ThemenThemen der Bibel

Gott spricht heute

Mit der Feststellung, dass Gott heute noch spricht, verbindet sich immer die Frage, wie er dies tut. Zwei Beispiele führen uns zum Kern dieser Fragestellung. Das erste stammt aus einem Buch von John MacArthur. Ein junger Mann betet während er mit einer Frau spazierengeht:

„Herr wenn sie sich mit mir auf diese Bank setzt, dann soll das dein Zeichen sein, dass Du willst, dass ich sie heirate!“ Die Bank war frisch gestrichen, die Ehe kam nicht zustande.1 

Ein zweites Beispiel: Ein Bibelschüler leitete eine Bibelfreizeit. Nach einigen Tagen kam ein junges Mädchen in die Seelsorge. Schließlich breitete sie ihr Anliegen aus. Der Herr habe ihr gezeigt, dass er ihr Mann werden wird. Aber damit noch nicht genug. Kurze Zeit später wollte eine zweite Teilnehmerin ein seelsorgerliches Gespräch. Seltsamerweise hatte auch ihr der Herr gezeigt, dass sie diesen Bibelschüler heiraten soll.

Damit sind wir nicht nur mitten in unserem Thema, sondern auch in der ganzen Problematik, die damit zusammenhängt. Auf der einen Seite haben wir es heute mit schwärmerischen Einflüssen zu tun. Man meint das Reden Gottes durch Visionen, Stimmen und Träume zu vernehmen. Oder man verwechselt eigene Vorstellungen, Wünsche und Gefühle mit dem Reden Gottes. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch nicht einem toten, orthodoxen Dogmatismus erliegen, der sich nur auf theoretisches Wissen und theologische Lehrsätze abstützt. Zweifelsohne spricht Gott auch noch heute ganz konkret und ganz persönlich. Die Frage dabei ist nur, wie dieses Reden Gottes im Einklang mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift aussieht.

Damit sind wir schon bei der Grundlage, dem Hauptmittel und dem absoluten Maßstab, wenn es um Gottes Reden geht. Gottes Reden heute geschieht auf der Grundlage von Gottes Wort. Die Heilige Schrift ist zugleich das Hauptmittel, durch welches Gott zu uns spricht, wie auch der absolute Maßstab, an welchem wir alles angebliche Reden Gottes messen müssen.

1. Gottes Reden durch die HeiligeSchrift

Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in mei- nem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

Johannes 8,31-32

In Eph 2,20 steht: Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. Paulus spricht von dem Fundament, auf welchem die Gemeinde aufgebaut wird. Der Eckstein ist Christus, das Fundament besteht aus den Aposteln und Propheten. Wichtig ist hier die Reihenfolge. Zuerst kommen die Apostel und an zweiter Stelle die Propheten. Deshalb handelt es sich hier möglicherweise nicht nur um die alttestamentlichen, sondern die neutestamentlichen Propheten. Solche Propheten begegnen uns beispielsweise in der Apostelgeschichte mit dem Prophet Agabus (Apg 11,27) und in Kapitel 15,32 werden Judas und Silas als Propheten genannt. Diese Propheten hatten in den Gemeinden bestimmte Aufgaben solange der Kanon der Bibel, die ganze Heilige Schrift, noch nicht vorlag und abgeschlossen war.

Es fehlten ja noch die meisten Bücher und Briefe des Neuen Testamentes. Aus diesem Grund redete Gott damals direkt durch von ihm berufene und bestätigte Propheten sein Wort in die Situationen der ersten Gemeinden hinein. Der 1.Korintherbrief gehört zu den frühen Briefen des Paulus vor seiner langen Haftzeit in Cäsarea. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass wir in diesem Brief Weissagung und prophetisches Reden als Gottes Gaben an die Gemeinden finden (vgl. 1.Kor 12,10; 13,3 etc.). Ich möchte dies einmal Weissagung oder prophetischen Reden ersten Grades nennen. Unser Herr sprach dadurch ganz gezielt in die Situation der Gemeinde hinein. Aber schon in 1.Kor 13,8-10 spricht Paulus davon, dass mit dem Kommen des Vollkommenen die Weissagung aufhören wird.

Nun beziehen manche das Vollkommene auf die Herrlichkeit. Der griechische Begriff für das Vollkommene (téleion), welches Paulus in 1.Kor 13 verwendet, wird an verschiedenen Stellen im Neuen Testament gebraucht, aber niemals auf die kommende Herrlichkeit bezogen. Dies hat sowohl Benedikt Peters2 in einer Begriffsstudie nachgewiesen, als auch Bert Ott3 in einer Studie über 1.Kor 13. Aus dem Textzusammenhang kann das Vollkommene auf den Abschluss des Wortes Gottes und damit des biblischen Kanons bezogen werden. Die Weissagung und das prophetische Reden ersten Grades, hat damit mit dem Vorliegen der abgeschlossenen Heiligen Schrift aufgehört. Aus diesem Grund gehören die neutestamentlichen Propheten mit zu dem einmalig gelegten Fundament, auf welches wir aufgebaut sind und werden. Das Hauptmittel, durch welches unser Herr heute redet, ist deshalb sein Wort, wie es in der Bibel aufgeschrieben ist.

