ThemenGemeindeleben, Zeitgeist und Bibel

Der bessere Weg. Unsere Antwort auf die Emerging Church-Bewegung

Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist. – Eph 2, 20-22

Die Herbst- und Winterzeit ist die Zeit verschiedensten Viruserkrankungen und Erkältungen. Nun kann ein aggressiver Erkältungsvirus jeden einmal erwischen. Andererseits ist aber ein geschwächtes Immunsystem die beste Voraussetzung für eine entsprechende Ansteckung. Die Schwächung des Immunsystems kann verschiedene Ursachen haben: Mangelnder Schlaf, fehlender Frischluft oder Vitaminmangel bis hin zu fehlender Flüssigkeitszufuhr. Deshalb ist die beste Vorbeugung gegen die Vireninvasion, das Achten auf ein intaktes Immunsystem, ein gesunder und funktionierender Organismus. Nun gilt dies nicht nur für unseren Körper. Wir können dies genauso auf die Gemeinde als den Leib des Christus übertragen.

Werden wir unter den Trümmern eines toten Traditionalismus weggeschwemmt?

Wir brauchen heute den Mut, Bewegungen von der Bibel her zu beurteilen, Gefahren und Verführung beim Namen zu nennen und davor zu warnen. Auch wenn dies nicht mehr in den Zeitgeist der neuen Evangelikalen-Correctness hineinzupassen scheint. Aber es genügt nicht, dass wir nur gegen etwas sind. Zugleich stellt sich die Frage an welchen Stellen unsere Gemeinden von einer geistlichen Immunschwäche erfasst sind, die sie für all diese Verirrungen anfälliger machen. Haben wir der Emerging Church-Bewegung (EC) geistliches Leben entgegenzusetzen oder werden wir unter den Trümmern eines toten Traditionalismus weggeschwemmt? Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur bei der Abgrenzung stehenbleiben, sondern einen besseren Weg aufzeigen.

Paulus spricht in der oben genannten Bibelstelle von der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus der Eckstein ist. Mir dieser Grundlage ist die Autorität der ganzen Heiligen Schrift verbunden. Weiter spricht Paulus von der Gemeinde, die von Christus zusammengefügt als ganzer Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn wächst. Damit geht es um das Wesen und den Auftrag der Gemeinde. Schliesslich werden wir mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist. Das ist die grosse Berufung der Gemeinde. Es geht darum, dass wir als einzelne Gläubige und als örtlich versammelte Gemeinde immer mehr zu Christus hin wachsen und der Bestimmung entsprechen, die er seiner Gemeinde gegeben hat. Je mehr dies in unserem Leben und unseren Gemeinden Wirklichkeit wird, umso mehr werden wir auch über geistliche Abwehrkräfte verfügen. Damit wir vor der geistlichen Immunschwächen bewahrt bleiben, möchte ich einige Punkte nennen, die wir als biblische Alternative der EC entgegenstellen.

1. Die unantastbare Autorität der Heiligen Schrift als unsere Grundlage

In 2Tim 3,16-17 steht: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.

In diesem Vers geht es um die Verbalinspiration der Bibel, ihre Autorität und Irrtumslosigkeit, nicht nur in Heilsfragen, sondern bis in die geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Aussagen hinein. Dabei geht es nicht nur um die wörtliche Inspiration des Alten Testamentes. Dieser Vers umfasst in göttlicher Voraussicht alle neutestamentlichen Bücher, auch wenn manche zum Zeitpunkt seiner Niederschrift noch nicht abgefasst waren. Dies wird in 1Timotheus 5,18 deutlich. Paulus argumentiert dort mit der Schrift und zitiert sowohl aus 2Mose wie auch aus dem Lukasevangelium.

Die Bibel ist in ihren grundlegenden Aussagen so eindeutig, dass jeder Gläubige sie verstehen kann. Wenn wir dem Grundsatz treu bleiben, Bibel mit Bibel auszulegen, brauchen wir auch keine Sorge haben, irgendwo leichtfertig fehl zu gehen. Es ist das grosse Wunder, dass Gott sein Wort in eine bestimmte Zeit und Kultur hineingesprochen hat, aber es trotzdem zeitlos und ewig gültig ist. Ganz unabhängig davon auf welchem kulturellen Hintergrund es verkündigt wird.

