ThemenFrage & Antwort

Welchen Sinn hat die Verklärung von Jesus?

Wozu eigentlich ist die Verklärung Jesu geschehen und warum nahm Jesus nur drei seiner Jünger mit auf den Berg?

Antwort:

Den Bericht von der Verklärung finden wir bei Matthäus (16,23-17,8), Markus (9,1-8) und Lukas (9,27-36), aber auch im 2. Petrusbrief (1,16-18) und vielleicht wird das Ereignis sogar im Johannesevangelium (1,14) angedeutet. Die gestellte Frage bringt ans Licht, dass zur theologischen Bedeutung der Verklärung Jesu nur wenig gesagt wird, obwohl der Abschnitt sogar in die Perikopenreihe (am letzten Epiphaniassonntag) aufgenommen wurde. Als Predigthörer sind mir fast nur Gedanken zum eigenartigen Ansinnen des Petrus, Hütten zu bauen, im Gedächtnis. R. Bultmann hatte als Grundlage seiner theologischen Deutung – im Anschluss an J. Wellhausen – die Verklärungsgeschichte für einen umgearbeiteten Auferstehungbericht gehalten. Darin sind ihm viele gefolgt und haben ein historisches Ereignis „Verklärung” verneint. Die gestellte Frage entzündet sich aber gerade daran, dass wir das historische Ereignis nicht bezweifeln. Warum also nimmt Jesus zu seinem Gespräch mit Mose und Elia drei Jünger mit und warum nur drei? Ich sehe im wesentlichen die folgende Gründe. Aus dem Zueinander dieser Gründe ergibt sich meines Erachtens, dass es Jesus wichtig war, seine Jünger die Verklärung erleben zu lassen, weil dabei wichtiges über das Wesen des Gottesohnes gezeigt wird, das Erlebnis aber nicht allen schenkte, weil daraus der Schluss gezogen werden könnte, jeder Christ brauche ein Einweihungserlebnis wie es in den Mysterienreligionen üblich war.

  1. Jesus ist in der „Knechtsgestalt” und will seinen Jüngern noch vor der Auferstehung einen Einblick in seine göttliche Herrlichkeit geben. Es geht ihm darum zu vermitteln, dass die Fülle der Gottheit im Menschen Jesus Christus leibhaftig war. Wenn wir an das Ringen denken, dass es um das Verhältnis von Gottheit und Menschheit Jesu in späterer Zeit gab, können wir die Wichtigkeit ermessen. Am Text wird das dadurch deutlich, dass Jesus eine Woche vor der Verklärung ankündigt, dass einzelne seiner Jünger noch vor ihrem Tod das Reich Gottes (Mk + Lk) oder den Menschensohn mit seiner königlichen Herrschaft (Mt) sehen werden. Petrus meldet den Vollzug, wenn er davon spricht, dass „wir Augenzeugen seiner herrlichen Majestät” gewesen sind (2Pet 2,16). Den Evangelisten liegt an dem zeitliche Zusammenhang zwischen dieser Ankündigung und der Verklärung, auch wenn die Verherrlichung Jesu und der Anbruch des Reiches Gottes nicht mit der Verklärung geschah, sondern mit dem Sterben, Auferstehen und der Himmelfahrt Jesu. Darum sollten die Jünger auch erst nach der Auferstehung von der Verklärung sprechen, weil die Verklärung nur Vorankündigung und Teil der Verherrlichung war (Mt 17,9).

Den strahlenden Jesus mit göttlicher Herrlichkeit zu sehen, ist für den Glauben nicht notwendig.

Den strahlenden Jesus mit göttlicher Herrlichkeit zu sehen, ist aber nicht wesentlich für das Christsein. Man kann und muss Christ sein, ohne das zu erleben. Paulus wurde zwar in den dritten Himmel entrückt und hörte himmlische Sprachen, aber das war auch etwas Besonderes, das nicht jeder Christ erleben muss. Aber jeder Christ muss glauben, dass Jesus aus der göttlichen Herrlichkeit gekommen ist und zu Gott zurückgekehrt ist und aus der göttlichen Herrlichkeit zum Gericht wiederkommen wird (Mt 16,27; Mk 8,38; Lk 9,26).

2. Das Leiden und Sterben des Christus ist kein Gegensatz zu seiner Herrlichkeit, nicht notwendiges Übel vorweg, sondern das Kreuz gehört elementar zur Christusherrlichkeit Jesu. Darum geht bei den Synoptikern die Leidensankündigung der Verklärung voran und Lukas schreibt von dem Inhalt des Gespräches zwischen Jesus, Mose und Elia, sie redeten über die Vollendung des Lebens Jesu in Jerusalem (9,31). Damit wird bezeugt, dass das Leiden nicht Unfall, sondern Teil der göttlichen Erlösung ist. Das, sagt Petrus, haben die Propheten auch vorher in ihren Schriften bezeugt, dass für Christus erst Leiden und dann Herrlichkeit bestimmt war (1Pet 1,11). Lukas berichtet, dass Jesus nach seiner Auferstehung dies die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus lehrte. J. A. Bengel schreibt kurz: „In der Verklärung ist die Lehre vom Sohne Gottes und dessen Ausgang, d.h. seinem Leiden, bestätigt worden.”

3. Das Verhältnis des Messias Jesus zu Mose und Elia sollte geklärt werden. Die Menschen erwarteten im Zusammenhang mit dem Kommen des Messias das Erscheinen des Propheten Elia (Mal 3,23) und einen Prophet wie Mose, auf den man unbedingt hören soll (5Mo 18,15+19). Alle Synoptiker berichten vor dem Aufstieg auf den Berg von der Frage Jesu an seine Jünger, für wen die Leute Jesus halten und wie die Jünger selbst auf diese Fragen antworten. Das Bekenntnis des Petrus als dem Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes geht der Bestätigung durch Gottes Stimme auf dem Berg der Verklärung voran. Damit wird auf dem Berg für Petrus, Jakobus und Johannes unterstrichen, dass Jesus die Hauptperson der Erlösung ist, Mose und Elia aber zu denen gehören, von denen Petrus im 1Pet 1,10-12 schreibt, dass sie auf die Zeit des Christus, seiner Leiden und seiner Auferstehung forschten und warteten.

Durch Gottes Stimme ist klar, dass Jesus selbst die Prophetie des Mose erfüllt. Beim Abstieg weist Jesus darauf hin, dass durch Johannes den Täufer die Prophetie aus Maleachi erfüllt ist, wobei klar ist, das Johannes keine Reinkarnation von Elia ist.

4. Das Erleben göttlicher Herrlichkeit ist für den Glauben nicht notwendig und, wie jede Erfahrung, auch nicht festzuhalten. Über das Hören und Glauben des Wortes Jesu kommt wesentlich Gemeinschaft mit Vater, Sohn und Heiligem Geist zustande. Das Erlebnis der Verklärung endet für die Jünger darin, dass mit der Wolke Gottes Gegenwart verdeutlicht wird und sie die Stimme Gottes hören, der sich zu seinem geliebten Sohn bekennt und die Jünger auffordert Jesus zu gehorchen. Das Hören auf das Wort Gottes ist wichtiger als das Erlebnis einer Begegnung mit Jesus. Das ist auch der Schluss den Petrus am Ende aus dem Erlebnis gezogen hat: Wir hörten die Stimme auf dem heiligen Berg und halten jetzt umso fester an dem prophetischen Wort und ihr tut gut daran, so aufmerksam darauf zu achten wie auf das einzige Licht an einem dunklen Ort, denn die Heilige Schrift ist ein Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes (2Pet 1,18-20).