Selbst zu der Zeit, in welcher Gott noch auf vielfältige Weise zu den Vätern geredet hat (Hebr 1,1), war das Wort Gottes immer die höchste Stufe der göttlichen Offenbarung und nicht etwa eine minderwertige, so wie das heute oft in schwärmerischen Bewegungen dargestellt wird. Deshalb sagt Gott durch den Propheten Jeremia (Jer 23,28): Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Die Christen, welche sich ganz einfach an die Bibel halten, sind eben nicht die armen kleinen Würstchen, im Gegensatz zu den „hochgeistlich getunten Überchristen“, mit denen der Herr angeblich nur noch durch Träume, Visionen und Ähnliches spricht. Es ist genau umgekehrt. Das geoffenbarte Wort Gottes ist die höchste und nicht etwa eine minderwertige Offenbarungsstufe. Wie erwähnt hat die direkte Prophetie, mit der unser Herr sein Wort unmittelbar in die Situation der ersten Gemeinden hineinsprach, mit dem Abschluss des biblischen Kanons aufgehört. Ich nannte dies Prophetie oder Weissagung ersten Grades.

Trotzdem gibt es heute immer noch prophetisches Reden, wenn auch in einer anderen Art. Ich möchte es prophetisches Reden zweiten Grades nennen. Das kann in einer Predigt oder auch in der Seelsorge geschehen. Jemand sitzt unter einer Verkündigung und wird durch die Auslegung von Gottes Wort so getroffen, dass er sich überlegt, woher der Verkündiger diese Dinge aus seinem Leben wusste. Aber der Verkündiger hat dies nicht durch eine Vision, innere Bilder oder sonst irgendwelche schwärmerische Methoden erkannt. Er ist sich dessen vielleicht nicht einmal bewusst. Sondern er hat betend über dem Bibeltext in seiner Vorbereitung gerungen. Und der Herr schenkte es, dass er genau in eine Lebenssituation das Wort Gottes hineinspricht. Dasselbe gilt für die Seelsorge. Gott gebraucht den Seelsorger, um sein Wort in die Situation des Ratsuchenden hineinzusprechen. Eben ohne Visionen, innere Bilder, Zungenreden oder andere fragwürdige Methoden, sondern indem der Seelsorger innerlich in der Abhängigkeit von seinem Herrn um die richtigen Worte und die nötige Weisheit ringt.

In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass ein ganzer Teildes Dienstes der alttestamentlichen Propheten nicht aus ständig neuen Visionen und Offenbarungen bestand. Und dies zu einerZeit, als der Herr zweifelsohne noch durch Prophetie ersten Grades sprach undsein Wort auch fortlaufend durch seine Knechte uns Menschen offenbarte. Auch schon damals bestand einganzer Teil des prophetischen Dienstes darin, dass die Propheten das Wort Gottes, welches schon geoffenbart war, unter der Leitung des Geistes Gottes auf die aktuelle Situation anwandten und in dieselbe hineinsprachen. Beispielsweise aufgrund der schon geoffenbarten fünf Bücher Moses das Volk zur Umkehr riefen.

Mit der Fertigstellung des biblischen Kanons hat das direkte Reden Gottes in apostolischer und prophetischer Autorität aufgehört, also die Prophetie ersten Grades. Aber Gott spricht auch heute durch die Anwendung seines geoffenbarten Wortes direkt in die Lebenssituationen einzelner Menschen hinein, die Prophetie zweiten Grades. Benedikt Peters spricht in diesem Zusammenhang von der Offenbarung von Gottes Wort, welche mit dem Abschluss der Bibel aufhörte. Im Unterschied zu der Erleuchtung durch das Wort Gottes, die wir heute bekommen können und benötigen.

a) Gottes Reden durch die Beschäftigung mit seinem Wort

Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.

Johannes 6,63

Damit Gott durch sein Wort mit uns sprechen kann, müssen wir uns die Zeit nehmen, Gottes Wort zu lesen, zu studieren und betend über der Bibel nachzusinnen. Vielleicht klingt das jetzt alles zu einfach, weil uns das ja sowieso bekannt ist. Aber genau darin liegt heute ein Problem.