Es ist ein großer Fehler,wenn die Kultur nicht mehr imLicht der Bibel beurteilt wird, sondern umgekehrt.

Entscheidend ist aber, wie wir die Bibel lesen. Lesen und verstehen wir die Heilige Schrift nach unseren eigenen Denkweisen und Überzeugungen? Dann wird Vieles relative Ansichtsache bleiben und völlig unterschiedliche Dinge aus der Schrift heraus- oder hineingelesen. Oder sind wir bereit unser Denken von der Heiligen Schrift her verändern zu lassen (Röm 12,2)? Es ist die Bibel selbst, die uns belehren, überführen, zurechtweisen und unterweisen möchte. Nur wenn wir uns in dieser Weise der Schrift unterordnen, werden wir und unsere Gemeinden nach dem Willen des Herrn verändert und zu ihm hin wachsen können. Es ist ein grosser Fehler der EC, dass im Prinzip die Kultur nicht im Licht der Bibel, sondern die Bibel im Licht der jeweiligen Kultur beurteilt wird.

Ich sprach von der geistlichen Immunschwäche. Hier meine ich eine Stelle zu erkennen, an dem wir uns einerseits selbstkritisch als bibeltreue Bewegung hinterfragen, andererseits für ein gesundes geistliches Wachstum unbedingt fördern müssen. Sind wir wirklich bereit uns der Autorität der Heiligen Schrift unterzuordnen, von ihr verändern und prägen zu lassen, oder missbrauchen wir die Bibel nicht auch oft um unsere eigenen Erkenntnisse und theologischen Systeme zu rechtfertigen?

Ich habe die Sorge, dass es heute viel Meister der Schrift gibt aber nur wenige, welche die Schrift ihren Meister sein lassen. Möglicherweise hat die bibeltreue Bewegung auch deshalb einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Es ist nie Schwäche, sondern gelebte Bibeltreue, wenn unsere Erkenntnisse und theologischen Systeme durch die Beschäftigung mit der Bibel verändert werden.

Damit verbunden müssen wir fragen, ob in unseren Gemeinden wirklich Gottes Wort an erster Stelle steht. Oder geht es darum unsere Ansichten und Ideen zu präsentieren? Spüren uns die Geschwister die Ehrfrucht vor Gottes Wort ab? Oder bekommen sie den Eindruck, dass die Bibel für uns nur ein Baukasten ist, um unsere eigenen Ideen daraus zusammenzubasteln? Spurgeon sagte: Wir zittern vor Furcht, falsch zu glauben; und zittern mehr – wenn ihr seid wie ich – vor Frucht uns zu irren und das Wort Gottes falsch zu deuten. Ich glaube, Martin Luther fürchtete sich nicht, dem Teufel persönlich zu begegnen; aber wir haben sein eigenes Bekenntnis, dass ihm die Knie schlotterten, sooft er sich zum Predigen erhob. Er zitterte vor Furcht, dem Wort Gottes nicht treu zu sein. Die ganze Wahrheit zu predigen, ist ein furchterregender Auftrag. Ihr und ich, die wir Botschafter Gottes sind, müssen vor Gottes Wort zittern, nicht mit ihm spielen.

Es soll uns ein Anliegen sein, Menschen zu einem eigenständigen Leben in der Heiligen Schrift zu führen. Dass sie Dinge nicht nur vertreten, weil dies in den Gemeinden so gelehrt oder von uns vertreten wird. Sondern dass sie lernen, die Dinge selbst an Gottes Wort zu prüfen und sie dann aus einer persönlichen Überzeugung und Bindung an die Heilige Schrift nachzuvollziehen. Dazu brauchen wir aber auch die Bereitschaft uns mit Fragen, welchen die Gläubigen haben auseinanderzusetzen. Vielleicht stellen sie Fragen, die uns selbst noch nie gekommen sind. Oder sie stellen Dinge in Frage über die wir uns noch nie Gedanken gemacht haben. Dann dürfen wir dies nicht einfach übergehen. Sondern wir müssen uns selbst mit Gottes Wort auseinanderzusetzen und uns gemeinsam im Ringen unter die Autorität der Heiligen Schrift zu beugen.

