Der in Deutschland noch relativ unbekannte Autor Andrew Woods stellt sich mit diesem Werk einer Frage, die unter den Bibellesern häufig diskutiert wird: Was lehrt die Bibel über das Reich Gottes? Im ersten Band der dreiteiligen Reihe (Band II und Band III sind in Vorbereitung) zeichnet der Autor das biblische Bild vom theokratischen Reich Gottes. Ausgehend von 1. Mose 1,26ff. stellt er die Entwicklung über den abrahamitischen und mosaischen Bund, die Erwartungen der Propheten, das Angebot, die Ablehnung und den Aufschub des Reiches beim ersten Kommen Jesu dar bis zur Aufrichtung des Königreichs beim zweiten Kommen Jesu und dem Übergang in die Ewigkeit. Woods geht hierbei detailliert auf die Geheimnisse des Königreichs (Mt 13) und das Zeitalter der Gemeinde ein, welches er als geheimnisvolles Zeitalter ohne Beziehung zum theokratischen Reich versteht (S. 189ff.).
Woods wendet sich gegen die sog. „Kingdom-Now“-Theologie, die davon ausgeht, dass das theokratische Reich Gottes bereits gegenwärtig besteht. Zu würdigen ist hierbei sein Versuch, gesamtbiblisch aufzuzeigen, dass dieses Reich mit den besonderen Verheißungen von Land, Nachkommen und Segen Abrahams physischen Nachkommen, dem Volk Israel, zugesagt wurde und künftig zur Erfüllung kommen wird. Der Autor setzt sich intensiv mit gegenteiligen Ansichten auseinander und widmet verschiedenen theologischen Fragen (wie z.B der nach dem Verständnis vom Wort „Geheimnis“ (mysterion) in Mt 13) besondere Aufmerksamkeit.
Andrew M. Woods. Das kommende Reich Gottes. Was lehrt die Bibel über das Reich Gottes? Band I. Düsseldorf: CMV Hagedorn 2021. 244 S., Hardcover, 14,90 € ISBN: 978-3-96190-069-5
Insgesamt ist die Darstellung lesenswert und wegen der konsequenten Sichtweise, dass das theokratische Reich Gottes (noch) nicht gegründet wurde, sehr interessant. Als Leser hätte ich mir allerdings noch eine deutlichere Auseinandersetzung mit Bibelstellen gewünscht, die vom Reich Gottes im Kontext des Gemeindezeitalters sprechen (z.B. Apg 28,23ff.; Röm 14,17; 1Kor 4,20; 6,9f., 15,50). Anfragen habe ich auch an die interessante These, wonach Israel aufgrund von 5Mo 17,15 verpflichtet sei, den Messias-König einzusetzen. Der Kontext dieser Bibelstelle scheint nicht von dem Messias zu sprechen, auf den die Verse 16-20 nur schwerlich anwendbar sind. M.E. wäre es besser gewesen, vom Davidbund und von den Propheten her diese Verpflichtung zu begründen. Auch wenn einzelne Fragen offen bleiben, wird der Leser sicherlich wertvolle Gedankenanstöße erhalten und darf mit Vorfreude die Folgebände erwarten.