Auch in so genannten bibeltreuen Kreisen und Gemeinden kommt zu einem ganzen Teil die persönliche Stille über der Bibel viel zu kurz. Oft beschäftigt man sich mit so vielen Themen und auch guten Bücher, für die wir eigentlich dankbar sein können, aber man vernachlässigt darüber das Wichtigste, die persönliche Beschäftigung mit der Bibel. Oder man lebt nur mit einzelnen Bibelversen und kurzen Textabschnitten aus den täglichen Losungen oder dem Kalenderzettel. Das ist sicher besser, als gar nichts zu lesen. Aber es genügt nicht, um geistlich verändert zu werden und wachsen zu können. Dazu braucht es einfach Zeit über der aufgeschlagenen Bibel in welcher wir Gottes Wort fortlaufend lesen und innerlich betend darüber nachsinnen. Diese Zeit ist oft umkämpft und erfordert geistliche Disziplin. Es liegt uns auch viel näher aktiv zu sein, als wirklich vor dem Herrn und seinem Wort still zu werden. Aber hier gibt es keine geistlichen Abkürzungen. Damit Gott durch sein Wort mit uns redet, müssen wir uns wirklich Zeit nehmen. Genauso wie ein gute Kommunikation mit dem Ehepartner Zeit und Aufmerksamkeit benötigt und nicht einfach nebenbei erledigt werden kann. In Ps 1 wird einfruchtbares Leben in einen untrennbaren Zusammenhang mit einem verwurzelt sein in Gottes Wort gestellt.

Nun geht von Gottes Wort immer eine göttliche Kraft aus und unser Denken wird dadurch verändert, ganz gleich ob wir scheinbar einen großen oder nicht so großen Gewinn vom Bibellesen haben. Aber darüber hinaus spricht der Herr durch sein Wort auch in ganz bestimmte Situationen hinein. So wie es in Ps 19,8 steht: Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig und macht den Einfältigen weise.

Vor kurzer Zeit haben mich innerlich verschiedene Dinge bewegt. Manche Fragen beschäftigen einem dann ja abends beim zu Bett gehen und sind auch morgens wieder da. Und so ging ich in die persönliche Stille mit meiner fortlaufenden Bibellesen. Ich habe nicht extra in irgendwelchen Texten gesucht, ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass der Herr jetzt durch den Bibelabschnitt in die Situation hineinredet. Aber genau das war der Fall. Der Herr gab durch sein Wort ganz konkret neuen Trost und Ermutigung. Nicht indem man es hinbiegen musste oder zwischen den Zeilen lesen, wie das manche versuchen. Sondern sowie es dastand hat dieses lebendige wirksame Wort seine Kraft entfaltet.In meiner Bibel gibt es verschiedene Stellen, neben die ein Datum mit einem Stichwort geschrieben ist, als Erinnerung an Gottes Reden durch sein Wort.

Nun muss man aufpassen, dass mit einzelnen Bibelversen kein frommes Orakelspiel getrieben wird, so wie man beispielsweise blind in eine Lostombola hineingreift und dann irgendetwas herauszieht. Diesbezüglich gibt es die tollsten Geschichten in christlichen Kreisen. Ich weiß nicht, ob das wirklich so passiert ist. Aber jemand soll einmal mit der Frage, welche Frau er nun heiraten soll, einfach orakelmäßig seine Bibel aufgeschlagen haben. Und dann las er in Jer 14,1 „die große Dürre“ und deutete das auf eine schlanke Frau. Von solchen willkürlichen Bibelspielen sollten wir die Finger lassen. Oder andere legen dann in einzelne Bibelverse das hinein, was sie sowieso gerne hören möchten. Auf der anderen Seite spricht der Herr aber auch durch einzelne Bibelworte zu uns. Jemand schenkt einem eine Karte mit einem aufgedruckten Bibelvers, möglicherweise ohne sich groß darüber Gedanken zu machen. Und der Herr spricht zu uns durch sein Wort. Er ermutigt, tröstet oder korrigiert  uns ganz konkret durch den Bibelvers, welchen wir in Händenhalten.