Zur geistlichen Auferbauung der Gemeinden gehört auch eine systematische Auslegung der Bibel. Nur so kann die Gemeinde in Gottes Wort gegründet werden. Gott hat uns mit der Bibel nicht ein Überraschungspaket geschenkt, aus dem man mal hier und dort einen Vers herauszieht. Sondern er hat uns ganze Kapitel und Bücher gegeben, die für uns verständlich aufgebaut sind. Deshalb ist für ein gesundes geistliches Leben eine systematische Verkündigung von Gottes Wort wichtig. Dass ganze Bücher in der Bibel fortlaufend ausgelegt werden. Nur so werden die Gläubigen in der biblischen Wahrheit gegründet und wachsen. Wenn wir biblische Abschnitte zusammenhängend verkündigen, werden wir auch dahin geführt, die Dinge so zu betonen wie es die Schrift selbst tut.

Unsere geistliche Immunschwäche hängt auch mit dem Verlust einer fortlaufenden Bibelauslegung zusammen.

Unsere geistliche Immunschwäche hängt auch mit dem Verlust eine systematische und fortlaufende Auslegung der Heiligen Schrift zusammen. Wenn immer nur über diesen und jenen Vers gepredigt wird und interessante Beispielsgeschichten wichtiger sind als der Text selbst, braucht uns eine Unkenntnis der biblischen Lehre und Zusammenhänge nicht zu wundern. In diesem Zusammenhang benötigen wir in der Verkündigung eine hohe Sicht von Gott und Christus und eine biblische Sicht von der Verloren- und Verdorbenheit des Menschen.

2. Ein biblisches Gemeindeverständnis fördern

Ein biblisches Gemeindeverständnis beinhaltet eine klare Sicht vom Wesen und Auftrag der Gemeinde. In der obenstehenden Bibelstelle wird die Gemeinde als heiliger Tempel, eine Behausung Gottes im Geist bezeichnet. Christus ist nicht um der Gemeinde, sondern die Gemeinde um seinetwillen da. Er ist ihr Anfänger und Vollender. Er ist das Haupt, der Oberhirte und der Herr seiner Gemeinde. Es ist nicht unsere sondern seine Gemeinde, die er mit seinem Blut erkauft hat.

Die Gemeinde soll das Wesen annehmen, das Christus für sie bestimmt hat.

Deshalb geht es auch nicht darum, ob die Gemeinde unseren oder den Vorstellungen der Gesellschaft entspricht. Sie ist auch nicht da um all unsere Wünsche und Bedürfnisse abzudecken. Sondern die Gemeinde soll das Wesen annehmen welches Christus für sie bestimmt hat. Nur so kann sie eine geistlicher Tempel und ein Ort der Anbetung und Gegenwart Gottes werden. Paulus rang darum, die Gemeinde als eine reine Braut Christus zuzuführen (2Kor 11,3). Deshalb bezeichnet er die Gemeinde auch als Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit (1Tim 3,15).

Im Alten Testament waren die Stiftshütte und der Tempel der Ort der Gegenwart und Anbetung Gottes. Die Stiftshütte wurde Mose bis in die Details hinein von seinem Herrn geoffenbart. Nur so konnte ein Ort entstehen, an welchem der lebendigen Gott in der ihm entsprechenden Weise angebetet und ihm gedient werden konnte. Es war Moses Grösse, dass er alles genau so tat wie es ihm der Herr geboten hatte (2Mo 40). Wohin das Volk kam, als es sich einen Ort der Anbetung Gottes nach den eigenen Vorstellungen machte, wird mit dem Tanz um das goldene Kalb deutlich (2Mo 32). Darum ist es so wichtig uns mit dem zu beschäftigen, was uns die Bibel über die Berufung, das Wesen, den Auftrag und das Ziel der Gemeinde von Jesus sagt. Und es braucht die Bereitschaft uns nicht von irgendwo, sondern von Gottes Wort her korrigieren zu lassen.

