ThemenFrage & Antwort

Redaktionelle Bearbeitung beim Ortsnamen Leschem/Dan?

In 1Mo 14,14 und 5Mo 34,1f ist von einem Ort „Dan” die Rede. Wenn dies – wie es scheint – der gleiche Ort ist, der ursprünglich „Leschem” hieß, von den Daniten in der Endphase der Landnahme nördlich der Grenze Israels erobert und in „Dan” umbenannt wurde (Jos 19,47; Ri 18,27-29), dann ergibt sich die Frage, warum der Ort schon bei Mose so genannt wird. Ist das eine redaktionelle Bearbeitung von späterer Hand?

Antwort:

Ja. Die Umbenennung des Ortes Leschem oder Lais in Dan geschah erst nach dem Tod des Mose und doch findet sich der Ortsname in den 5 Bücher Mose, deren Autor Mose  ist. Es handelt sich also um eine Bearbeitung aus späterer Zeit, wie sie sich offensichtlich noch an einzelnen anderen Stellen findet. Wir müssen aber nach der Qualität der redaktionellen Bearbeitung fragen, damit wir nicht den Theorien der Bibelkritik recht geben, die die Entstehung des ganzen Pentateuch als redaktionellen Prozess in einer Zeit weit nach Mose ansieht. Es handelt sich in 1Mo 14,14 um eine sprachliche Redaktion, vergleichbar damit, dass man in einem Schriftstück den Städtenamen „Karl-Marx-Stadt” nachträglich wieder in den heute aktuellen Namen „Chemnitz” umwandelt, damit der unkundige Leser weiß, welche Stadt gemeint ist. Statt dessen kann man auch eine Anmerkung in eine Fußnote setzen, was bei einem Schriftstück heute eher geschehen würde. Eine solche Anmerkung ist etwa im Bezug auf die ältere Bezeichnung „Seher” für „Prophet” in 1Sam 9,9. Vergleichbar ist auch, dass Mose den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob den Namen Gottes Jahwe in den Mund legt, obwohl der ihm erst später offenbart wurde.

Von einer sprachlichen Redaktion auszugehen, ist keine Bibelkritik.

Von einer sprachlichen Redaktion auszugehen, ist keine Bibelkritik. Jede Übersetzung ist in gewissem Maß eine sprachliche Redaktion, was etwa daran deutlich wird, wenn alte Maßeinheiten in manchen neueren Übersetzungen in Meter umgerechnet angegeben werden. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Bearbeitung der inhaltlichen Aussagen. Von einer solchen wird in der kritischen Theologie ausgegangen, wobei man behauptet spätere Redaktoren hätten frühere Schriften im Sinne ihrer eigenen Theologie umgearbeitet.