Zu dem Reden Gottes gehört auch sein Reden durch das verkündigte Wort Gottes, die Predigt. Nun muss sich jede Verkündigung an der Bibel messen lassen. Kein Prediger kann mehr nach dem Motto auftreten: „Der Herr hat mir gesagt…“ und damit apostolische oder prophetische Autorität für sich beanspruchen. Wie gesagt ist die Offenbarung von Gottes Wort zu Ende. Heute geht es um die Erleuchtung durch Gottes Wort. Aber die große Not liegt in den bibeltreuen Kreisen oft an einem anderen Punkt. Man geht nicht in die Gemeinde oder unter die Verkündigung, damit der Herr zu einem reden kann und man selbst durch Gottes Wort erleuchtet wird. Sondern man ist nur damit beschäftigt, zu beurteilen, ob das eine „gute“ oder „schlechte“ Predigt war, ob sie zu lang oder zu kurz war, ob zu viel oder zu wenig Beispielgeschichten erwähnt wurden und ob die Predigt sich bis in alle Verästelungen mit unseren Vorstellungen und Erkenntnissen deckt. Und man übersieht häufig darüber, dass die göttliche Wahrheit betont wurde und Gott zu mir reden wollte, auch wenn der Verkündiger einige Akzente anders setzte, als wir sie gesetzt hätten. Es geht eben oft nicht um grundlegende Lehrfragen und klare Linienziehungen. Gott möchte durch die Verkündigung seines Wortes reden, Glauben schenken und stärken, so wie es in Röm 10,17 steht: Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Gottes. Und wie oft wird dieses Reden Gottes von vornherein gestört und zerstört, weil man im Prinzip in einer völlig verkehrten inneren Haltung unter das Wort Gottes kommt. Es geht nicht mehr nach dem Motto: „Rede Herr, den dein Knecht hört“, sondern: „Mal sehen, ob der da vorne so redet, wie ich es gerne hätte“. In Ps 119,18 haben wir das Gebet: Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz. Wenn wir um diese Haltung ringen, dann erfahren wir auch heute, wie der Herr durch sein Wort redet, über der aufgeschlagenen Bibel und unter der Verkündigung.

b) Gottes Reden durch einen veränderten Sinn, eine veränderte Wahrnehmung und Denkweise

Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige undVollkommene.

Römer 12,1

Mit Gottes Reden durch einen veränderten Sinn, eine veränderte Wahrnehmung, meine ich, dass unser Sinn, unsere Wahrnehmung oder unsere Denkweise, mehr und mehr von Gottes Wort her verändert und geprägt wird. Wenn dies der Fall ist, spricht der Herr auch im Alltag zu uns, im Sinn von Führung, von Überlegen was gut und richtig ist, weil unsere Denkweise mehr und mehr seinem Wort entspricht.

Jetzt könnte man meinen, dass dies schon unter Punkt a) erledigt wäre. Aber ich habe diese Veränderung unseres Sinnes bewusst als einen extra Unterpunkt herausgehoben. Wir haben heute das Problem, dass in bibeltreuen und konservativen Kreisen oft viel theoretisches Wissen über biblische Wahrheiten da ist, aber trotzdem viel nach dem natürlichen Sinn und der Denkweise des von Gottes Wort unerleuchteten Menschen gedacht, geredet und gehandelt wird. Das Problem liegt darin, dass trotz aller Lehre unsere Denk- und Verhaltensweise in Wirklichkeit mehr vom gesellschaftlichen Umfeld als von der Bibel selbst geprägt ist. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Man stimmt theoretisch der biblischen Sicht von Mann, Frau und Familie zu, aber in der Praxis fühlt sich manche Frau als „nur“ Hausfrau und Mutter minderwertig und geht einer Berufstätigkeit nach, um sich selbst zu verwirklichen, selbst wenn das auf Kosten der Familie geschieht.

Es ist ein großer Unterschied, ob wir die Bibel durch unsere Brille lesen und danach sortieren und einordnen, oder ob wir bildlich gesprochen unsere Brille von der Bibel her verändern und korrigieren lassen. Je mehr unsere Denkweise und unsere Wahrnehmung von Gottes Wort her verändert und geprägt werden, umso mehr werden wir auch sein Reden in dem Sinn erfahren, dass er uns führt und leitet. Ich möchte hier Fritz Binde zitieren, der vor seiner Bekehrung ein gebildeter und begabter Führer der Arbeiterbewegung war und die Menschen für den Sozialismus begeistern konnte. Erschrieb:

„Früher suchte ich in tausend Büchern und vernachlässigte das eine [die Bibel, Anm. d. Verf.]; seitdem ich aber in dem einen alles gefunden, vernachlässige ich ohne Verlust die tausend. Es bleibt mir auch immer eine unbereubare Tat, daß ich nach meiner Bekehrung, nämlich nach Unterordnung meines Denkens unter die Bibel – als ich aus dem Wort der Wahrheit gezeugt wurde (Jak 1,18) – nahezu einhalbes Jahrzehnt nichts wesentlich anderes als die Bibel selbst las. Ihre mir sich öffnende Fülle nahm mich derart hin, daß ich keine anderen Schätze der Weisheit und Erkenntnis mehr begehrte als die, die in der Bibel, in Christus sind. Ich wollte mir aber auch das Quellwasser aus Gottes Brünnlein derart gründlich durch den Kopf laufen lassen, daß es alles wegspülen sollte, was sich da von früher her an Menschenweisheit festgesetzt hatte. Ich wollte eben göttliches Denken gegen menschliches vertauschen und habe diesen Tausch nie bereut; denn nur so lernt man freudig glauben und fröhlich seines Glaubens leben.“4

