Der Verfasser, Mathematikprofessor an der Universität Oxford, hat dankenswerterweise eine stark erweiterte Neuauflage seines Buches vorgelegt. Gegenüber der Auflage aus dem Jahr 19xx hat sich die Seitenzahl von 144 auf 327 erhöht. Ein Kapitel über David Hume und seinem bis heute verbreiteten Argument, dass Wunder die Naturgesetze verletzten würden, ist ganz neu dazu gekommen. Lennox geht auf die aktuelle Diskussion des Neo-Atheismus ein, besonders auf Richard Dawkins, mit dem er auch große öffentliche Debatten geführt hat.
Das außerordentlich inhaltsreiche Buch behandelt alle relevanten Aspekte der Titelfrage kenntnisreich und gründlich. Man merkt, dass Lennox die Logik liebt und auch von daher viele Argumente des Atheismus/Materialismus zerpflückt und widerlegt. Er geht sowohl auf die Geschichte ein (Galilei, die Huxley-Wilberforth-Debatte, Paley und seine Uhr, das Gott-als-Lückenbüßer-Argument) als auch auf die heutigen Debatten (die Feinabstimmung des Universums und das anthropische Prinzip, die irreduzible Komplexität lebender Zellen, den genetischen Code und die Informationstheorie überhaupt). Er beschäftigt sich mit philosophischen Fragestellungen wie zum Beispiel den Grenzen der Evolution und auch damit, warum das Hinterfragen der Evolution heute tabu ist.
John Lennox. Hat die Wissenschaft Gott begraben? Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen Witten: SCM R.Brockhaus 2009 (8. erw. Auflage) 327 S. Hardcover: 16,95 €. ISBN 978-3-417-26261-2
Sein Fazit ist, „dass die Wissenschaft keineswegs Gott begraben hat. Denn die wissenschaftlichen Ergebnisse weisen auf seine Existenz hin, und das Unternehmen Wissenschaft als solches verdankt seine Kraft der Existenz Gottes. Wir alle, auch wenn wir keine Wissenschaftler sind, müssen uns für Grundannahmen entscheiden, von denen wir ausgehen. Dafür stehen nicht viele Optionen zur Verfügung – eigentlich nur zwei. Entweder verdankt die menschliche Intelligenz ihren Ursprung geistloser Materie, oder es gibt einen Schöpfer. Es befremdet, wenn einige behaupten, dass ihre Intelligenz sie dazu bringt, Ersteres dem Zweiten vorzuziehen.“ (S.295)
Ein ausgezeichnetes, anspruchsvolles und unbedingt lesenswertes Buch.