Die Gemeinde benötigen heute feste biblische Grundüberzeugungen. Aber darüber dürfen wir nicht für die eigenen Defizite blind werden. Manche Gemeinden stecken in der Laodiceafalle. Mit anderen Worten: Diese Gemeinden sind sehr von sich selbst überzeugt, meinen dass bei ihnen alles stimmt und so ist wie es sein sollte. Dadurch stehen sie in der grossen Gefahr geistlich zu erstarren und in eine tote Rechtgläubigkeit zu verfallen. Gemeinden die sich dagegen von der Bibel her hinterfragen, geistliche Defizite erkennen und ihr Gemeindeverständnis auf Grund der Heiligen Schrift formen lassen, werden neu belebt und wachsen zu Christus hin. Wir dürfen uns nicht selbstzufriedener zurücklehnen, sondern brauchen die Bereitschaft unsere Gemeinden von Gottes Wort verändern und prägen zu lassen. Wie viel sagt uns die Bibel beispielsweise auch über den Umgang der Gläubigen untereinander und das Zusammenwirken der Glieder am Leib Christus.

In diesem Zusammenhang geht es auch um die Berufung der Gemeinde. Obwohl wir heute einen klaren Auftrag haben liegt unsere eigentliche Berufung in der Zukunft. Paulus spricht davon, dass unsere Heimat im Himmel ist (Phil 3,20). Wir soll auf das was droben ist ausgerichtet sein (Kol 3,1-3). Erst mit der Vollendung der Gemeinde wird unser verborgenes Leben mit Christus offenbar werden. Unser Hauptauftrag nach aussen ist heute die Verkündigung des Evangeliums (Mt 28,19-20). Damit Menschen errettet werden uns als wahre Anbeter Gottes zu der bluterkauften Gemeinde hinzukommen. In der Kirchengeschichte sehen wir, wie im Kielwasser der Evangeliumsverkündigung sich soziale Missstände verändert haben. Hoffnungszeichen des Neuen gesetzt wurden. Aber es kann niemals unser Ziel sein, eine besser Gesellschaft oder Weltordnung zu schaffen. In 1Petrus 1,1 werden wir Fremdlingen genannt. Das bedeutet: Als Gast unter einem fremden Volk leben, nicht integrierbar zu sein, einfach nicht dazugehören. Wir leben in unserer Gesellschaft, lieben die Menschen und verkündigen das Evangelium. Wir beten auch für die Regierungen. Aber wir gehören einem anderen Herrn. Ihm zu dienen, ihn zu verherrlichen ist wichtiger wie das Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung. Die Gemeinde soll ein echtes Alternativprogramm für die verlorene Menschheit darstellen und nicht in der Gesellschaft aufzugehen. Je mehr die Gemeinde die Heiligkeit und das Wesen Christus verkörpert, umso mehr wird sie zu einem Kontrastprogramm, sogar zu einem Fremdkörper in einer gottlosen Umgebung werden (vgl. 1Petr 4,4).

3. Die Übereinstimmung von Lehre und Leben

Die EC legt viel Wert auf praktisches Leben. Leider wird dies gegen eine klare Evangeliumsverkündigung ausgespielt und zuwenig die geistlichen Voraussetzungen für ein verändertes Leben gesehen. Aber das ist auch eine Herausforderung. Gesunde biblische Lehre ist die Voraussetzung für jedes geistliche Wachstum. Aber bleiben wir nur bei Lehrfragen stehen oder wird unser Leben auch durch Gottes Wort verändert? Die Frucht des Geistes ist (Gal 5,22) Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Die Bibel spricht hier nicht von angeborenen Charaktereigenschaften. Geistesfrucht können wir uns auch nicht durch psychotherapeutische Methoden antrainieren. Sondern es geht um das, was Christus in einem Leben verändert hat. Wird an uns ein von Christus veränderter Charakter sichtbar? Können andere Menschen etwas von der Frucht des Geistes erkennen? Oder diskutieren wir ständig über alle möglichen Lehrfragen, aber verunehren Christus und sein Wort durch unsere sündigen Eigenarten?