Das Wort Gottes ist das Mittel, welches unsere Denkweise verändern möchte. Deshalb steht in Ps 1 über den Menschen, der wie ein Baum an Wasserbächen gepflanzt ist und Frucht für seinen Herrn bringt: Sondern seine Lust hat am  Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht. Hier kann man auch übersetzen: Der sein Gesetz wiederkaut Tag und Nacht. Er verarbeitet es innerlich und lässt sein Denken, seinen Sinn und seine Wahrnehmung dadurch verändern. Nun sind beispielsweise Sorgen ein Bestandteil unseres Lebens. Auch als Nachfolger Jesu können uns Sorgen immer wieder umstricken. Jetzt kann ich einerseits irgendwelche Bibelverse zitieren und mir auf der anderen Seite sagen, dass dies nicht weiterhilft und eben nach der natürlichen Denkweise um die Sorgen kreisen und versuche damit selbst fertig zu werden. Oder es kann mir ein Anliegen werden, dass meine Denkweise und mein Sinn, wie ich mit den Sorgen umgehe, durch das Wort Gottes verändert werden. Dies ist ein willentlicher Prozess und geht über unseren aktiven Verstand. Es gibt so viele große und kleine Bereiche unseres Lebens, in denen wir trotz aller biblischen Lehre immer noch nach dem natürlichen Sinn und der damit verbundenen Denkweise funktionieren. Je mehr dies aber von Gottes Wort verändert wird, umso mehr werden wir auch erfahren, wie der Herr in unserem Alltag redet. So erkennen wir, was sein Wille ist, das ihm Wohlgefällige.

2. Gottes Reden durch das Gewissen

Denn wenn die Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Sie bewiesen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen – an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Jesus Christus.

Römer 2,14-16

Paulus spricht im Röm 2,15 von dem Zeugnis des Gewissens und damit verbunden vom Zeugnis der Gedanken, welche die Menschen anklagen oder entschuldigen, die das Evangelium nicht kennen. Gott hat mit dem Gewissen dem Menschen ein Warnsystem in Bezug auf Gut und Böse geschenkt, durch welches er spricht.

Natürlich kann ein Gewissen verändert und falsch geprägt werden. Es kann sogar regelrecht betäubt sein. Wer immer gegen sein Gewissen handelt, der merkt dies am Ende gar nicht mehr. So als wenn man es sich angewöhnen würde bei Rot über die Ampel zu fahren. Vorausgesetzt es geht gut, würde am Anfang der Puls sicher noch höher sein, als nach dem zehnten oder zwanzigsten Mal. Deshalb spricht Paulus in 1.Tim 4,2 von denen, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Ein Brandmal ist eine Stelle auf der Haut, die durch eine Verbrennung gefühls- und schmerzunempfindlich wurde. Diese Menschen (1.Tim 4,2) hängen den Lehren von Dämonen an, handeln gegen Gottes Wort und haben sich so daran gewöhnt, dass sie es gar nicht mehr merken. Ihr Gewissen reagiert nicht mehr.

Paulus spricht deshalb an verschiedenen Stellen davon, dass es für ihn zum Wichtigsten in seiner Nachfolge und seinem Dienst zählt, ein reines Gewissen vor Gott und Menschen zu bewahren und niemals etwas zu tun, was gegen sein Gewissen geht. Aus diesem Grund schreibt er im Zusammenhang mit den Gewissensfragen, in welchen uns das Wort Gottes einen Handlungsfreiraum läßt (Röm 14,23): Wer aber zweifelt, wenn er ißt, der ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut, alles aber was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.

Deshalb sollen wir nie gegen unser Gewissen handeln und wenn wir dagegen gehandelt haben, wirklich Buße darüber tun. Sonst wird dieses Warnsystem oder Prüfinstrument, welches Gott uns gegeben hat und durch das er auch redet, beschädigt. Wir dürfen auch nicht einen anderen Menschen dazu bringen, gegen sein Gewissen zu handeln. Wenn ich beispielsweise selbst die Freiheit habe, den Wehrdienst abzuleisten, dann ist dies gut. Wenn aber ein anderer Gläubiger um seines Gewissenswillen den Dienst an der Waffe verweigert, habe ich dies zu respektieren.

