Man kann oft den Eindruck bekommen, das Evangelium der Bibel werde in der modernen Gesellschaft nicht mehr gebraucht. Das liegt nach meiner Beobachtung vor allem daran, dass die Welt sich ein alternatives Evangelium geschaffen hat. Es ist in seinen Strukturen dem biblischen Evangelium auffällig ähnlich. Ein Blick auf die Inhalte zeigt jedoch, dass es auf einem Fundament aus Sand gebaut ist.
Rechtfertigung: Der Mensch will nicht nur gerecht behandelt werden, er will auch selber gerecht sein. Sein Gewissen soll ihn rechtfertigen und ihm bestätigen: „Du bist gut.“ Weil das allein nicht reicht, will man auch Rechtfertigung von außen. Manchen reicht es, wenn sie der Meinung der Mehrheit folgen. Andere brauchen zusätzlich eine Instanz, die ihnen vermittelt: „Du bist in Ordnung. Du glaubst das Richtige und handelst gut.“
Gewissheit: Sicheres Wissen, mit dem man die eigene Ungewissheit vertreiben kann, soll „die Wissenschaft“ bieten. Wenn ein Wissenschaftler oder Experte etwas sagt, dann kann man sich darauf verlassen. Wer beobachtet, dass die sich nicht einig sind oder sich korrigieren müssen, verlegt sich auf die „überwiegende Mehrheit“ der Wissenschaft als Fundament. Im Allgemeinen gelten die „neuesten Erkenntnisse“ als die richtigen und man kann ihnen „folgen“.
Hoffnung: Den meisten reicht die Hoffnung auf persönliches Glück im äußeren Wohlstand. Gegründet ist sie darauf, dass es weitergeht mit der ständigen Verbesserung der Lebensumstände. Natürlich kommen Zweifel auf, ob das realistisch ist. Wird der Klimawandel bald alles zerstören oder Flüchtlinge uns arm machen? Brechen Seuchen aus oder kommt es zum Kollaps des Wirtschaftssystems? Die Hoffnung bleibt, dass man vorher nach unbeschwertem Leben schmerzlos stirbt, wenn man es selber will.
Das Ganze ist ein Evangelium ohne Gott, das vom Glauben an sich selbst und das Gute im Menschen lebt. Das Evangelium der Bibel ist anders. Es schildert den Zustand des Menschen realistisch als begrenzt, oft vom Bösen bestimmt, schwach und sterblich. Aber weil Gott in Christus selber Mensch wurde und mit seinem Sterben und Auferstehen das Böse und den Tod besiegt hat, gibt es echte Hoffnung. Die Hoffnung speist sich aus dem Geschenk eines Lebens im Vertrauen auf Jesus Christus. Ich darf in guten und bösen Tagen mit und für Gott leben. Der Tod wird uns nicht scheiden, sondern die Gemeinschaft mit Gott geht ohne Schuld und Leid für immer weiter. Dessen darf ich mir gewiss sein, weil ich von Gott gerechtfertigt bin. Er hat sein Urteil über mich gesprochen, zuerst in seinem Gesetz und dann als er Christus an meiner Stelle sterben ließ und sein Opfer als gerechtmachend bestätigte, als er ihn auferweckte. Ich darf jetzt sagen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, begraben in seinen Tod und auferstanden. Nun lebe ich nicht mehr für mich, sondern Christus lebt in mir und ich für ihn zur Ehre Gottes.“ (Gal 2,19-20; Kol 2,12; Röm 6,3-5; Phil 1,20-21). Die Gewissheit darüber habe ich erstens, weil Gott in der Geschichte der Welt sichtbar gehandelt hat, zweitens hat er es durch die Offenbarung seines Wortes in der Bibel zuverlässig verkündet und drittens bindet mich sein Heiliger Geist im Glauben an Christus, so dass ich in ihm Zuversicht haben kann.