Es gibt ein Ziel, welches der Herr mit jedem seiner Kinder verfolgt (Röm 8,29): Wir sind vorherbestimmt dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. In der Vollendung wird einmal an uns nichts anderes mehr wie der Charakter unseres Herrn Jesus sichtbar sein. In Römer 6, 17 steht, dass wir durch die Wiedergeburt, wie flüssiges Metall, in die Form der Lehre hineingegossen werden. Durch das Wort Gottes möchte uns der Herr mehr und mehr in sein Bild umgestalten. Ist diese Auswirkung in unserem Leben erkennbar? In der Ehe, Familie, im Umgang mit den Glaubensgeschwistern, den Nachbarn und Arbeitskollegen? Oder gleichen wir mechanischen Robotern, die mit Richtigkeiten programmiert sind aber an denen kein Stück gelebter Christusähnlichkeit sichtbar wird? Die Prägung eines geistlichen Charakters ist ein zentrales Thema im Neuen Testament. Jeder Brief kommt in irgendeiner Weise darauf zu sprechen.

Ist in unserem praktischen Leben überhaupt noch ein Unterschied zur gottlosen Gesellschaft sichtbar? Oder werden wir genauso vom Streben nach Reichtum, Karriere, Anerkennung, nach Hochmut und Stolz wie alle anderen bestimmen? Nun stecken wir in der Finanzkrise und niemand weiss wie sich das Ganze noch entwickelt. Waren wir Gläubige auch von der Jagd nach höheren Zinsen und Renditen bestimmt und sind wir jetzt nur noch am schimpfen, zittern und sorgen um unser Vermögen? Oder können die Leute erkennen, dass wir einen anderen Lebensinhalt, ein anderes Lebensziel und eine andere Zukunftshoffnung haben?

Die Gemeinden brauchen heute geistliche Vorbilder. Menschen, in deren Leben etwas von der verändernden Gnade Gottes sichtbar wird. Besonders die junge Generation benötigt Vorbilder, an denen sie sehen kann, was es bedeutet Christus über alle Lebensbereiche Herrn sein zu lassen. Wir können die Lehre nicht gegen das praktische Leben und umgekehrt ausspielen. Aber die Übereinstimmung von Lehre und Leben muss uns ein Anliegen sein. Dass durch unsere Leben andere Menschen Heimweh nach Christus bekommen und nicht abgestossen werden.

4. Die Notwendigkeit einer Heilsgeschichtlichen Sichtweise

In der Bibel erkennen wir Gott Heilsplan mit dieser Welt und Menschheit. Und diesen Plan hat der lebendige Gott vor Grundlegung der Welt gefasst. Wir lesen davon in den ersten drei Kapiteln des Epheserbriefes. Den Ältesten von Ephesus konnte Paulus bezeugen, dass er ihnen den ganzen Ratschluss oder Heilsplan Gottes verkündigt hatte (Apg 20,27). Das Ziel dieses Heilsplanes ist die Wiederaufrichtung der durch den Sündenfall verlorengegangenen Königsherrschaft Gottes. Wir finden es in Epheser 1,10: … für die Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten: alles zusammenzufassen indem Christus, das, was in den Himmeln, und das was auf der Erde ist – in ihm.

Das Zentrum von Gottes Heilsplan ist Jesus Christus, sein vollbrachtes Erlösungswerk, seine Erhöhung und Verherrlichung. Alle Linien im Alten Testament laufen auf dieses Zentrum hin. Alle Linien im Neuen Testament kommen von dort her. In der Bibel erkennen wir verschiedene Etappen, oder Zeitalter in Gottes Heilsplan. Zu allen Zeiten bleibt Gott derselbe. Aber er handelt nicht immer gleich. Sondern so wie es seinem vollkommenen Plan und Absichten entspricht. Damit wir nicht zu Schwärmern werden, müssen wir die verschiedenen heilsgeschichtlichen Etappen unterscheiden.