Nun ist für den Gläubigen das Wichtigste, dass sein Gewissen von Gottes Wort her geprägt und verändert wird. Dies hängt ganz eng mit dem zusammen, was ich vorhin über die erneuerte Denkweise sagte. Der letzte Maßstab oder die Eichung für das Gewissen ist immer Gottes Wort und nicht nur das Gewissen an für sich. Heute haben viele Christen in falscher Weise ein zu weites Gewissen. Man tut Dinge, obwohl sie den Herrn verunehren und im Gegensatz zu seinem Wort stehen. Es gibt aber auch Gläubige, die menschlich geknechtet wurden und deshalb ein zu enges Gewissen haben. Dann geht es nicht darum, einfach das Gewissen zu überfahren und zu vergewaltigen, sondern darum, dass das Gewissen durch Gottes Wort und Geist verändert wird. So spricht Gott auch durch unser Gewissen im Alltag. Nicht in dem Sinn, dass wir bei jeder kleinen Entscheidung überlegen müssen, ob dies richtig oder falsch ist. Sondern wenn wir mit unserem Herrn leben, dann wird im richtigen Moment auch das Gewissen anschlagen oder unsbestätigen.

In diesem Zusammenhang kann Gott auch mit uns reden, indem er uns den inneren Frieden und Ruhe über Fragen und Entscheidungen schenkt. So wie Paulus es in Phil 4,6-7 schreibt: Seid um nichts besorgt, sondern lasst in allem durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus. Auf der einen Seite müssen wir lernen, ganz auf Gottes Wort zu bauen auch entgegen unserer Gefühle. Auf der anderen Seite ist der Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt aber auch eine Realität, die der Herr seinen Kindern schenken möchte. Man betet für eine anstehende Entscheidung, die zu treffen ist. Und man erfährt, wie der Herr einen darüber ruhig werden lässt, entweder das Eine zu tun oder zu lassen. Beispielsweise geht es um eine größere Anschaffung und man ist sich nicht im Klaren, ob man sie tätigen soll oder nicht. Der Herr kann einem darüber den Frieden schenken oder auch Unruhe, um davon Abstand zunehmen.

3. Gottes Reden durch andere Menschen

Der Weg des Narren erscheint in seinen eigenen Augen recht, der Weise aber hört auf Rat.

Sprüche12,15

Das Buch der Sprüche redet davon, wie wichtig es ist, auf Weisheit und Rat zu hören. Daran können wir erkennen, wie Gott auch die Glaubensgeschwister gebraucht, um zu uns zu reden. So konnte Paulus, der schon rund 15 Jahre um seineeigentliche Berufung wusste, warten bis ihn die Gemeinde in Antiochien einmütig unter der Leitung desHeiligen Geistes aussandte (Apg 13,1-3). Der Herr gebrauchte die Geschwister, um den richtigen Zeitpunkt für den Beginn des eigentlichen Lebensauftrages desPaulus festzulegen. In Apg 19,30hielten die Brüder Paulus bei dem Aufruhr in Ephesus zurück, als er unter das Volk wollte. Und Paulus nahm das an und ging nicht einfach mit dem Kopf durch die Wand.

Ein Zeichen dafür, dass der Christ göttliche Weisheit hat, ist, dass er sich raten lässt. Dazu kann der Herr auch Geschwister und Menschen brauchen, von denen wir vielleicht keine so hohe Meinung haben, so nach dem Motto: „Von dem oder der brauche ich mir nichts sagen zu lassen.“ Vergessen wir nicht, dass der Herr zu Bileam sogar durch einen Esel sprach. Und wenn wir so selbstsicher und eingebildet sind, dann sagt dies nach den Sprüchen viel mehr über unsere eigene Narrheit als über die Geistlichkeit der Glaubensgeschwister aus. Gott redet auch durch die Glaubensgeschwister zu uns.

Manchmal redet der Herr sogar durch ungläubige Menschen mit uns. Der große Glaubenskönig Josia wurde am Ende seines Lebens nicht durch einen Propheten gewarnt, sondern durch den ungläubigen, heidnischen Pharao Necho (2.Chr 35,22). Und er hörte nicht auf diese Warnung, welche aus dem Mund Gottes kam.

In der Bibel haben wir auch Beispiele, wie das Reden Gottes durch andere Menschen und die Wegführung durch den Herrn zusammentrafen. In 4.Mo 13,1 lesen wir, wie der Herr Mose den Auftrag gab, die 12 Kundschafter ins Land Kanaan zu senden. In 5.Mo 1,22 steht dagegen, wie das Volk Mose um die Aussendung von Kundschaftern bat. Gottes persönliche Wegführung und sein Reden durch andere Menschen ergänzen sich hier.

In Apg 15,2 wird berichtet, wie die Gemeinde in Antiochien Paulus, Barnabas und einige andere Brüder wegen der Frage nach der Beschneidung nach Jerusalem sandten. In Gal 2,1 zog Paulus mit Barnabas dagegen einer Offenbarung zufolge nach Jerusalem. Auch hier treffen Gottes Reden durch die Geschwister und die persönliche Wegführung zusammen. Unser Herr spricht auch durch die Geschwister zu uns, manchmal sogar durch ungläubige Menschen, z.B. durch einen Arzt, der uns den Rat gibt, weniger zu arbeiten.

