ThemenFrage & Antwort

Welche Art weltlicher Weisheit wird abgelehnt?

Welche Art von „weltlicher“ Weisheit meint Paulus in 1Kor 1,18-31 und 2,5-10? Ist es Bíldungsweisheit, Lebensweisheit oder religiöse Weisheit aus dem Judentum und wo soll man diese Weisheit heute einordnen?

Antwort:

Es ist tatsächlich nicht einfach, zu fassen, was das Neue Testament uns als Weisheit vorstellt. Denn Weisheit besteht offenbar nicht in einer Menge an Wissen. Alle Fragen einer Quizsendung beantworten zu können, ist noch keine Weisheit. Weisheit zeigt sich vielmehr darin, dass alles Wissen auch sinnvoll miteinander verbunden ist und noch wichtiger auch sinnvoll mit dem Leben verbunden ist. Hier kann es der Mensch in Sachen Erkennen des Gegebenen, Erfindung und Problemlösung zu viel bringen. Dass gebrochene menschliche Knochen wieder zusammenwachsen und das umso besser, wenn sie genau zusammengefügt werden und die Bruchstelle fixiert, ist eine geniale Erkenntnis menschlicher Weisheit.

Paulus spricht am Anfang des 1Korinther offenbar nicht von einem bestimmten Bereich innerhalb der Weisheit oder dem Wissen, sondern unterscheidet die Weisheit Gottes von der Weisheit der Menschen. Was kann die menschliche Weisheit und vor allem was nicht? Sie ist nicht in der Lage, Gott zu erkennen. Das heißt auch, dass sie sich das Evangelium, also den Weg, den Gott zur Rettung der Menschen durch Jesus Christus von Ewigkeit her geplant hat, nicht ausdenken konnte. Ohne den Geist Gottes kann sie diesen Weg nicht einmal nachvollziehen und als vernünftig ansehen.

Menschliche Weisheit ist also, was der Mensch ohne das Wirken des Heiligen Geistes an Wissen und sinnvoller Anwendung des Wissens in allen Bereichen des Lebens erlangen kann. Dabei kann er sich natürlich nur innerhalb der Grenzen bewegen, die ihm von Gott durch die Schöpfung gesetzt sind. Zudem kennt er die Schöpfung nur so, dass überall die Sünde und das Böse ihren Raum haben. Der Mensch kann sich zwar mit seiner Phantasie auch mal über die Schöpfung erheben, aber doch nur in engen Grenzen, dann holt ihn die Wirklichkeit wieder ein. Aber auch diese Weisheit ist nach der Bibel nicht ethisch neutral. Das heißt, wer sein Wissen auf geniale Weise dazu einsetzt, Menschen zu bestehlen oder zu betrügen, der ist nicht weise (siehe Jakobus 3,13-18), auch wenn er noch so viel Klugheit, Erfindergeist, Menschenkenntnis oder Raffinesse dabei eingesetzt hat.

Was aber die Bibel als die von Gott stammende Weisheit ansieht, das kann der Mensch ohne Gott nicht erlangen. „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (Ps 111,10, Spr 1,7; 9,10). Wenn Gott also die Weisheit der Weisen zunichte macht, dann nicht dadurch, dass alles, was wir in der Schule gelernt haben, nur Unsinn wäre oder was die Wissenschaften erforschen oder Ernährungsfachleute raten oder oder, sondern indem er diese Weisheit am Evangelium scheitern lässt. Dass Gott seinen Sohn von Ewigkeit her als den Retter vorgesehen hatte, dies durch viele Propheten angekündigt und dann auch wahrgemacht, dass konnte menschliche Weisheit weder ausdenken, noch aus den Propheten richtig ableiten, obwohl alles dort zu lesen ist. Sie kann es nicht einmal innerhalb ihres Wertesystems als vernünftig ansehen, sondern wird etwa fragen, wie Gott seinen Sohn oder auch nur einen Menschen blutig sterben lassen konnte, um die Rettung der Menschen zu bewirken. Konnte er nicht einfach so vergeben? Usw. Wenn sich aber der Mensch umgekehrt das Evangelium so zu Recht macht, dass es ihm sinnvoll erscheint und seiner Weisheit entspricht, dann ist es nicht mehr das Evangelium. Und es liegt auch keine Rettung darin. Denn Jesus Christus selbst ist uns zur Weisheit gemacht. (1,30).

Paulus macht also keine Werbung dafür, die Schule zu schwänzen oder auf Bildung zu verzichten. Jeder lerne so viel er kann. Paulus lehnt auch keine Lebensweisheit ab. Aber alles, was man damit erlangen kann, ist letztlich wertlos, weil es für jeden Menschen entscheidend ist, dass er Gott und Christus erkennt (Joh 17,3), denn das ist für ihn das ewige Leben. Mit seiner eigenen Weisheit muss der Mensch dabei aber scheitern. Nur der Geist Gottes, wie er in der Heiligen Schrift redet, kann ihm die Tiefen Gottes öffnen und nur durch den Geist, kann er Jesus als Herrn und Heiland glaubend annehmen. Damit ist es auch weise, wenn der Mensch die Grenzen seiner Weisheit erkennt. Das kann er schon im Blick auf die menschlichen Möglichkeiten nur die Schöpfung zu erfassen, aber noch viel mehr, wenn es darum geht, Gott zu erkennen und ihm zu vertrauen.