Wir leben zwischen Pfingsten und der Entrückung in der Zeit der Gemeinde. Was sind die beiden Hauptmerkmale dieses Zeitalters? Zum einen geht es um Gottes Wegführung mit Israel. Paulus zeigt in Römer 9-11, dass Israel nach wie vor Gottes auserwähltes Volk ist. Aber in der Zeit der Gemeinde, oder Zeit der Gnade, wird Israel vom Hauptgleis der Heilsgeschichte auf das Nebengleis gestellt. Gottes Verheissung für Israel sind deshalb nicht aufgehoben, sondern nur für einige Zeit aufgeschoben. Und am Ende dieser Etappe wird das Land und Volk Israel auf das Hauptgleis der Weltgeschichte zurückgeholt. Dann werden sich nach der Wiederkunft von Jesus im Tausendjährigen Reich alle noch ausstehenden Verheissungen für Israel erfüllen.

Das zweite Hauptmerkmal ist mit dem ersten verbunden. Während Israel auf dem Nebengleis von Gottes Handeln steht, sammelt Christus seine bluterkaufte Gemeinde aus Juden und Heiden. Davon spricht Paulus in Römer 9-11 und Epheser 2-3. In den neutestamentlichen Briefen wird die wichtige Stellung der bluterkaufte Gemeinde in Gottes Heilsplan deutlich.

Was den Bau und die Sammlung der Gemeinde betrifft, sind zwei Dinge in der heilsgeschichtlichen Schau zu beachten. Einmal werden durch die Verkündigung des Evangeliums Menschen zur Gemeinde von Jesus hinzugerufen, bis die Vollzahl aus den Nationen eingegangen ist (Röm 11,25). Dann wird die Gemeinde entrückt und vollendet werden. Unsere Hoffnung für die Menschheit ist aber nicht ein Weltchristianisierung sondern der wiederkommende Herr. Davon lesen wir in den Endzeitreden von Jesus, in den Thessalonicherbriefen und auch in der Offenbarung. Deshalb ist die Wiederkunft von Jesus eines der wichtigsten Themen im Neuen Testament. Der wiederkommende Herr wird die Völker richten und die Missstände und alle Probleme welche die gottlose Menschheit nach sich zieht, lösen. Israel wird errettet und wieder zum Zentrum von Gottes Handeln werden. Diese Erde wird noch einmal aufblühen, weil Christus regiert und der Satan für tausend Jahre gebunden wird.

Ein Zweites gilt es für das Gemeindezeitalter zu beachten. Bis zur Entrückung werden Menschen zur Gemeinde hinzugefügt. Am Ende des Gemeindezeitalters wird aber nicht ein weltweite Erweckung oder der Siegeszug eines triumphierenden Christentums stehen, sondern das Ausreifen ds Bösen und der Gottlosigkeit. Matthäus 24, 12 spricht von dem Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit. Es muss der grosse Abfall kommen, welcher der das Auftreten des Menschen der Gesetzlosigkeit vorbereitet (2Thes 2). Im Bezug auf die letzte Wegstrecke der Gemeinde haben deshalb Christus und die Apostel eindringlich vor frommer Verführung und der Zersetzung des Glaubens gewarnt. Die Gemeinde wird nicht die Welt verändern, sondern sie wird durch massive Verführung und Anfeindung gehen.

In Europa und in den USA werden bewusst die letzten christlichen Grundwerte zerstört.

Aus diesem Grund ist die Annahme Schwärmerei, dass eine transformierte Gemeinde global die Gesellschaft verändern könnte. Wenn wir die heilsgeschichtliche Sichtweise mit der der EC vergleichen wird deutlich, wie diese beiden Konzepte grösstenteils im Gegensatz zueinander stehen. Es ist offensichtlich wie in Europa und im den USA bewusst die letzten christlichen Grundwerte zerstört und bekämpft werden. Mir ist ein Rätsel, wie man angesichts dieser Entwicklung noch die Illusion haben kann, die Gesellschaft christlich zu transformieren.

Wir dürfen auch nicht Verheissung, die in einem Zusammenhang mit der Wiederkunft Christus, an das Land und Volk Israel gebunden sind einfach auf die Gemeinde von Jesus übertragen. Sonst hängt die Heilsgeschichte schief. Es ist nicht überraschend, dass einem grossen Teil der EC-Vertreter eine heilsgeschichtliche Sicht für die Zukunft Israels fehlt.