Es gibt aber auch Situationen, in denen wir dem Herrn mehr gehorchen müs- sen als den Menschen. Nicht aus Eigensinn oder Hochmut, sondern um Gottes Willen zu tun. So sahen andere Gläubige auf dem Rückweg von der dritten Missionsreise die Gefangenschaft des Paulus voraus und wollten ihn deshalb von seinem Weg nach Jerusalem abhalten (Apg 21,12). Aber der Apostel wusste, dass die Gefangenschaft sein Weg war und ging konsequent weiter. In Ephesus dagegen hatte er den Rat der Brüder angenommen und sich nicht unter das Volk begeben.

4. Gott Reden durch persönliche Wegführung

Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.

Römer 8,14

Man kann diesen Bibelvers auch so übersetzten: Welche der Geist Gottes führt oder wegbringt, mitnimmt, sanft und ohne Gewalt führt, die sind Söhne Gottes. Durch den Heiligen Geist wohnt Christus in seinen Kindern. Und Gott führt uns auch durch seinen Geist. Nicht im schwärmerischen Sinn mit Träumen, Visionen, Stimmen oder inneren Bildern. Sondern indem er uns in eine bestimmte Richtung lenken kann, wenn es uns darum geht, seinen Willen zu tun und mit ihm zu leben.

Der ersten Missionsreise des Paulus, ging das Reden des Heiligen Geistes voraus und die damit zusammenhängende Aussendung durch die Gemeinde (Apg 13,1-3). Der zweiten Missionsreise, welche genauso Gottes Willen war, lag ein ganz einfacher Entschluss des Paulus zugrunde (Apg 15,36). Auf dieser zweiten Missionsreise lesen wir dann in Apg 16,6-7 wie der Geist Jesu ihnen zweimal die Weiterreise verwehrte. Beide Male versuchte Paulus und Silas in eine andere Richtung vorzustoßen, beide Male wurde ihnen dies vom Heiligen Geist, bzw. dem Geist Jesu verwehrt. So blieb ihnen nur noch der Weg nach Westen offen. Diesen Weg nahmen sie und Paulus bekam dann in Troas das Gesicht, durch welches ihn sein Herr nach Europa rief. Nun gehört dieses Gesicht auch zu dem Apostelamt des Paulus und wir können hier nicht einfach eine Regel für uns ableiten. Aber wir lernen, wie der Herr seine Kinder durch seinen Geist leitet und so mit ihnen spricht. Wir wissen nicht wie die Verweigerung der Weiterreise durch den Heiligen Geist geschah. Waren es Umstände oder andere Dinge, wie z.B. Menschen, die der Herr dazu gebrauchte? Möglicherweise fehlte Paulus und Silas auch der innere Frieden bei dem Versuch in die ersten beiden Richtungen vorzustoßen. Durch was sie der Geist Christi hinderte, müssen wir offen lassen. Aber der Herr hatte sie durch seinen Geist persönlich in die richtige Richtung gelenkt und dadurch mit ihnen geredet. Paulus und Silas war es ein Anliegen, geführt zu werden und nicht einfach den eigenen Willen auf Biegen und Brechen durchzudrücken. Deshalb konnte sie der Herr so führen. Interessanterweise blieben Paulus und Silas auch nicht passiv sitzen, als ihre ersten beiden Vorstöße scheiterten. Sie versuchten es in eine neue Richtung bis sie auf die geöffnete Tür trafen.

Es gibt auch unter Gläubigen oft so eine verkehrte Vorstellung, dass man im Sessel sitzen und Däumchen drehen soll, bis ein Engel vom Himmel kommt oder sonst etwas Außergewöhnliches passiert. Aber Paulus und Silas waren in Bewegung. Ihr größter Wunsch war ihrem Herrn zu dienen. Und so wurden  sie schließlich zu der offenen Tür geführt, durch welche sie ihr Herr gehen lassen wollte. So dürfen wir darauf vertrauen, dass uns der Herr durch seinen Geist persönlich lenkt und führt und auch auf diese Weise mit uns redet. Dazu kann er auch Umstände, Menschen oder andere Dinge gebrauchen.

Vor einigen Jahren erlebte ich dies bei einem Fahrzeugkauf. Ein Auto, welches uns fest vom Händler versprochen war, wurde trotz allen Versprechungen einige Stunden vor meinem Eintreffen zum vereinbarten Kauftermin an einen anderen Kunden verkauft. Natürlich war die Enttäuschung zunächst groß, da wir ja auch für die Anschaffung gebetet hatten. Aber alles führte letztendlich dazu, dass wir ein anderes Fahrzeug bekamen, welches noch viel besser zu der familiären Notwendigkeit passte.

