie Klima­wandel, Islam, Emanzipation der Frau, Abtrei­bung, Sexualität oder Migration.

Giuseppe Gracia. Das therapeutische Kalifat. Meinungsdiktatur im Namen des Fortschritts. Basel: Fontis-Verlag 2018 63 S. Paperback: 7,00 € ISBN: 978-3-03848-159-1

Leider hat der Rezensent bei diesem Buch eine deutlichere thematische Auseinander­setzung erwartet und nicht nur eine karikierende Dar­stellung. Eine biblische Einordnung fehlt ebenso. Angesichts des stolzen Preises von sieben Euro für 63 Seiten hätte der Leser mehr Qualität erwarten dürfen, wenngleich die Darstellung den aktuellen Zeitlauf treffend beurteilt und den Finger in die Wunden legt.