ThemenFrage & Antwort

Wo ist der Verstorbene?

Gestatten Sie mir einmal eine „einfache“ Frage, die mich anlässlich von Beerdigungen immer wieder beschäftigt. In der Regel wird davon gesprochen, dass der Verstorbene – (oder seine Seele) bei dem Herrn ist. Gleichzeitig werden die sterblichen Überreste zu Grabe getragen. Dann warten wir auf die Auferstehung, wenn der Herr in den Wolken erscheint, und die Gläubigen zu sich ruft. Nun klingen einzelne Bibelverse so, dass bei der Wiederkunft des Herrn noch ein Teil im Körper des Toten existent sein muss, der die Posaune und Aufforderung zur Auferstehung hört, da der Geist bereits beim Sterben den Leib verlassen hat. Ich habe Schwierigkeiten, die anscheinend „leichte Frage“ zu beantworten, wie das zu der Rede vom verweslichen Leib passt. Können Sie mir helfen, wie ich diese Frage mit möglichst einfachen Worten erklären und beantworten kann?

Antwort:

Ich will gern eine Antwort versuchen und hoffe, dass sie so einfach wie möglich ist. Dass die Fragen nach Tod und Auferstehung uns bewegen und bewegen sollen, zeigen nicht nur die Anfragen an diese Rubrik, sondern auch die vielen biblischen Aussagen, die tatsächlich nicht ganz einfach in eine übersichtliche Systematik zu bringen sind. Das liegt daran, dass sie von etwas reden, dass zum Teil schon der neuen Welt Gottes ohne Sünde und Tod angehören. Wir leben aber ganz dieser Welt verhaftet und können prinzipiell nur ein bildhafte Ahnung von der kommen Herrlichkeit erlangen.

Wenn wir sterben, kommen wir als ganze Person, jedoch ohne unseren Leib ins Totenreich. Darum ist auch die Rede von der „Seele“ irreführend, wenn sie nicht im Sinne der Person mit Denken, Wollen, Fühlen, Glauben, Geschichte verstanden wird. Das Totenreich ist kein Zwischenreich, sondern ein Herrschaftsort Gottes, an dem alle Toten bis zum letzten Gericht aufbewahrt werden. Es gibt auch dort eine klare Trennung zwischen den Geretteten und den Verlorenen.

Unser Körper verwest inzwischen und je nach den Umständen beim Tod, etwa bei einer sehr heißen Explosion) oder auch nach der Bestattung ist nach einer gewissen Zeit nichts mehr davon zu finden. Er wird wieder völlig zu Erde, aus der Gott ihn auch gemacht hat. Modern gesprochen: Seine Moleküle gehen wieder in der Materie auf, aus der sie genommen sind. Dass andererseits vereinzelt Knochen oder sogar Mumien auch tausende von Jahren überdauern können, ändert daran nichts. Daraus ergibt sich die Frage, was dann Offenbarung 20,13 bedeuten soll:

„Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken“. Oder auch Johannes 5,28-29: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“.

Wir sollten uns besser an das Bild vom Samenkorn erinnern.

Es scheint sich daraus zu ergeben, dass irgendwie der tote und verweste Körper notwendig sei oder direkt angesprochen wird. Aber ich glaube, wir sollten das nicht so verstehen. Besser ist es, den Sachverhalt mit dem Bild des Apostels Paulus zu deuten. Er spricht davon (1Kor 15,35-49), dass der alte Leib wie ein Samenkorn in der Erde liegt. Wenn man dieses Bild nimmt, dann kann man sagen, dass der tote Körper ganz verwesen kann, sogar absichtlich oder unabsichtlich zu Asche verbrennen kann. Er ist in gewisser Hinsicht wie ein Samenkorn für den neuen Körper: Das heißt, dass es eine geheimnisvolle Verbindung zwischen unserem leiblichen Leben und unserem ewigen Leben gibt. Aber das ist keine materielle. Das sieht man gut an Jesus: Er trägt auf Ewigkeit das Menschsein körperlich, allerdings im Auferstehungskörper an sich. Obwohl der ganz anders ist, als der Körper, der am Kreuz starb, trägt er doch die geheilten Wunden der Kreuzigung an sich. Sie sind zu Sieges- und Erkennungszeichen geworden. Nach dem zweiten Hinsehen erkennen die Jünger auch die Ähnlichkeit im Aussehen mit dem Jesus, den sie vorher kannten.

Unser Aussehen, unsere Geschichte, unser Wesen wird dem neuen Leib in geheiligter Form wiedergegeben.

Wir sollten die genannten Verse also nicht so verstehen, als ob der materielle Körper, der beerdigt wird, für die Auferstehung notwendig sei, sondern so, dass unser Aussehen, unsere Geschichte, unser Wesen dem neuen Leib in geheiligter Form wiedergegeben wird. Es gibt also eine geheimnisvolle Verbindung zwischen altem und neuem Leib, ohne dass der neue Leib nur eine Wiederbelebung oder Wiederherstellung des alten wäre. Das drückt kann man bei genauem Hinsehen auch in den genannten Bibelversen entdecken: Johannes spricht vom Meer parallel zum Totenreich, aber auch die im Meer ertrunkenen oder bestatteten sind ja mit ihrer geistigen Person im Totenreich. Das Meer findet hier nur seine besondere Erwähnung wegen der starken Bildsymbolik des Meeres in der Offenbarung. Und auch Jesus redet eindeutig in bildhafter Rede: „die in den Gräbern“ steht einfach für „die Toten“, aber ist nicht so zu verstehen, dass die sterblichen Überreste angesprochen werden. Die alte Materie, die Moleküle also, sind nicht notwendig, aber was wir in dem Leib getan haben, dass bestimmt über unseren Lohn. Ob wir leiblich geglaubt und wie wir gelebt haben, dass zählt für unsere Rettung.