Sam Allberry ist Pastor mit homoerotischen Empfindungen und zugleich der Bibel als dem zuverlässigen und verbindlichen Wort Gottes verpflichtet. Gleich zu Beginn seines Buches macht er eine wichtige Feststellung: Während Teile der heutigen westlichen Gesellschaften dem Irrtum erlegen sind, dass die sexuelle Identität eines Menschen sein ganzes Menschsein bestimme, erkennt Allberry, dass die Sexualität nur ein kleiner Ausschnitt seiner Identität darstellt, der Mensch also viel mehr ist als ein sexuelles Wesen. Sein Kernsatz lautet: Die Sexualität „gehört zu dem, was ich fühle, macht aber nicht aus, was ich im Tiefsten bin. Ich bin weit mehr als meine Sexualität.“ (S. 17)
Im ersten Kapitel („Homosexualität und Gottes Plan“) zeigt der Autor, dass Sexualität nach Gottes Plan nur in die aus einem Mann und einer Frau bestehende Ehe gehört und dass alle Sexualität außerhalb der Ehe nicht den Vorstellungen Gottes entspricht und deshalb von der Bibel als Sünde bezeichnet wird. Da nur die Verbindung eines Mannes mit einer Frau das primäre Ziel erreichen kann, auf das die Ehe nach Gottes Plan grundsätzlich angelegt ist, nämlich die Fortpflanzung bzw. Arterhaltung, stellt jede gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft eine Zielverfehlung dar.
In Kapitel 2 („Homosexualität und die Bibel“) beweist der Autor, dass die Bibel, wenn sie zur Frage der Homosexualität Stellung bezieht, immer negativ darüber spricht, und zwar sowohl im Alten wie im Neuen Testament. Homosexualität ist nach Aussagen der Bibel unnatürlich und ein Zeichen für Gottes Gericht. Auch Jesus verurteilt alle sexuellen Aktivitäten außerhalb der Ehe und lässt nur eine alternative Lebensform neben der Ehe gelten: die zölibatäre. Wer nicht heiratet, aus welchen Gründen auch immer, ist verpflichtet, sexuell enthaltsam zu leben. (S. 57)
Das dritte Kapitel widmet sich dem Thema „Christen und Homosexualität“. Natürlich gibt es auch Christen mit homoerotischen Gefühlen. Diese Gefühle sind nach Meinung Allberrys keine Sünde, sondern eine Folge der gefallenen Welt, in der wir leben, genauso wie Krankheiten oder Unglücksfälle. Christen mit solchen Gefühlen sollen sich im Gebet an Gott wenden und von Ihm entweder Heilung der Gefühle erbitten (für die es zahlreiche Beispiele gibt) oder – falls diese nicht eintritt – Kraft, um den Versuchungen zu widerstehen und sexuell enthaltsam zu leben. Allberry hebt die zahlreichen Vorteile des Singleseins hervor und macht geradezu Werbung für diesen Stand, den auch Paulus als den „besseren“ bezeichnet (1 Kor 7,38). Christen wissen: Lebenserfüllung findet man nicht in der Befriedigung sexueller Begierden, sondern in der Abhängigkeit von Jesus und im Befolgen seiner Gebote.
Sam Allberry. Ist Gott homophob? Und andere Fragen über Homosexualität, die Bibel und gleichgeschlechtliche Anziehung. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft 2021. 133 S. Pb: 4,90 Euro. ISBN: 978-3-86353-765-4
Das 4. Kapitel („Homosexualität und die Gemeinde“) ermahnt die Christen dazu, mit Homosexuellen einfühlsam und barmherzig umzugehen. Das ist in der Vergangenheit leider nicht immer geschehen. Gemeinden haben die Aufgabe, mit Homosexuellen, die ihre Gottesdienste besuchen, über die Hauptsache zu sprechen: Jesus und seine Liebe zu uns Menschen. Von diesem Zentrum aus sollen dann in einem zweiten Schritt die Konsequenzen für das ethische Verhalten erläutert werden – und nicht umgekehrt. Dabei dürfen Christen nie vergessen, dass uns im Evangelium Vergebung auch von sexuellen Sünden angeboten wird, sofern wir diese Sünden bekennen und lassen.
Im abschließenden Kapitel 5 („Homosexualität und die Welt“) gibt Allberry praktische Tipps zu verschiedenen Themen, etwa wie man als Christ am besten einem homosexuellen Freund von Jesus erzählen kann oder ob man an Homo-Hochzeiten teilnehmen darf.
Allberrys Buch ist prägnant, biblisch klar und gleichzeitig einfühlsam und gewinnend geschrieben. Es ist ihm eine weite Verbreitung zu wünschen.