Der 80-jährige Autor, Theologe und Religionslehrer, will in seinem Buch zeigen, dass die Evolutionstheorie dem biblischen Schöpfungsglauben nicht widerspricht. Leider entfaltet er nicht den biblischen Schöpfungsbericht, sondern stülpt ihm das babylonische Weltbild über, nach dem die Erde eine Scheibe sei, über der der Himmel wie eine Käseglocke steht. Die Bibel habe, so Leiner, dieses Weltbild übernommen. Weil wir es heute aber besser wüssten, könnten wir getrost die Evolutionstheorie übernehmen. Dazu vertritt er die alte Hypothese, dass es zwei Schöpfungsberichte in der Bibel gäbe, die auch noch von verschiedenen Verfassern stammten.
Seine Gegner findet Leiner in konservativen, streng bibelgläubigen Kreisen, vor allem den sogenannten Kreationisten. Der Kreationismus ist für ihn ein Irrweg des Glaubens und Denkens, genauso schlimm wie der Evolutionismus Ernst Haeckels, der die Evolutionstheorie in Deutschland bekannt machte. Haeckel habe nach Ansicht des Verfassers auf der anderen Seite überzogen und aus der Evolutionstheorie eine Weltanschauung gemacht. Leiner ist es völlig klar: Gott hat uns auf dem Weg der Evolution aus vormenschlichen Lebensformen geschaffen.
Hanns Leiner. Der verborgene Schöpfer. Christlicher Glaube und Evolution. Neuendettelsau: Freimund-Verlag 2009. 108 Seiten, 9,80 €. ISBN: 978-3-86540-071-0
Dabei muss er aber erklären, wieso der Tod nicht die Folge der Sünde, sondern die Voraussetzung zur Höherentwicklung in der Evolution gewesen sei. Man muss ihm außerdem vorwerfen, dass er die Ergebnisse theologisch konservativer Exegese zur Genesis genauso ignoriert, wie die wissenschaftliche Literatur seiner Gegner. Das hindert ihn aber nicht, seinen Glauben auszudrücken und seine Hoffnung auf eine neue Welt. Man fragt sich nur, wie lange er darauf noch warten will, wenn Gott für die erste Schöpfung doch schon mehr als 15 Milliarden Jahre gebraucht haben soll.