Karl Jaroš ist bekannt für sein unabhängiges Denken, das Positionen der liberalen Theologie mit neuen Argumentationsansätzen hinterfragt. Das Buch bietet zunächst eine ausführliche Einleitung in das Markusevangelium (15–184) mit anschließendem Kommentar (185–371).
Anhand der frühesten Abschriften zeigt Jaroš zunächst auf, dass die von der liberalen Theologie postulierten Vorformen des Evangeliums aus der Textgeschichte „in den Bereich der Phantasie zu verweisen“ sind (62). Ferner zeigt Jaroš, dass außerkanonisch überlieferte Jesusworte (z.B. das Thomasevangelium) so geringe Ähnlichkeit mit dem Markusevangelium aufweisen, dass die Annahme gemeinsamer Quellen oder kreativ erfundener Jesusworte für das Markusevangelium nicht plausibel ist (81). Vielmehr tragen die Jesusworte des Markusevangeliums Kennzeichen authentischer apostolischer Überlieferung, die viel früher als außerkanonische Quellen zu datieren sind (81).
Jaroš, Karl. Das Evangelium nach Markus. Einleitung und Kommentar. Mainz: Patrimonium-Verlag 2016. 412 S., Paperback 34,80 €. ISBN: 978-3-86417-073-7
Damit ist auch schon der Weg in die Fragen der Verfasserschaft und Datierung gewiesen: Jaroš schließt sich nach Auswertung der altkirchlichen Quellen einer Frühdatierung des Evangeliums zwischen 41-54 n.Chr. an und sieht Petrus als apostolischen Augenzeugen hinter dem von Johannes Markus verfassten Evangelium (116). Die Frühdatierung ist bei Jaroš nicht unwesentlich durch seine schon in anderen Büchern verfochtene Identifizierung des Papyrusfragments 7Q5 als Teil des Markusevangeliums beeinflusst. Die Identifizierung wird mittlerweile jedoch von den meisten Forschern abgelehnt, so dass die Argumente von Jaroš gegenüber einer Entstehung des Evangeliums in den 60er Jahren des 1. Jhs. nicht mehr stark ins Gewicht fallen. Dennoch zeigt Jaroš auf, dass eine Spätdatierung, wie sie in der liberalen Theologie vertreten wird, nicht mit den Befunden zu vereinbaren ist.
Auf die ausführliche Einleitung folgt ein Kommentar zum Markusevangelium, bei dem jeweils der griechische Text und eine Übersetzung des Autors abgedruckt werden (185–371). Dabei nennt Jaroš immer wieder interessante Aspekte und zieht auch archäologische oder jüdische Quellen zur Interpretation heran. Der Kommentar bleibt dennoch eher kurz gehalten und bietet eher selektive Einsichten als eine durchgängige, dem Textfluss folgende Auslegung.
Fazit: Insgesamt ist der Kommentar eine hilfreiche Ergänzung zu anderen Auslegungen und besticht durch eine gute Argumentation bezüglich der Verfasserschaft und Authentizität des Evangeliums sowie durch einige interessante Aspekte im Kommentarteil.