Die Wichtigkeit der heilsgeschichtlichen sichtweise steht in 2.Petrus 1,19-20: Und so besitzen wir das prophetische Wort um so fester, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunkeln Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Das grosse Ziel ist nicht Weltverbesserung sonder die Wiederkunft Christus, so wie es unser Herr in Lk 21, 28 gesagt hat: Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor (Kopf hoch!) weil eure Erlösung naht.

5. Ein neuer Gehorsam gegenüber dem Missionsbefehl

In 1.Thessalonicher 4, 16 lesen wir vom Befehlruf der bei der Entrückung der Gemeinde von Jesus erschallen wird. John MacArthur weißt darauf hin, dass hier eigentlich ein militärisches Kommandowort steht. Es geht um den Sammelruf zum Rückmarsch vom Kampfplatz. Mit anderen Worten. Bis der Herr uns vom Kampffeld des Evangeliums zurückruft, haben wir den Auftrag seinem Befehl gehorsam zu sein: Gehet hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium.

Wolfgang Dyck schrieb: Ich weiss, dass ich damit nichts Neues sage. Aber das wäre etwas sensationell Neues, wenn die Christen endlich, anstatt auf ihre Unfähigkeit zu sehen oder auch anstatt nach neuen Methoden, neuer Musik und neuen Wegen Ausschau zu halten, endlich einen neuen Gehorsam praktizieren würden.

Wir haben kein brennendes Herz mehr für die verlorenen Menschen.

Das fehlt uns doch so oft. Wir haben kein brennendes Herz mehr für die verlorenen Menschen. Wir sind viel zu sehr mit uns selbst und unserem frommen Wohlbefinden beschäftigt.

Trotz der zunehmender Finsternis steht über allem dieses Wort (Mt 16,18): Ich werde meine Gemeinde bauen, und die Vorposten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Er hat die Vollmacht! Lasst uns deshalb das Evangelium verkündigen. Wir wollen nicht die Gemeinde zu einem Wohlfühlort für Ungläubige machen. Die Gemeinde soll Christus verherrlichen, seine Heiligkeit widerspiegeln. Aber wir sollen hingehen und das Evangelium bezeugen. Gemeinden mit solch einer Ausrichtung sind weniger gefährdet den verhängnisvollen Lehren der EC auf den Leim zu gehen. Wir haben heute viele missionarische Möglichkeiten. Es gibt viele Gläubige, die ständig über den zunehmenden Einfluss des Islam lamentieren. Aber es sind nur wenige, die hinzugehen um den ausländischen Mitbürgern in Liebe zu begegnen und ihnen das Evangelium zu bezeugen.

Wir wollen das Evangelium den Menschen von heute verständlich erklären. Aber lasst uns darauf achten, dass wir wirklich das Evangelium von Verdammnis und Errettung, Sünde und Vergebung, Gericht und Gnade, Himmel und Hölle und die einzigartigen Bedeutung des Gekreuzigten und Auferstandenen weitergeben. Das es nicht um ein bedürfnisorientiertes Gesäusel geht, eine Art spiritueller Psychotherapie um etwas schöner und angenehmer zu leben. Sondern um die Errettung von verlorenen Menschen und die neuschaffende Kraft der Gnade Gottes. Und lasst uns darauf vertrauen, dass Gottes Wort Kraft und Leben in sich selbst hat. Dazu gehört auch der Blick für den weltweiten Lauf des Evangeliums. Ein Motiv der Missionsbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts war: Weltmission im Blick auf den wiederkommenden Herrn. Dass Menschen gerettet werden und bald die Vollzahl aus allen Nationen eingeht.

Am Anfang sprach ich von einem intakten Immunsystem, einem gesunden Organismus als die beste Vorbeugung gegen Erkältungs- und Grippeerkrankungen. Wir müssen einerseits klar vor Verführung und falschen Entwicklungen warnen. Aber auf der anderen Seite brauchen wir die Alternativen von Gemeinden, die nicht in toten Formen und theoretischer Rechtgläubigkeit erstarren, sondern die auf der Grundlage von Gottes Wort stehen, leben und handeln und zu Christus hin wachsen.