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Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet

Der Autor, Medien- und Literaturwissenschaftler, bekennt: „Ich mag Fernsehen. Ich mag es, nach Hause zu kommen, den Mantel abzulegen, die Schuhe auszuziehen und zu wissen: Was auch immer du gerade erlebt haben magst, welche Überraschung der Tag gebracht haben mag, nun wartet auf dich das Erwartbare. Es wird dich ablenken von dir selbst. Ich kann mir sicher sein, wenige Meter von mir entfernt, dort, auf der Mattscheibe, wird auch heute wieder ein Haus renoviert, ein Schnitzel gebraten, eine Brust vergrößert …“

Kissler schreibt ironisch am Ende des ersten Kapitels: „Mit diesem Buch will ich eintauchen in den Bilderteich, in dem die saftigsten Köder hängen. Ich will die große Erzählung des Fernsehens in kleine Geschichten teilen, damit ich begreife, was ich sehe.“

Was dann kommt, ist tatsächlich eine „Expedition in die Untiefen deutscher Fernsehkultur“, wie der Verlag im Pressetext formuliert. „Wenn Kerner kuschelt, Klum kichert und Kallwass Krawall macht, dann ist das Fernsehen bei sich.“ Und dann werden die Geschichten vorgeführt und der Leser fragt sich verzweifelt: Ist es wirklich so blöd? Ja, es ist, und es ist kaum beim Lesen zu ertragen. Kissler geht die verschiedenen Fomate durch, eins dümmer und peinlicher als das andere. Das Erschütternde: Es sind immer wenigstens einige Millionen Menschen, die zuschauen.

Alexander Kissler. Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2009 192 S. S. Paperback: 16,95 €. ISBN 978-3-579-06886-2

Der Verfasser hat Recht: „Es kann niemand egal sein, aus welchen Quellen sich ein Welt- und Menschenbild speist, das zur Grundlage unseres Umgangs miteinander geworden ist.“ (S. 13) Im letzten Kapitel „Was zu tun ist“, empfiehlt er: Überprüfen wir unser Pensum, rechnen wir die Zeit zusammen und teilen sie durch zwei. Machen wir dann nach einem Monat die Probe: Verpassen wir etwas, wenn wir den Konsum halbieren? Er geht jede Wette ein: „Wir werden nichts verpassen!“ Und schlägt dann vor: „In einem zweiten Schritt können wir das Pensum noch einmal halbieren.“

Muss man erst dieses Buch lesen um zu wissen, wie das Fernsehen uns verblödet?