5. Gottes Reden auf außergewöhnliche Weise

Vorhin zitierte ich aus Hebr 1,1 das Reden Gottes zu den Zeiten der Väter auf vielfältige Weise. Es fand seinen Abschluss in dem Reden durch den Sohn am Ende der Tage. In diesem Zusammenhang erwähnte ich auch, dass die Prophetie ersten Grades oder die Offenbarung des Wortes Gottes vorüber ist.

Wir dürfen aber nicht übersehen, dass unser Herr in außergewöhnlichen Situationen auch heute noch auf außergewöhnliche Weise reden kann. Das ist niemals die Regel und der Gläubige wird vom Geist Gottes immer tiefer in das Wort Gottes hineingeführt. Aber es gibt Situationen, z.B. in der Missionsarbeit oder in islamischen Ländern, in denen Gott auch durch Träume heute noch redet. Ich spreche nicht von Jesuserscheinungen, welche von der Bibel her abzulehnen sind. Es geht um Gottes Reden in außergewöhnlichen Situationen durch Träume.

So berichtete ein Missionar, wie vor Jahren in Bangladesch ein Zauberer auf der Suche nach dem einen wahren Gott war. Er hatte noch nie etwas von Jesus gehört, geschweige denn eine Bibel oder Christen gekannt. Und da träumte er eines Nachts, dass er einige Tagreisen weit zu einem bestimmten Ort gehen sollte. Dort würde man ihm den Weg zu dem wahren Gott zeigen. Er machte sich auf diese Reise und landete auf einer Missionsstation. Dort wurde er durch das Evangelium zum Glauben an Christus geführt.

Auch in Ausnahmesituationen kann der Herr durch besondere Weise zu seinen Kindern reden oder sie stärken. Pfarrer Wilhelm Busch berichtet, wie er unter dem Hitlerregime sich einmal in der Gestapozelle für einige Tage innerlich in völliger Dunkelheit und Verzweiflung befunden hatte. Bis er erlebte, wie Christus in seine Zelle kam. Nicht durch ein Vision oder Erscheinung. Aber plötzlich wusste er, dass der Herr da war und ihn stärkte. Ähnliches haben auch Gläubige in der ehemaligen Sowjetunion erlebt. Gott ist souverän und er kann in Ausnahmesituationen auch noch heute auf besondere Weise reden.

5. Gott Reden steht nie im Gegensatz zu seinem Wort

Nun scheint uns der letzte Punkt vielleicht zu einfach. Aber es ist manchmal schon seltsam, was einem alles als angebliche Wegführung Gottes präsentiert wird. Selbst Dinge, die im klaren Gegensatz zu Gottes Wort stehen. Beispielsweise der angebliche Auftrag einen Ungläubigen zu ehelichen, oder sich scheiden zu lassen und eine andere Frau zu heiraten.

Gott spricht nie im Gegensatz zu seinem Wort, auch dann, wenn er uns durch besondere Umstände oder persönliche Führung leitet. Und wenn unser Herr in außergewöhnlichen Situationen auch auf außergewöhnliche Weise redet, wie durch den Traum des bengalischen Zauberers, dann führt dieses Reden Gottes am Ende immer in das Wort Gottes und die Bibel hinein und niemals davon weg. Dies ist ja die Not mit der ganzen spirituellen Welle, die heute auch mehr und mehr den Evangelikalismus erfasst. Einmal ganz abgesehen davon, dass dabei schon von vornherein eine Vermischung mit mystischen und esoterischen Einflüssen stattfindet, führen die angepriesenen spirituellen Praktiken von der Bibel weg, auf eine andere Erfahrungsebene und eben nicht zum Wort hin und in das Wort Gottes hinein.

Der lebendige Gott ist ein Gott der redet. Nach dem Zeugnis der Schrift spricht er auch durch die Schöpfung zu den Menschen. Er redet durch Erdbeben und Naturgewalten. Aber all dieses Reden soll uns Menschen dahin führen, ihn dort zu suchen und ihn dort zu uns reden zu lassen, wo er sich ein für allemal geoffenbart hat: In Jesus Christus und damit untrennbar verbunden in seinem lebendigen und wirksamen Wort.

Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer, als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpft ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.

Hebräer 4,12-13


  1. John MacArthur: „Gefunden: Gottes Willen“, Bielefeld: Christliche Literaturverbreitung,2010. 

  2. Benedikt Peters, „Der Heilige Geist : Gaben, Werk, Wirkungen“, Bielefeld : Betanien, 2003, S. 126-136. 

  3. Bert Ott: „Wenn aber kommen wird das Vollkommene“, in: BuG 2/1986, S. 163-167. 

  4. Fritz Binde: „Vom Geheimnis des Glaubens“, Wuppertal: Verlag und Schriftenmission der Evang. Gesellschaft, 1979, S. 17-18.